Hani Mojtahedy

Hani Mojtahedy © Halo Lano

Hani Mojtahedy ist eine renommierte kurdische Sängerin, die in ihrem Werk traditionelle persische Musik und kurdische Texte mit zeitgenössischen Einflüssen verbindet. Im Jahr 2000 begann Mojtahedi professionell zu singen und gründete die erste iranische Band, die ausschließlich aus Musikerinnen bestand. Die Auftritte der Band wurden vom Iranischen Ministerium für Kultur und Islamische Führung zwar erlaubt, allerdings nur unter der Bedingung, dass keine Männer im Publikum anwesend sein durften. In der Islamischen Republik ist es für Frauen verboten vor Männern zu singen, Fotos der Gruppe oder ihrer Auftritte waren ebenfalls untersagt.

Nachdem sie jahrelang innerhalb der Strukturen der iranischen Gesellschaft gearbeitet hatte, entschied Mojtahedy, dass die religiösen Gesetze ihr kreatives Potenzial und ihre künstlerische Freiheit in einem ausschlaggebendem Maße einschränkten. Im Jahr 2004 traf sie die schwierige Entscheidung, ihre Familie im Iran zu verlassen und nach Berlin zu ziehen, um ihre Karriere weiter zu verfolgen. Schon bald erhielt sie breitere Anerkennung und begann, im Fernsehen und auf internationalen Musikfestivals aufzutreten.

Mojtahedy ist ein Vorbild für viele Frauen im Iran. Sie ist politisch aktiv, setzt sich für die Unabhängigkeit der kurdischen Minderheit im Iran ein und ist zudem eine Verfechterin der Menschenrechte. Ihre Texte handeln von persönlichen Themen wie Grenzkonflikten, Frauenrechten, dem Bruch mit Konventionen und den Paradoxien des modernen Lebens. Mojtahedys Song “Azadi” (zu Deutsch “Freiheit”) wurde zur Unterstützung der Proteste im Iran im Winter 2017 geschrieben. Das Lied prangert die Unterdrückung und Verfolgung der kurdischen Autonomiebewegung an. Das begleitende Musikvideo zeigt die verschiedenen Protestwellen gegen die Islamische Republik seit 1979, eine Darstellung der zyklisch wiederkehrenden Hoffnung auf Veränderung, gefolgt von Unterdrückung. Mojtahedy hat mit Rockmusiker:innen, traditionellen Instrumentalist:innen und sogar mit dem Tschechischen Nationalen Symphonieorchester für die von Dilshad Said komponierte kurdische Symphonie “Peshmerga” zusammengearbeitet. Ihre Melodien sind von Pop und traditioneller kurdischer Musik beeinflusst. Seit sie nach Berlin gezogen ist, fließen auch mehr elektronische Elemente in ihre Musik ein. Zuletzt arbeitete Mojtahedy mit LABOUR zusammen, die ebenfalls Residents im Sound Studio von Callie’s sind. Zu deren Debütalbum nine-sum sorcery steuerte Hani Mojtahedy eindringliche Vocals bei, die auf Interpretationen kurdischer und persischer Verse basieren. Zu ihren Alben gehören Dayk (2010); Shaw (2019); Skala (2019); Babylon Orchestra (2020) und Nour (2020).