RIAS Kammerchor Berlin

RIAS Kammerchor Berlin © Matthias Heyde

Vor 70 Jahren gegründet, setzt der RIAS Kammerchor heute Maßstäbe in nahezu allen Bereichen der Musikkultur – von gefeierten historisch informierten Interpretationen der Renaissance und des Barock über Werke der Romantik, die nicht selten bei den Hörern zu einer neuen Klangvorstellung der Musik des 19. Jahrhunderts führen, bis hin zu anspruchsvollsten Uraufführungen, in denen die Möglichkeiten zeitgenössischer Vokalmusik ausgelotet und neu definiert werden. Gemeinsam mit dem „Verein der Förderer und Freunde des RIAS Kammerchors“ entwickelt er in der Reihe „ForumKonzert“ an ungewöhnlichen Orten Berlins neue Konzertformen und Konzepte intermedialen Musizierens. Längst sind die ForumKonzerte nicht mehr nur ein Geheimtipp – sie genießen Kultstatus.
Aus der musikalischen Vorreiterschaft erwächst eine kulturelle und gesellschaftliche Verantwortung, der sich der RIAS Kammerchor leidenschaftlich und intensiv annimmt. „KlasseKlänge“, Schulchorpatenschaften, Konzerteinführungen durch Schüler, Förderungen im Dirigentenforum oder in der Akademie für fortgeschrittene Gesangsstudierende sind nur einige Aspekte eines umfangreichen Bildungs- und Vermittlungsprogramms. Auf Konzerttourneen durch Europa und zu den bedeutenden Musikzentren weltweit fungiert der RIAS Kammerchor als Kulturbotschafter Deutschlands und führt auch mit seinen Gastspielen das wertvolle Erbe der deutschen Chorkultur ins 21. Jahrhundert. Kurz gesagt: Der RIAS Kammerchor ist einer der zehn besten Chöre der Welt (Gramophone, 2010).
Seine Geschichte beginnt in jener Stunde Null, die das Ende des Zweiten Weltkriegs in Deutschland bedeutete: Nach der Aufteilung Berlins in vier Besatzungssektoren stand der Berliner Rundfunk zunächst unter der Verfügungsgewalt sowjetischer Behörden. Als Reaktion darauf gründete sich im Februar 1946 unter US-Ägide buchstäblich aus dem Nichts ein eigener Rundfunk im Amerikanischen Sektor: der RIAS.
Der Bariton und Dirigent Herbert Froitzheim wurde mit dem Aufbau eines Kammerchors betraut. Am 15. Oktober 1948 war der RIAS Kammerchor geboren. 1954 übernahm Günther Arndt die Position des Chefdirigenten. In den 18 Jahren seiner Tätigkeit vor dem Kammerchor setzte er neue Akzente insbesondere im Bereich der zeitgenössischen Musik. So führte er im März 1958 im Rahmen eines breit angelegten Aufnahmeprojektes des RIAS zur Zweiten Wiener Schule den 50. Psalm in der Vertonung von Arnold Schönberg in hebräischer Sprache auf, ein damals erst acht Jahre altes Werk.
Mit Beethovens Ode „An die Freude“ eröffnete der RIAS Kammerchor mit den Berliner Philharmonikern unter Herbert von Karajan am 15. Oktober 1963 jenen Konzertsaal, in dem der Chor bis heute regelmäßig zu hören ist: die Berliner Philharmonie.
Führende Künstlerpersönlichkeiten der jüngeren Vergangenheit und Gegenwart haben mit ihren Chefdirigaten den RIAS Kammerchor geformt und geprägt. Uwe Gronostay (1972–1986) stellte die Weichen hin zur historischen Aufführungspraxis und entwickelte jenen gleichermaßen schlanken wie kraftvollen Kammerchor-Klang, für den der Chor heute exemplarisch steht. Marcus Creed (1987–2001) gelang die zunehmende Internationalisierung des RIAS Kammerchores, gerade auch durch die Verbindung von Alter und Neuer Musik. Daniel Reuss (2003–2006) rückte die klassische Moderne ins Zentrum und stärkte die Bindungen zu Kooperationspartnern im In- und Ausland. Hans-Christoph Rademann, der 2007 das Amt des Chefdirigenten übernahm und bis Sommer 2015 innehatte, erweiterte das inhaltliche und klangliche Ausdrucksspektrum und legte einen besonderen Akzent auf die mitteldeutsche Musikgeschichte des 17. –19. Jahrhunderts.
Seit der Konzertsaison 2017/2018 ist Justin Doyle Chefdirigent und Künstlerischer Leiter des RIAS Kammerchors.
Zahlreiche Auszeichnungen und Preise dokumentieren den künstlerischen Weg und die hohe internationale Reputation des RIAS Kammerchores: Der Preis der Deutschen Schallplattenkritik, der Gramophone Award, der Choc de l’annee, der ECHO Klassik oder der Prix Caecilia sind nur einige der vielen Ehrungen. 2012 erhielt der RIAS Kammerchor den Ehrenpreis „Nachtigall“ der Jury des Preises der deutschen Schallplattenkritik. Eine beständige und erfolgreiche Zusammenarbeit verbindet den Chor mit René Jacobs, der Akademie für Alte Musik Berlin, dem Freiburger Barockorchester und dem Münchener Kammerorchester unter Alexander Liebreich. Zudem arbeitet der RIAS Kammerchor mit Dirigenten wie Sir Simon Rattle, Yannick Nézet-Séguin, Andrea Marcon, Thomas Hengelbrock, Florian Helgath, Ottavio Dantone und Rinaldo Alessandrini zusammen.
Der RIAS Kammerchor ist ein Ensemble der Rundfunk Orchester und Chöre GmbH (roc berlin).
Gesellschafter sind Deutschlandradio, die Bundesrepublik Deutschland, das Land Berlin und der Rundfunk Berlin-Brandenburg.