Mo 23.12.2024
Weihnachts-
oratorium
Johann Sebastian Bach
Weihnachtsoratorium BWV 248
Kantaten Nr. 1-6
Pause nach Kantate Nr. 3
Vladimir Jurowski, Dirigent
Julia Grüter, Sopran
Ulrike Malotta, Alt
Kieran Carrel, Tenor (Evangelist und Arien)
Andreas Wolf, Bass
Vocalconsort Berlin
Ralf Sochaczewsky, Choreinstudierung und Assistent des Chefdirigenten
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Das Konzert wird am 26.12.24 um 20.03 Uhr bei Deutschlandfunk Kultur übertragen.
Sebastian Kohlhepp, der heute Abend die Evangelistenpartie singen wollte, ist leider kurzfristig erkrankt. An seiner Stelle übernimmt der junge Tenor Kieran Carrel zusätzlich diese wichtige Aufgabe. Herzlichen Dank, Kieran Carrel!
Auch Dorothee Mields musste ihre Mitwirkung leider krankheitsbedingt absagen. Wir freuen uns sehr, dass die Sopranistin Julia Grüter sich bereit erklärt hat, die Partie im Weihnachtsoratorium zu übernehmen.
Foto- und Videoaufnahmen sind während des Konzerts nicht gestattet.
Podcast "Muss es sein?"
Werkeinführung von Steffen Georgi
Weihnachten mit Bach
Jauchzet, frohlocket – endlich ist es einmal so weit, dass Vladimir Jurowski und das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin im seit vielen Jahren vom RSB gestalteten Konzert am Vorabend des Heiligen Abends in der Berliner Philharmonie DAS Weihnachtsoratorium auf das Programm gesetzt haben. So mögen wohl viele von Ihnen denken, liebes Publikum, der ausverkaufte Saal beweist es. Und dies, obwohl mit allen sechs von Johann Sebastian Bach für das Weihnachtsoratorium komponierten Kantaten kein kurzer Abend bevorsteht! Ein kurzweiliger indes umso mehr. Begeben wir uns also hinein in den Kosmos der Bachschen Musik, dargebracht zum Fest der Geburt Jesu Christi – und zugleich weit darüber hinausreichend, was das Weihnachtsoratorium zu einem universellen Fest der Musik auch für Menschen außerhalb des christlichen Glaubens werden lässt. Bach höchstselbst reicht uns für diese glaubensübergreifende Ansicht die Hand!
Wohltemperiert?!
Vielleicht kennen Sie das Bild des Klavierstimmers, der, über Ihr Klavier gebeugt, konzentriert in die Saiten hineinhorcht und die Schwebungen zählt. Um alle 24 Tonarten gleichermaßen abbilden zu können, „verstimmt" unsere moderne Stimmung alle Intervalle leicht entgegen der reinen Obertonreihe. Die dadurch entstehenden Interferenzen führen dazu, dass die Intervalle „schweben“. Daher wird diese Stimmung „gleichschwebend“ genannt. Bach lebte in einer Zeit des Überganges: Die bis Anfang des 18. Jahrhunderts vorherrschende Stimmung, die sogenannte Mitteltönigkeit, hatte perfekt reine, schwebungsfreie Terzen. Musizieren war in dieser Stimmung aber nur in einer begrenzten Anzahl an Tonarten möglich.
Da Komponisten wie Bach aber den möglichen Tonraum erweitern wollten, wurde die „Mitteltönigkeit“ schrittweise von der sogenannten „wohltemperierten“ Stimmung verdrängt. Sie klingt rund um C-Dur wunderbar rein; mit zunehmender Anzahl der Vorzeichen werden die Terzen aber immer größer (und beginnen zu schweben). Auf der anderen Seite ist dafür die Verwendung aller 24 Tonarten möglich.
Aus diesem Grunde bevorzugte Johann Sebastian Bach diese Stimmung, schließlich war nur so die Komposition zum Beispiel seines „Wohltemperierten Klaviers“ möglich. Wir nutzen in unserem heutigen Konzert die sogenannte „Bach-Kellner-Stimmung“ (aus historischen Quellen abgeleitet von dem Musikwissenschaftler Herbert Anton Kellner), mutmaßlich der Stimmung Bachs am nächsten kommend, die sich immer noch deutlich von der modernen „gleichschwebenden“ Stimmung unterscheidet. Insbesondere die Quinten sind deutlich enger - im Interesse möglichst reiner Terzen. Daher stimmen die Streicher des RSB heute Abend anders ein, als man es aus „normalen“ Sinfoniekonzerten gewohnt ist. Sie nehmen der alten Tradition folgend die Töne jeder Saite einzeln von der Orgel ab. Wir wünschen ihnen ein wohlklingendes Konzert!
Ralf Sochaczewsky
Johann Sebastian Bach
Weihnachtsoratorium BWV 248
Kantaten Nr. 1-6
DAS Weihnachtsoratorium
Johann Sebastian Bach, seit 1723 Thomaskantor zu Leipzig, war zuständig für die Kirchenmusik an beiden Hauptkirchen der Stadt, St. Nikolai und St. Thomas, zuständig für die Komposition immer neuer Kirchenkantaten, zuständig für deren aufführungspraktische Einrichtung (Abschreiben der Chor- und Orchesterstimmen) und für deren Einstudierung, zuständig für die instrumentale Begleitung jedes einzelnen Gottesdienstes, zuständig für die Ausbildung des Knabenchores (der Thomaner) und der eingesetzten Instrumentalisten.
Omnipräsenz hat ihren Preis
Dieses riesige Arbeitspensum warf kaum genügend Geld ab, um die große Bach-Familie zu ernähren. Also übernahm Bach 1729 zusätzlich die Leitung des ehedem von Telemann gegründeten studentischen „Collegium musicum“ in Leipzig, was ihm Aufträge und Gelegenheiten zu Konzertaufführungen verschaffte. Überdies ließ die Inthronisation des sächsischen Kurfürsten Friedrich August II. zum polnischen König August III. im Jahre 1733 Bach auf einen imagefördernden Hoftitel in Dresden hoffen. Die dreijährige Zeit des Wartens verkürzte er durch diverse Huldigungsmusiken zu repräsentativen Anlässen für die Mitglieder der königlichen Familie. So brachte er sich wiederholt dezent in Erinnerung – nicht mit mittelmäßiger Dutzendware, sondern mit echten „Knallern“. Das erklärt die herausragende Qualität der sogenannten Huldigungskantaten.
