Paul Kletzki
Konzertmusik für Holzbläser, Pauke und Streichorchester op. 25
Andrzej Czajkowski
Konzert für Violine und Orchester
(Deutsche Erstaufführung)
Pjotr Tschaikowsky
Orchestersuite Nr. 3 G-Dur op. 55
Andrey Boreyko
Dirigent
Andrey Boreyko - Dirigent
Als Chefdirigent und künstlerischer Leiter des traditionsreichen Warschauer Philharmonischen Orchesters steht Andrey Boreyko gleichwohl für eine moderne Ausrichtung des Repertoires. Neben den Konzerten in Warschau ging er in dieser Saison mit dem Orchester auf Tournee durch Polen und in die USA. Dort kreuzten sich die Wege mit dem Philharmonischen Orchester Naples in Florida, wo Boreyko ebenfalls Chefdirigent ist, eine Position, die er 2022 nach acht Jahren abgibt. Zu den bedeutenden Projekten, die er in den USA initiiert hat, gehörte die Gegenüberstellung der Ballettmusik von Igor Strawinskys „Pulcinella“ und „Der Feuervogel“ mit zeitgenössischen Kunstwerken der belgischen Künstlerin Isabelle de Borchgrave, die sich ihrerseits von den Ballets Russes inspirieren ließ. Andrey Boreyko gab zudem eine Reihe von Werken in Auftrag (u.a. an Giya Kancheli) und kombinierte diese im Rahmen einer Ausstellung mit Kunst von Picasso und Calder.
Darüber hinaus dirigierte Andrey Boreyko ausgedehnte Tourneen des Staatlichen Akademischen Sinfonieorchesters Russlands, des Orchestra Filarmonica della Scala sowie Konzerte des Seoul Philharmonic, Orquesta Sinfónica de Galicia, Sinfonica Nazionale RAI, Sinfonia Varsovia, Mozarteum Orchester Salzburg. Von Sydney bis Toronto und in zahlreichen US-amerikanischen Metropolen war er in den letzten Jahren ebenso als Gastdirigent eingeladen wie in Berlin, Dresden, Leipzig, Wien, Stockholm, Bamberg, München, Florenz, London, Paris, Zürich und Rotterdam. Beim Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin (RSB) war er seit 2000 mehrfach zu Gast, zuletzt geplant 2020, was allerdings coronabedingt nicht stattfinden konnte.
Immer wieder setzt sich Andrey Boreyko für zeitgenössische Musik der Postmoderne ein, darunter 2017 in Stockholm für die russische-schwedische Komponistin Victoria Borisova-Ollas. Auf CD sind unter seiner Leitung Werke von Arvo Pärt, Walentyn Sylwestrow, Dmitri Schostakowitsch, Witold Lutosławski und Mikolaj Górecki erschienen, von letzterem u.a. die Sinfonie Nr. 4, nachdem Andrey Boreyko mit dem London Philharmonic Orchestra die Uraufführung und anschließend die amerikanische Erstaufführung mit dem Los Angeles Philharmonic Orchestra dirigiert hatte.
Frühere Stationen in Andrey Boreykos Laufbahn umfassten Chefdirigentenstellen bei der Jenaer Philharmonie, den Hamburger Symphonikern, dem Berner Sinfonieorchester, den Düsseldorfer Symphonikern, dem Winnipeg Symphony und dem Orchestre National de Belgique.
Ilya Gringolts
Violine
Ilya Gringolts - Violine
Der russische Geiger Ilya Gringolts überzeugt mit hochvirtuosem Spiel und feinsinnigen Interpretationen. Als gefragter Solist widmet er sich neben dem großen Orchesterrepertoire auch zeitgenössischen und selten gespielten Werken. Kompositionen von Peter Maxwell Davies, Christophe Bertrand, Bernhard Lang, Beat Furrer und Michael Jarrell wurden von ihm uraufgeführt. Daneben gilt sein künstlerisches Interesse der historischen Aufführungspraxis; virtuoses Repertoire von Paganini, Locatelli oder Leclair schmücken seine Konzertprogramme. 2022 erfolgte die Uraufführung seines Arrangements von Beethovens „Diabelli-Variationen“. Ilya Gringolts konzertierte mit namhaften Orchestern wie dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, dem City of Birmingham Symphony Orchestra, dem BBC Symphony Orchestra, dem Royal Stockholm Philharmonic Orchestra, dem Israel Philharmonic Orchestra, den Wiener Symphonikern sowie dem Mahler Chamber Orchestra. Beim RSB ist er zum ersten Mal zu Gast.
Play-Conduct-Projekte führten ihn jüngst mit dem Australian Chamber Orchestra, dem Franz Liszt Chamber Orchestra, der Camerata Bern und dem Ensemble Resonanz zusammen. Für seine mit dem „Diapason d’Or“ und „Gramophone Editor’s Choice Award“ prämierte Einspielung von Locatellis L’Arte del violino leitete er das Finnish Baroque Orchestra ebenfalls vom Pult aus. Als Kammermusiker arbeitet er mit Künstlern wie Yuri Bashmet, Itamar Golan, Peter Laul, Nicolas Altstaedt, Andreas Ottensamer und Jörg Widmann zusammen und ist außerdem Primarius des 2008 gegründeten Gringolts Quartet, das seither mit Auftritten u.a. bei den Salzburger Festspielen, beim Edinburgh international Festival, beim Lucerne Festival oder am Teatro La Fenice in Venedig Erfolge feiert. Im Sommer 2020 gründete Ilya Gringolts gemeinsam mit Ilan Volkov die „I&I Foundation zur Förderung zeitgenössischer Musik“, die Aufträge an junge Komponistinnen und Komponisten vergibt. Eine erste Serie kurzer Solowerke entstand bereits 2021/2022.
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Namen und Identitäten
Tschaikowsky – der Name ist Programm. So darf ein Werk des großen Peter nicht fehlen im Programm von Andrey Boreyko. Der Dirigent, immer wieder gut für überraschende Programmideen abseits der viel begangenen Pfade, wählt keine der berühmten Sinfonien, sondern die seinerzeit (1855) triumphal gefeierte Suite für Orchester Nr. 3. Und stellt daneben ein Violinkonzert von Czajkowski. Der polnische Namensvetter (1935-1982) erhielt diesen Namen als Sechsjähriger auf der Flucht vor den Nationalsozialisten und behielt ihn lebenslang bei. Das Manuskript des 1964 entstandenen Violinkonzertes wurde nach Czajkowskis Tod zwischen Wäschestücken in einem Korb gefunden und 2021 von Ilya Gringolts und Andrey Boreyko in Warschau uraufgeführt – als CD-Aufnahme, pandemiebedingt ohne Publikum.
Auch Paul Kletzki findet sich in verschiedenen Schreibweisen seines Namens. Geboren 1900 als Paweł Klecki in Łódź, gehört der jüdische Dirigent und Komponist zu jenen Zahllosen, die von den politischen Verwerfungen des 20. Jahrhunderts entwurzelt und umhergestoßen worden sind. Seine Musik verdient absolut, gehört zu werden!
Radioübertragung DLF Kultur, Sendung 26.02.2023
Konzerteinführung: 19.10 Uhr, Ludwig-van-Beethoven-Saal, Konzerteinführung von Steffen Georgi