Ein Kapellmeister und Kantor, der mehrere Kantaten-Jahrgänge (pro Sonntagsgottesdienst plus Feiertage des Kirchenjahres je eine Kantate) bereits realisiert hatte, der Riesenwerke wie die Johannes- und Matthäuspassion vorgelegt, der gewaltige Kompendien wie die beiden Bände des Wohltemperierten Klaviers und anderes mehr zu leisten imstande war, ein solcher Komponist dachte nicht von zwölf bis Mittag. Der schrieb nicht schnell mal eine Kantate, weil er sie vergessen hatte, der lebte nicht von der sprichwörtlichen Hand in den Mund, auch wenn er kurzfristige Aufträge schnell zu erfüllen vermochte, sondern der plante sein kompositorisches Œuvre, vielleicht sein gesamtes Leben über Wochen, Monate, wenn nicht Jahre im Voraus. Dass er dabei an seine Belastbarkeitsgrenzen geriet, ist kein Ausnahmefall und ihm nicht vorzuwerfen, erst recht nicht aus heutiger Sicht.
Gelegenheitsmusik, Verlegenheitsmusik?
Es zeichnet die Arbeitsweise von Johann Sebastian Bach aus, dass er ökonomisch dachte und dabei trotzdem den vollen künstlerischen Anspruch aufrecht erhielt, ja ständig steigerte. So hätte er bestimmt auch 1734 für jeden Weihnachtstag eine Kantate komponieren können wie in den Jahren zuvor – und fertig. Um ein größeres, zusammenhängendes, repräsentatives Werk (für die damals noch drei Weihnachtsfeiertage am 25., 26., 27. Dezember, Neujahr, den Sonntag nach Neujahr und das Epiphaniasfest am 6. Januar) hatte ihn niemand gebeten. Er aber stellte sich dieser persönlichen Herausforderung wie schon im Falle der beiden Passionen (1724, 1727). Ein wenige Monate nach dem „Weihnachtsoratorium“ komponiertes „Himmelfahrtsoratorium“ und das 1738 aufgeführte „Osteroratorium“ blieben allerdings auf den Umfang etwas ausgedehnterer Kirchenkantaten beschränkt.
Die meisten Arien und Chöre für das Weihnachtsoratorium hat Bach im Wege des Parodie-Verfahrens aus drei weltlichen Huldigungskantaten auf Mitglieder der sächsischen Königsfamilie gewonnen, „Herkules auf dem Scheidewege“ BWV 213 (September 1733), „Tönet ihr Pauken“ BWV 214 (Dezember 1733) und „Preise dein Glücke, gesegnetes Sachsen“ BWV 215 (Oktober 1734).
Was aber spricht gegen eine sorgfältige Ausarbeitung der drei Gelegenheitswerke mit dem Hintergedanken, diese Musik noch einmal in anderem Zusammenhang einem viel größeren Publikum zugänglich zu machen? Eine solche These macht aus dem Weihnachtsoratorium das Gegenteil einer Verlegenheitslösung, nämlich den Inbegriff des kompositorischen Selbstbewusstseins von Bach. Was für den König gerade gut genug war, sollte es für die knauserige Kirchenbehörde zu Leipzig nicht minder sein.
Dass Bach die Absicht einer Weiterverwendung oder gerade Nicht-Weiterverwendung seiner Kompositionen möglicherweise von vornherein mitgedacht hat, wird eindrucksvoll anhand einer vierten zeitlich benachbarten Kantate deutlich, ebenfalls ein Gelegenheitswerk: die Kaffeekantate BWV 211 (1734). Sie ist so originell wie vorzüglich komponiert. Aber ihre musikalische Substanz bleibt – natürlich – beim Weihnachtsoratorium außen vor.
Vertextung statt Vertonung
Parodie-Verfahren heißt: Aus einer fertig komponierten Arie wird der Text entfernt, um durch einen neu geschriebenen ersetzt zu werden. Oder einem Tanzsatz aus einer Suite wird nachträglich ein Text unterlegt. Es handelt sich also im Grunde um den umgekehrten Fall von „Vertonung“. Nicht selten haben mehrere Komponisten ein und dasselbe Gedicht zu einem Lied vertont oder ein Drama als Vorlage für verschiedene Opern verwendet. Niemand stört sich daran, im Gegenteil. Man registriert interessiert die verschiedenen Ergebnisse. Kommt aber ein Dichter auf die Idee, eine komponierte Musik neu zu „vertexten“, macht sich die Kunstwelt spontan lustig darüber. Vielleicht ist es die ursprüngliche Bedeutung des aus dem Griechischen stammenden Begriffes „Parodie“ (Nachahmung mit humoristischer Übertreibung), welche eine solche Reaktion hervorruft.
Im übrigen stand Bach keineswegs allein mit seinem Verfahren. Nahezu alle Komponisten des 17. und 18. Jahrhunderts bedienten sich im Interesse eines persönlichen Stils der „Eigen-Parodie“, ja sie schrieben sogar offiziell voneinander ab – und verstanden das lange vor dem Zeitalter des „Urheberrechts“ als Lob für den jeweils „bestohlenen“ Kollegen, sorgten sie doch auf diese Weise für dessen weitere Verbreitung. Vivaldi etwa profitierte davon nördlich der Alpen. Man bedenke, Noten wurden damals noch weitgehend über handschriftliche Kopien verbreitet. Wie sollte damit ein größeres Publikum über Ländergrenzen hinweg erreicht werden? Auch reisende Musiker waren aufgrund der schieren Verkehrssituation in Europa eher die Ausnahme, von Tonkonserven ganz zu schweigen, deren Erfindung erst auf das späte 19. Jahrhundert datiert.
Niederträchtig oder angemessen?
Wie sehr bereits zu Bachs Lebzeiten um die Zulässigkeit des Parodierens gestritten wurde, mögen zwei gegensätzlich Anschauungen zeigen. Der Musiker Johann Adolph Scheibe, aufgewachsen in Leipzig unter den Augen Bachs, wetterte 1737 in seiner in Hamburg erschienenen Zeitschrift „Der critische Musicus“ gegen jenen fiktiven „Komponisten“, der sich „etliche Schock Opernarien zum Vorrathe aus Italien kommen lasse, so bald er nun eine geistliche Arie nach dem Gloria nöthig hat, so macht er auf eine verliebte und wollüstige Opernarie eine Parodie, und führet sie in bester Andacht auf, gleich als wenn Opernmusic und Kirchenmusic einerley wäre, und als wenn man eben so wollüstig, weichlich und niederträchtig um das höchste Wesen, als um eine unempfindliche Schöne seufzen könte.“
Hingegen hatte sich schon 1721 der Theologe Gottfried Ephraim Scheibel, vertraut mit dem Leipziger Musikleben unter Bachs Vorgänger Johann Kuhnau, als Befürworter des gegenseitigen Durchdringens der Stile gemeldet: „die meisten dencken, alles was fein altvaterisch und einfältig klinget, schicke sich am besten in die Kirche. Kommet nun vor ihr Gehöre eine Cantate, die nach der neuen ungezwungenen Art gesetzet, so verwundern sich etliche drüber, andere aber weil sie dergleichen bey weltlichen Musicken gehöret, dencken flugs es sey eine Sünde, solche freye Composition schicke sich nicht in die Kirche, quasi vero, als wenn die Affecten nicht so gutt dörfften in der Kirche moviret werden, als ausser derselben in einer Opera oder in einem Collegio musico“.
Mit Bedacht gebaut
„Parodie“ mag ein unglückliches Wort für Bachs Baukastenverfahren im Falle des Weihnachtsoratoriums sein, aber es ändert nichts an der schlecht verhohlenen Enttäuschung über das Verfahren an sich, die vor allem die eifrigsten unter den Religionshütern, die Puristen unter den Bach-Freunden und all jene befällt, denen jeglicher Ge-brauch von Musik schon fast wie Miss-brauch vorkommt. Bei genauerem Hinschauen offenbart sich, dass Bach eben nicht nach Belieben in seiner Musik wie in einem Steinbruch gewildert hat, sondern dass er und sein Textdichter erstaunlich planvoll vorgegangen sind. Insofern gibt es keinen Grund, die Nachforschungen über die Wort-Ton-Beziehungen im Weihnachtsoratorium ungeprüft aufzugeben.
So trifft es keineswegs zu, dass die neu geschriebenen Texte die schon vorhandene Musik ignoriert hätten. Bachs vermutlicher Mitarbeiter, Christian Friedrich Henrici (genannt Picander), hatte sich schon im Falle der Matthäuspassion als geschickter Wortkünstler erwiesen, der auf die musikalische Logik und Periodik Bachs, auf spezifische Hervorhebungen und auf den beabsichtigten Duktus einer Arie oder eines Chores präzise einzugehen verstand. Mit großem Einfühlungsvermögen und unter ständiger aktiver Rückkopplung mit Bach verfasste er möglicherweise auch die Texte zum Weihnachtsoratorium. Und Bach nicht minder passte seine Musik vielfach kleinen Textnotwendigkeiten an.
Erzähler und Kommentar
Der abwechslungsreiche Charakter der im Weihnachtsoratorium niedergelegten, historisch folgerichtig voranschreitenden Geschichte von Jesu Geburt beruht auf einem raffinierten dramaturgischen Konzept. Drei Text- und Musikebenen ereignen sich parallel und werden abwechselnd ins Licht gerückt: Die Rezitative des Erzählers verwenden originale Bibeltexte (in Luthers Übersetzung) für die Darstellung der Weihnachtsgeschichte nach den Evangelisten Lukas (Kantaten 1-4) und Matthäus (Kantaten 5 und 6). Sie identifizieren den Erzähler wie in den Passionen als unmittelbar Beteiligten, Mitfühlenden, auch wenn das Weihnachtsoratorium keine tragischen Konflikte auszutragen hat.
Die zweite Ebene kommentiert und reflektiert die Erzählebene in Arien, Accompagnati und Chören. Diese Ebene ist frei getextet und ebenso in Musik gesetzt. Hier herrscht modernes musikalisches Denken, hier brodeln menschliche Gefühle, hier streift das geistliche Oratorium die Sphäre der Oper. So sind fast alle Arien im Da-capo-Stil gehalten, eindeutig wortbetont und virtuos für die Sänger komponiert.
Der Choral
Die dritte Ebene bilden die Choräle. Seit Martin Luther und mit Hilfe von Paul Gerhardt und anderen Kirchenliedverfassern war das Kirchengesangbuch zur tragenden Säule des evangelischen Gottesdienstes geworden. Die Melodien entstammten oft volkstümlichen, weltlichen Gesängen. Luther selbst meinte, der Teufel solle nicht alle schönen Weisen für sich behalten und dichtete sein Weihnachtslied „Vom Himmel hoch, da komm ich her“ auf die Melodie des profanen Rätselliedes „Ich komm aus fremden Landen her“. Aus dem Liebeslied „Mein G’müt ist mir verwirret“ von Hans Leo Haßler wurde der Sterbegesang „Herzlich tut mich verlangen“, der wiederum von Paul Gerhardt 1635 für den Adventschoral „Wie soll ich dich empfangen“ benutzt wurde – Beispiele für Parodien der besonderen Art!
Die Choräle dienten als wichtige geistige und geistliche Sammelpunkte im Kirchenraum, bei denen sich die Gemeinde über alle sozialen Schranken hinweg sogar physisch vereinigte – gemeinsam singend. Bach dachte gar nicht daran, diese Tradition durch Neukompositionen auszuhebeln, er vertiefte und bereicherte die schmucklosen Luther-Choräle und Gerhardt-Lieder lediglich auf sehr persönliche Art durch einen kunstvoll-schlichten vierstimmigen Chorsatz – und schuf damit den berühmten Bach-Choral. Besonders die Schlusschoräle aller sechs Kantaten des Weihnachtsoratoriums führen Bachs stupende Fähigkeit vor Ohren, eine einfache Melodie in einen prächtig ausgeschmückten und glanzvoll erhabenen Chor- und Orchestersatz zu verwandeln.
„Jauchzet, frohlocket, auf, preiset die Tage“
Schon der Eingangschor der ersten Kantate könnte plastischer nicht ausdrücken, was die Gemeinde bewegt angesichts der Geburt des Heilands. „Lasset das Zagen, verbannet die Klage, stimmet voll Jauchzen und Fröhlichkeit ein“ – beschreibt der Text, was sein Verfasser hörend der Musik entnommen hat. Und es mutet wie ein roter Teppich für Bachs Ideen an, wenn die Sänger fortfahren: „Dienet dem Höchsten mit herrlichen Chören“.
Vor so viel Textlob der Parodie für die Musik verblasst schier die Genialität der ursprünglichen Fassung dieses Chores in der Kantate BWV 214: „Tönet ihr Pauken, erschallet Trompeten, klingende Saiten erfüllet die Luft“ Bach hat dort dermaßen unmittelbar und geschickt am Text entlangkomponiert, dass der Verdacht aufkommt, schon Text und Musik der weltlichen Version (Textdichter unbekannt) könnten das eng verzahnte Gemeinschaftswerk zweier Gleichgesinnter gewesen sein, womöglich ein und derselben Person...
Worin auch sollte der substantielle Unterschied bestehen zwischen Appellen an Weisheit und Güte der weltlichen Herrscher und Jubel über die göttliche Ordnung auf Erden, zwischen sakraler und säkularer Zuversicht auf Versöhnung der Mächtigen und der Ohnmächtigen?
Die tapfere Abkehr von der verlockenden Wolllust zugunsten der Tugend besingt in BWV 213 Herkules auf dem Scheidewege daselbst just mit jener Arie, die pikanterweise im Weihnachtsoratorium die sehnsuchtsvolle Begegnung mit dem Schönsten, dem Liebsten, dem Bräutigam vorbereitet (Nr. 4).
Der Choraltext „Wie soll ich dich empfangen“ (Nr. 5) stammt von Martin Luther. Er erklingt auf die Melodie, die Bach u.a. für „O Haupt voll Blut und Wunden“ (Matthäuspassion) gewählt hat. Choralverse und Choralmelodien gehörten vor Bach nicht ein für allemal zusammen. Erst durch Bach selbst und seine auszierenden und vertiefenden Choralsätze verbanden sie sich so stark, dass wir heute erstaunen, wenn wir eine bekannte Choralmelodie mit verschiedenen Texten hören.
„Großer Herr, o starker König“ (Nr. 8) – der Heiland muss mit der gleichen Trompetenpracht durch die Lande reisen wie weiland die Fürstinnen durch Sachsen. Die Arie ist neu getextet auf ehemals „Kron und Preis gekrönter Damen“ aus BWV 214, auch wenn Jesus Christus laut Weihnachtsoratorium gerade nicht „der Erden Pracht“ achtet. Der Gegensatz wird ohrenfällig, wenn der listige Bach im Mittelteil alle instrumentale Pracht schweigen lässt angesichts der „harten Krippen“, in denen der, „der die Welt erhält“ seine frühe Kindheit verbringen musste.
„Und es waren Hirten in derselben Gegend“
Die zweite Kantate hebt ganz und gar wortlos mit einem ausgedehnten Instrumentalsatz an. Es handelt sich um die „Hirten-Sinfonia“, die für manchen Bach-Liebhaber und sogar -Forscher die tiefste, die ergreifendste Komposition innerhalb des Weihnachtsoratoriums ausmacht. Die Sinfonia (Nr. 10), original und ausschließlich für das Weihnachtsoratorium komponiert, ist in ihrem wiegenden, symbolträchtigen, ‚vollkommenen’ 12/8-Takt ein Inbegriff für Frieden und Geborgenheit, für all jenes, was die Menschen mit der Weih-Nacht ursächlich verbinden. Bach führt zwei Dialogpartner zusammen, beide Zeugen des Wunders der Geburt Christi: die Engel (Geigen und Flöten) und die Hirten (Oboen d’amore und Oboen da caccia). Wie sie „alternieren, in stetem Wechsel von Licht und Schatten mehr und mehr ineinander verzahnt werden und beide Instrumentalchöre sich schließlich zu kunstvoller Achtstimmigkeit vereinen, das ist in der gesamten Musikliteratur ohne Beispiel.“ (Hans-Joachim Schulze)
Das wissende Einvernehmen der Engel und Hirten beeinflusst die gesamte Kantate Nr. 2 und begleitet in Form von Zwischenspielen noch den Schlusschoral (Nr. 23). Zuvor jedoch kommt die Wolllust Jesus einmal gefährlich nahe. Die Arie „Schlafe, mein Liebster, genieße der Ruh“ (Nr. 19) galt dem Herkules in BWV 213 aus dem Munde der attraktiven Verführerin als einlullendes Wiegenlied mit unmissverständlicher Absicht.
„Herrscher des Himmels, erhöre das Lallen“
Ob Bach und sein Textdichter so weit gegangen sein mögen, mit dem Eingangschor zur dritten Kantate (Nr. 24) die spezielle Leipziger Mundart zu charakterisieren? Jedenfalls besang der Chor ursprünglich (BWV 214) kräftige sächsische Baumriesen: „Blühet, ihr Linden, in Sachsen, wie Zedern“.
Das einvernehmliche Duett „Herr, dein Mitleid, dein Erbarmen“ (Nr. 29) besiegelte in der Herkuleskantate BWV 213 die endgültige Hinwendung des Helden zur Tugend: „Ich bin deine, du bist meine, küsse mich, ich küsse dich“ – war aber dort auch nicht neu, sondern ging auf eine noch ältere Verwendung zurück.
Wie ernst Bach und sein Textdichter ihre selbstgestellte Aufgabe eines „Weihnachtsoratoriums“ nahmen, wird eindrucksvoll dadurch erhellt, dass Bach für den Inhalt der Arie „Schließe, mein Herze, dies selige Wunder fest in deinen Glauben ein“ (Nr. 31) offenbar keine geeignete Vorlage in seinen früheren Werken fand. Diese Arie ist ausschließlich für das Weihnachtsoratorium komponiert worden, sogar in zwei Fassungen, die völlig verschieden voneinander sind. Bach verwarf die erste Version und feilte schlussendlich eine Arie aus, die an introvertierter Innigkeit, an motivischer Dichte, an konzentriert-sparsamer Instrumentalbegleitung nicht ihresgleichen hat.
„Fallt mit Danken, fallt mit Loben“
Die als vierter Teil in Bachs Weihnachtsoratorium eingegangene Kantate bedient sich eines Instrumentalensembles, das von zwei Corni da caccia und zwei virtuosen Soloviolinen geprägt ist. Die beiden Instrumentendoppel korrespondieren jeweils mit einer Vokalkomposition, das Hörnerduo mit dem Eingangschor, einem festlichen Menuett zum Lob sowohl des sächsischen Kurprinzen als auch des auf Erden erschienenen Gottessohnes, das Geigenduo adelt die anmutige „Echo“-Tenorarie, mit der gleichermaßen himmlischer Zuspruch vorausgehört und der kühne Adlerflug des weltlich-fürstlichen Herrschers hin zum bekennenden Christusjünger besungen wird. Im Zentrum der Kantate stehen jedoch zwei ausgedehnte und von Bach sorgfältig ausgeformte Bassrezitative. Sie verbinden eine meditative Reflexion über den als Mensch geborenen Gottessohn mit der Weisheit alter Choraltexte. Bach zaubert mit hinzutretenden Choralstrophen des Soprans sowie der Anmutung eines überirdischen Lichtes, in welchen die ganze Szenerie von schimmernden Streicherklängen getaucht wird.
„Ehre sei dir, Gott, gesungen“
Am Neujahrstag ist Weihnachten noch längst nicht vorüber. Am 1. Januar 1735 erschien in Leipzig der Stern von Bethlehem. Zumindest in Text und Musik. Mit Worten, die Christian Friedrich Henrici (Picander) dem Evangelisten Matthäus abgelauscht hat (während es in den Kantaten 1-4 diejenigen des Evangelisten Lukas waren), begibt sich Bach auf die Spuren der drei Weisen aus dem Morgenland. Bevor in der Kantate Nr. 6 die Verehrung der drei Weisen und die Flucht der Heiligen Familie nach Ägypten betrachtet werden, ist in der fünften Kantate Gelegenheit, die Frage der Weisen „Wo ist der neugeborene König der Juden?“ ins eigenen Innere zu wenden. Wo räume ich dem Respekt vor dem Anderen Raum ein in meinem Selbstverständnis? Was enthält das menschliche Herz an grundsätzlicher Güte? Zwei Oboen d’amore und die Streicher entfalten eine kontemplative Musik in der eher kammermusikalisch besetzten Kantate. Gleichwohl findet sich auch hier der hohe Flug der Bachschen Pracht, namentlich im unermüdlich jubelnden Eingangschor „Ehre sei dir, Gott, gesungen“.
„Herr, wenn die stolzen Feinde schnauben“
Scheinbar am leichtesten hat Bach es sich mit der Kantate Nr. 6 gemacht, indem er sie in das Weihnachtsoratorium als vollständige Kirchenkantate unbekannter Herkunft übernommen hat. Doch nicht nur ihre Tonart D-Dur trägt wesentlich zum geschlossenen Charakter des Gesamtwerkes bei – auch die Kantaten Nr. 1 und Nr. 3 stehen in D-Dur – sondern der Schlusschoral (Nr. 64) der Kantate Nr. 6, ein plastisches Beispiel für das stolze Selbstbewusstsein Bachs und seines Dichters, greift wichtiges musikalisches Material des allerersten Choralsatzes des Weihnachtsoratoriums aus der Kantate Nr. 1 auf. Es liegt also nahe, dass Bach die Einfügung jener Kantate in den Weihnachtszyklus – erweitert um die Evangelistenpartie und einen Choralsatz – von Anfang an geplant hatte.
Dabei war offensichtlich bereits die Vorlage aus älteren Bausteinen gefügt worden. Kein Zweifel besteht beim Eingangschor, dessen munteres Auf und Ab in der geistlichen Parodie mit dem Bild vom gewandten Ausweichen vor „den scharfen Klauen des Feindes“ verknüpft ist, ursprünglich jedoch einem Text aus einer Geburtstagskantate aus dem Jahre 1731 genügte: „So kämpfet nur, ihr muntern Töne, so fallt und steigt und wechselt schöne“.
Ein Beispiel gibt es auch für eine Parodie aus einem (unbekannten) Instrumentalwerk: Der regelmäßige Bau und das ehedem beschwingte Zeitmaß lassen den Ursprung der Sopranarie (Nr. 57) aus einem Tanz- oder Suitensatz vermuten. Überaus festlich, mit schmetternden Trompeten und aufmerksamkeitsheischenden Pauken schließt das Weihnachtsoratorium, nicht ohne sensible Ohren noch einmal zu irritieren wegen der asketisch-kirchentonartlichen Melodiewendungen im Schlusschoral.
© Steffen Georgi
Gesungene Texte
Erster Teil
1. Coro
Jauchzet, frohlocket, auf, preiset die Tage,
rühmet, was heute der Höchste getan!
Lasset das Zagen, verbannet die Klage,
stimmet voll Jauchzen und Fröhlichkeit an!
Dienet dem Höchsten mit herrlichen Chören,
laßt uns den Namen des Herrschers verehren!
2. Evangelista
Recitativo – Tenore
Es ergab sich aber zu der Zeit, daß ein Gebot von dem Kaiser Augusto ausging, daß alle Welt geschätzet würde. Und jedermann ging, daß er sich schätzen ließe, ein jeglicher in seine Stadt. Da machte sich auch auf Joseph aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt David, die da heißet Bethlehem; darum, daß er von dem Hause und Geschlechte David war, auf daß er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe, die war schwanger. Und als sie daselbst waren, kam die Zeit, daß sie gebären sollte.
3. Recitativo accompagnato – Alto
Nun wird mein liebster Bräutigam,
nun wird der Held aus Davids Stamm
zum Trost, zum Heil der Erden
einmal geboren werden.
Nun wird der Stern aus Jakob scheinen,
sein Strahl bricht schon hervor.
Auf, Zion, und verlasse nun das Weinen,
dein Wohl steigt hoch empor!
4. Aria – Alto
Bereite dich, Zion, mit zärtlichen Trieben,
den Schönsten, den Liebsten bald bei dir zu sehn!
Deine Wangen müssen heut viel schöner prangen,
eile, den Bräutigam sehnlichst zu lieben!
5. Choral
Wie soll ich dich empfangen
und wie begegn’ ich dir?
O aller Welt Verlangen,
o meiner Seelen Zier!
O Jesu, Jesu, setze
mir selbst die Fackel bei,
damit, was dich ergötze,
mir kund und wissend sei!
6. Evangelista
Recitativo – Tenore
Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippen, denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.
7. Choral – Soprano, Basso
Er ist auf Erden kommen arm,
Wer will die Liebe recht erhöhn,
die unser Heiland für uns hegt?
daß er unser sich erbarm.
Ja, wer vermag es einzusehen,
wie ihn der Menschen Leid bewegt?
und in dem Himmel mache reich
des höchsten Sohn kömmt in die Welt,
weil ihm ihr Heil so wohl gefällt,
und seinen lieben Engeln gleich
so will er selbst als Mensch geboren werden.
Kyrieleis!
8. Aria – Basso
Großer Herr, o starker König,
liebster Heiland, o wie wenig
achtest du der Erden Pracht!
Der die ganze Welt erhält,
ihre Pracht und Zier erschaffen,
muß in harten Krippen schlafen.
9. Choral
Ach mein herzliebes Jesulein,
mach dir ein rein sanft Bettelein,
zu ruhn in meines Herzens Schrein,
daß ich nimmer vergesse dein!
Zweiter Teil
10. Sinfonia
11. Evangelista
Recitativo – Tenore
Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. Und siehe, des Herren Engel trat zu ihnen, und die Klarheit des Herren leuchtet um sie, und sie fürchten sich sehr.
12. Choral
Brich an, o schönes Morgenlicht,
und laß den Himmel tagen!
Du Hirtenvolk, erschrecke nicht,
weil dir die Engel sagen,
daß dieses schwache Knäbelein
soll unser Trost und Freude sein,
dazu den Satan zwingen
und letztlich Friede bringen!
13. Evangelista
Recitativo – Tenore
Und der Engel sprach zu ihnen:
Recitativo – Soprano
Fürchtet euch nicht, siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volke widerfahren wird. Denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt David.
14. Recitativo – Basso
Was Gott dem Abraham verheißen,
das läßt er nun dem Hirtenchor erfüllt erweisen.
Ein Hirt hat alles das zuvor von Gott erfahren müssen.
Und nun muß auch ein Hirt die Tat,
was er damals versprochen hat,
zuerst erfüllet wissen.
15. Aria – Tenore
Frohe Hirten, eilt, ach eilet,
eh ihr euch zu lang verweilet,
eilt, das holde Kind zu sehn!
Geht, die Freude heißt zu schön,
sucht die Anmut zu gewinnen,
geht und labet Herz und Sinnen!
16. Evangelista
Recitativo – Tenore
Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.
17. Choral
Schaut hin, dort liegt im finstern Stall,
des Herrschaft gehet überall!
Da Speise vormals sucht ein Rind,
da ruhet itzt der Jungfrau Kind.
18. Recitativo – Basso
So geht denn hin, ihr Hirten, geht,
daß ihr das Wunder seht:
Und findet ihr des Höchsten Sohn
in einer harten Krippe liegen,
so singet ihm bei seiner Wiegen
aus einem süßen Ton
und mit gesamtem Chor
dies Lied zur Ruhe vor!
19. Aria – Alto
Schlafe, mein Liebster, genieße der Ruh,
wache nach diesem vor aller Gedeihen!
Labe die Brust, empfinde die Lust,
wo wir unser Herz erfreuen!
20. Evangelista
Recitativo – Tenore
Und alsobald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen:
21. Coro
Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen.
22. Recitativo – Basso
So recht, ihr Engel, jauchzt und singet,
daß es uns heut so schön gelinget!
Auf denn! wir stimmen mit euch ein,
uns kann es so wie euch erfreun.
23. Choral
Wir singen dir in deinem Heer
aus aller Kraft Lob, Preis und Ehr,
daß du, o lang gewünschter Gast,
dich nunmehr eingestellet hast.
Dritter Teil
24. Coro
Herrscher des Himmels, erhöre das Lallen,
laß dir die matten Gesänge gefallen,
wenn dich dein Zion mit Psalmen erhöht!
Höre der Herzen frohlockendes Preisen,
wenn wir dir itzo die Ehrfurcht erweisen,
weil unsre Wohlfahrt befestiget steht!
25. Evangelista
Recitativo – Tenore
Und da die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander:
26. Coro
Lasset uns nun gehen gen Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat.
27. Recitativo – Basso
Er hat sein Volk getröst’,
er hat sein Israel erlöst,
die Hülf aus Zion hergesendet
und unser Leid geendet.
Seht, Hirten, dies hat er getan;
geht, dieses trefft ihr an!
28. Choral
Dies hat er alles uns getan,
sein groß Lieb zu zeigen an:
Des freu sich alle Christenheit
und dank ihm des in Ewigkeit. Kyrieleis!
29. Aria (Duetto) – Soprano, Basso
Herr, dein Mitleid, dein Erbarmen
tröstet uns und macht uns frei.
Deine holde Gunst und Liebe,
deine wundersamen Triebe
machen deine Vatertreu wieder neu.
30. Evangelista
Recitativo – Tenore
Und sie kamen eilend und funden beide, Mariam und Joseph, dazu das Kind in der Krippe liegen. Da sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, welches zu ihnen von diesem Kind gesaget war. Und alle, vor die es kam, wunderten sich der Rede, die ihnen die Hirten gesaget hatten. Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen.
31. Aria – Alto
Schließe, mein Herze, dies selige Wunder
fest in deinem Glauben ein!
Lasse dies Wunder, die göttlichen Werke
immer zur Stärke
deines schwachen Glaubens sein!
32. Recitativo – Alto
Ja, ja, mein Herz soll es bewahren,
was es an dieser holden Zeit
zu seiner Seligkeit
für sicheren Beweis erfahren.
33. Choral
Ich will dich mit Fleiß bewahren,
ich will dir leben hier,
dir will ich abfahren.
Mit dir will ich endlich schweben
voller Freud ohne Zeit
dort im andern Leben.
34. Evangelista
Recitativo – Tenore
Und die Hirten kehrten wieder um, preiseten und lobten Gott um alles, das sie gesehen und gehöret hatten, wie denn zu ihnen gesaget war.
35. Choral
Seid froh dieweil,
daß euer Heil
ist hie ein Gott
und auch ein Mensch geboren,
der, welcher ist
der Herr und Christ
in Davids Stadt,
von vielen auserkoren.
Erster Teil,
Eingangschor (Einleitung) und erstes Rezitativ,
Autograph von Johann Sebastian Bach
Vierter Teil
36. Coro
Fallt mit Danken, fallt mit Loben
vor des Höchsten Gnadenthron!
Gottes Sohn will der Erden
Heiland und Erlöser werden,
Gottes Sohn dämpft der Feinde Wut und Toben.
37. Evangelista
Recitativo – Tenore
Und da acht Tage um waren, daß das Kind beschnitten würde, da ward sein Name genennet Jesus, welcher genennet war von dem Engel, ehe denn er im Mutterleibe Heiland und Erlöser werden, empfangen ward.
38. Recitativo e Choral – Duetto Basso, Soprano
Immanuel, o süßes Wort!
Mein Jesus heißt mein Hort,
mein Jesus heißt mein Leben.
Mein Jesus hat sich mir ergeben,
mein Jesus soll mir immerfort
vor meinen Augen schweben.
Mein Jesus heißet meine Lust,
mein Jesus labet Herz und Brust.
Jesu, du mein liebstes Leben,
meiner Seelen Bräutigam,
Komm! Ich will dich mit Lust umfassen,
mein Herze soll dich nimmer lassen,
der du dich vor mich gegeben
an des bittern Kreuzes Stamm!
ach! So nimm mich zu dir!
Auch in dem Sterben sollst du mir
das Allerliebste sein;
in Not, Gefahr und Ungemach
seh ich dir sehnlichst nach.
Was jagte mir zuletzt der Tod für Grauen ein?
Mein Jesus! Wenn ich sterbe,
so weiß ich, daß ich nicht verderbe.
Dein Name steht in mir geschrieben,
der hat des Todes Furcht vertrieben.
39. Aria – Soprano
Flößt, mein Heiland, flößt dein Namen
auch den allerkleinsten Samen
jenes strengen Schreckens ein?
Nein, du sagst ja selber nein,
Nein!
Sollt ich nun das Sterben scheuen?
Nein, dein süßes Wort ist da!
Oder sollt ich mich erfreuen?
Ja, du Heiland sprichst selbst ja,
Ja!
40. Recitativo e Choral – Duetto Basso, Soprano
Wohlan, dein Name soll allein
in meinem Herzen sein!
Jesu, meine Freud und Wonne,
meine Hoffnung, Schatz und Teil,
So will ich dich entzücket nennen,
wenn Brust und Herz zu
dir vor Liebe brennen.
Mein‘ Erlösung, Schmuck und Heil,
Doch, Liebster, sage mir:
Wie rühm ich dich, wie dank ich dir?
Hirt und König, Licht und Sonne,
ach! wie soll ich würdiglich,
mein Herr Jesu, preisen dich?
41. Aria – Tenor
Ich will nur dir zu Ehren leben,
mein Heiland, gib mir Kraft und Mut,
daß es mein Herz recht eifrig tut!
Stärke mich, deine Gnade würdiglich
und mit Danken zu erheben!
42. Choral
Jesus richte mein Beginnen,
Jesus bleibe stets bei mir,
Jesus zäume mir die Sinnen,
Jesus sei nur mein Begier,
Jesus sei mir in Gedanken,
Jesu, lasse mich nicht wanken!
Fünfter Teil
43. Coro
Ehre sei dir, Gott, gesungen,
dir sei Lob und Dank bereit’.
Dich erhebet alle Welt,
weil dir unser Wohl gefällt,
weil anheut
unser aller Wunsch gelungen,
weil uns dein Segen so herrlich erfreut.
44. Evangelista
Recitativo – Tenore
Da Jesus geboren war zu Bethlehem im jüdischen Lande zur Zeit des Königes Herodis, siehe, da kamen die Weisen vom Morgenlande gen Jerusalem und sprachen:
45. Coro e Recitativo – Alto
Wo ist der neugeborne König der Jüden?
Sucht ihn in meiner Brust,
hier wohnt er, mir und ihm zur Lust!
Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenlande und
sind kommen, ihn anzubeten.
Wohl euch, die ihr dies Licht gesehen,
es ist zu eurem Heil geschehen!
Mein Heiland, du, du bist das Licht,
das auch den Heiden scheinen sollen,
und sie, sie kennen dich noch nicht,
als sie dich schon verehren wollen.
Wie hell, wie klar muß nicht dein Schein,
geliebter Jesu, sein!
46. Choral
Dein Glanz all Finsternis verzehrt,
die trübe Nacht in Licht verkehrt.
Leit uns auf deinen Wegen,
daß dein Gesicht
und herrlichs Licht
wir ewig schauen mögen!
47. Aria – Basso
Erleucht auch meine finstre Sinnen,
erleuchte mein Herze
durch der Strahlen klaren Schein!
Dein Wort soll mir die hellste Kerze
in allen meinen Werken sein;
dies lässet die Seele nichts Böses beginnen.
48. Evangelista
Recitativo – Tenore
Da das der König Herodes hörte, erschrak er und mit ihm das ganze Jerusalem.
49. Rezitativo – Alto
Warum wollt ihr erschrecken?
Kann meines Jesu Gegenwart
euch solche Furcht erwecken?
O! solltet ihr euch nicht
vielmehr darüber freuen,
weil er dadurch verspricht,
der Menschen Wohlfahrt zu verneuen.
50. Evangelista
Recitativo – Tenore
Und ließ versammlen alle Hohepriester und Schriftgelehrten unter dem Volk und erforschete von
ihnen, wo Christus sollte geboren werden. Und sie sagten ihm: Zu Bethlehem im jüdischen Lande; denn also stehet geschrieben durch den Propheten: Und du Bethlehem im jüdischen Lande, bist mitnichten die kleinest unter den Fürsten Juda; denn aus dir soll mir kommen der Herzog, der über mein Volk Israel ein Herr sei.
51. Aria Terzetto – Soprano, Alto, Tenore
Ach, wenn wird die Zeit erscheinen?
Ach, wenn kömmt der Trost der Seinen?
Schweigt, er ist schon würklich hier!
Jesu, ach so komm zu mir!
52. Rezitativo – Alto
Mein Liebster herrschet schon.
Ein Herz, das seine Herrschaft liebet
und sich ihm ganz zu eigen gibet,
ist meines Jesu Thron.
53. Choral
Zwar ist solche Herzensstube
wohl kein schöner Fürstensaal,
sondern eine finstre Grube;
doch, sobald dein Gnadenstrahl
in denselben nur wird blinken,
wird es voller Sonnen dünken.
Sechster Teil
54. Coro
Herr, wenn die stolzen Feinde schnauben,
so gib, daß wir im festen Glauben
nach deiner Macht und Hülfe sehn.
Wir wollen dir allein vertrauen,
so können wir den scharfen Klauen
des Feindes unversehrt entgehn.
55. Evangelista
Recitativo – Tenore
Da berief Herodes die Weisen heimlich und erlernet mit Fleiß von ihnen, wenn der Stern erschienen wäre? Und weiset sie gen Bethlehem und sprach:
Recitativo – Basso
Ziehet hin und forschet fleißig nach dem Kindlein, und wenn ihr’s findet, sagt mir’s wieder, daß ich auch komme und es anbete.
56. Recitativo – Soprano
Du Falscher, suche nur den Herrn zu fällen,
nimm alle falsche List,
dem Heiland nachzustellen;
der, dessen Kraft kein Mensch ermißt,
bleibt doch in sichrer Hand.
Dein Herz, dein falsches Herz ist schon,
nebst aller seiner List,
des Höchsten Sohn,
den du zu stürzen suchst, sehr wohl bekannt.
57. Aria – Soprano
Nur ein Wink von seinen Händen
stürzt ohnmächt’ger Menschen Macht.
Hier wird alle Kraft verlacht!
Spricht der Höchste nur ein Wort,
seiner Feinde Stolz zu enden,
o, so müssen sich sofort
Sterblicher Gedanken wenden.
58. Evangelista
Recitativo – Tenore
Als sie nun den König gehöret hatten, zogen sie hin. Und siehe, der Stern, den sie im Morgenlande gesehen hatten, ging für ihnen hin, bis daß er kam und stund oben über, da das Kindlein war. Da sie den Stern sahen, wurden sie hoch erfreuet und gingen in das Haus und funden das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und täten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhen.
59. Choral
Ich steh an deiner Krippen hier,
o Jesulein, mein Leben;
ich komme, bring und schenke dir,
was du mir hast gegeben.
Nimm hin! es ist mein Geist und Sinn,
Herz, Seel’ und Mut, nimm alles hin,
und laß dir’s Wohlgefallen.
60. Evangelista
Recitativo – Tenore
Und Gott befahl ihnen im Traum, daß sie sich nicht sollten wieder zu Herodes lenken, und zogen durch einen andern Weg wieder in ihr Land.
61. Recitativo – Tenore
So geht! Genug, mein Schatz
geht nicht von hier,
er bleibet da bei mir,
ich will ihn auch nicht von mir lassen.
Sein Arm wird mich aus Lieb
mit sanftmutsvollem Trieb
und größter Zärtlichkeit umfassen;
er soll mein Bräutigam verbleiben,
ich will ihm Brust und Herz verschreiben.
Ich weiß gewiß, er liebet mich,
mein Herz liebt ihn auch inniglich
und wird ihn ewig ehren.
Was könnte mich nun für ein Feind
bei solchem Glück versehren!
Du, Jesu, bist und bleibst mein Freund;
und werd ich ängstlich zu dir flehn:
Herr hilf! so laß mich Hülfe sehn!
62. Aria – Tenore
Nun mögt ihr stolzen Feinde schrecken;
Mein Schatz, mein Hort ist hier bei mir.
Ihr mögt euch noch so grimmig stellen,
droht nur, mich ganz und gar zu fällen,
doch seht! mein Heiland wohnet hier.
63. Recitativo à 4 – Soprano, Alto, Tenore, Basso
Was will der Höllen Schrecken nun,
was will uns Welt und Sünde tun,
da wir in Jesu Händen ruhn?
64. Choral
Nun seid ihr wohl gerochen
an eurer Feinde Schar,
denn Christus hat zerbrochen,
was euch zuwider war.
Tod, Teufel, Sünd’ und Hölle
sind ganz und gar geschwächt;
bei Gott hat seine Stelle
das menschliche Geschlecht.
Vladimir Jurowski
Vladimir Jurowski ist seit 2017 Chefdirigent und Künstlerischer Leiter des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin (RSB). 2023/2024 setzten seine Konzerte, Tourneen und Aufnahmen die Glanzpunkte der Jubiläumssaison „RSB100“. Sein aktueller Vertrag in Berlin läuft bis 2027. Parallel dazu ist er seit 2021 Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper in München. Vladimir Jurowski, einer der gefragtesten Dirigenten unserer Zeit, der weltweit für seine innovativen musikalischen Interpretationen und ebenso für sein mutiges künstlerisches Engagement gefeiert wird, wurde 1972 in Moskau geboren und absolvierte den ersten Teil seines Musikstudiums am Music College des Moskauer Konservatoriums. 1990 siedelte er mit seiner Familie nach Deutschland über und setzte seine Studien an den Musikhochschulen in Dresden und Berlin fort. 1995 debütierte er beim irischen Wexford Festival mit Rimski-Korsakows „Mainacht“ und 1996 am Royal Opera House Covent Garden mit „Nabucco“. Anschließend war er Erster Kapellmeister der Komischen Oper Berlin (1997-2001).
Bis 2021 arbeitete Vladimir Jurowski fünfzehn Jahre lang als Chefdirigent des London Philharmonic Orchestra (LPO) und wurde inzwischen zu dessen „Conductor Emeritus“ ernannt. In Großbritannien leitete er von 2001 bis 2013 als Musikdirektor der Glyndebourne Festival Opera eine breite Palette von hochgelobten Produktionen. Seine enge Verbindung zum britische Musikleben wurde im Frühjahr 2024 von König Charles III. dadurch gewürdigt, dass er Vladimir Jurowski zum Honorary Knight Commander of the Most Excellent Order of the British Empire (KBE) ernannte. Im April 2024 kehrte Vladimir Jurowski als Gast nach London zurück, um mit dem LPO in der Royal Festival Hall den konzertanten Aufführungszyklus von Wagners „Ring“ mit der „Götterdämmerung“ zu vollenden. Ebenfalls bis 2021 war er Künstlerischer Leiter des Staatlichen Akademischen Sinfonieorchesters „Jewgeni Swetlanow“ der Russischen Föderation und Principal Artist des Orchestra of the Age of Enlightenment in Großbritannien, außerdem Künstlerischer Leiter des Internationalen George-Enescu-Festivals in Bukarest. Darüber hinaus arbeitet er seit vielen Jahren mit dem Ensemble unitedberlin zusammen. Die Auftritte in Russland hat Vladimir Jurowski seit Februar 2022 ausgesetzt. Ukrainische Werke sind und bleiben Bestandteil seines Repertoires ebenso wie die Werke russischer Komponisten.
Julia Grüter
Die aus Nordrhein-Westfalen stammende Sopranistin Julia Grüter ist seit der Spielzeit 2018/19 festes Ensemblemitglied am Staatstheater Nürnberg. Dort ist sie seitdem an zahlreichen Produktionen beteiligt, so etwa als Romilda (Xerxes) und Gretel (Hänsel und Gretel), sowie als Euridice (L’Orfeo von Monteverdi) und Fiordiligi (Cosí fan tutte). In La Calisto sang sie 2020 die Titelpartie. 2021/22 debütierte sie mit drei großen Fachpartien: Micaëla (Carmen), Mélisande (Pelléas et Mélisande) und Sophie (Der Rosenkavalier). Ein weiteres Rollen- und Hausdebüt gab sie als Zdenka (Arabella) am Aaltotheater Essen. In der Nürnberger Spielzeit 22/23 übernahm sie erneut eine Titelpartie der Barockoper Talestri, außerdem gab sie ihre erste Susanna (Le nozze di Figaro). Bei den Bayreuther Festspielen trat Julia Grüter 2023 erstmals als Blumenmädchen (Parsifal) sowie als Junger Hirt (Tannhäuser) auf. 2023/24 gab sie als Donna Anna (Don Giovanni) in Nürnberg ein weiteres von Presse und Publikum gefeiertes Rollendebüt. Im Sommer 2024 gastierte sie an der Komischen Oper Berlin in einer szenischen Produktion von Händels Messiah im Tempelhof-Hangar. Julia Grüter studierte zunächst Schulmusik mit Hauptfach Gesang bei Sabine Toliver. Im Anschluss absolvierte sie ein klassisches Gesangstudium an der Musikhochschule Münster bei Dr. Zelotes Edmund Toliver mit Bestnoten und Opernzertifikat. Mit beiden Lehrpersonen verbindet sie bis heute eine intensive Zusammenarbeit. Darüber hinaus ergänzten Meisterkurse bei u.a. KS Brigitte Fassbaender und Mireille Delunsch ihre Ausbildung. Bevor Julia Grüter ins Nürnberger Ensemble wechselte, war sie für zwei Spielzeiten Mitglied im Oberösterreichischen Opernstudio des Landestheaters Linz.
Ulrike Malotta
Ulrike Malottas einzigartig warmer Stimmklang und ihr einfühlsames Musizieren machten sie in kurzer Zeit zu einer international gefragten Mezzosopranistin. Die Vielseitigkeit der jungen Sängerin ermöglicht ihr ein breites Repertoire, welches von der Renaissance, über Händel und Bach, sowie die romantischen Oratorien bis hin zu Mahler, Wagner und zur zeitgenössischen Musik reicht.
In der Saison 2024/25 freut sie sich unter anderem auf eine Tournee mit Bachkantaten unter Justin Doyle und seinem RIAS Kammerchor, eine Matthäuspassion-Tournee durch die Niederlande unter der Leitung von Peter Dijkstra sowie eine Konzerttournee mit Mendelssohns Elias und Paulus, u.a. in Kanada. Sie singt Beethovens Missa Solemnis im Münchner Herkulessaal, Paul Jenkins‘ The Armed Man in der Tonhalle Zürich sowie Stanfords Requiem in der Kölner Philharmonie. Außerdem widmet sie sich in den kommenden Monaten verstärkt dem romantischen Liedrepertoire und tritt mit ihrem Klavierpartner Hedayet Djeddikar deutschlandweit auf Liedpodien mit diversen Programmen auf, u.a. beim Festival für Alte Musik Knechtsteden und bei klangwerk Lied Freiburg. Ulrike Malotta ist auf den großen internationalen Konzertbühnen zu Hause, so zum Beispiel der Elbphilharmonie Hamburg, dem Concertgebouw Amsterdam, der Luxemburger Philharmonie, der Zürcher Tonhalle, dem Bozar Brüssel, De Singel Antwerpen, dem Rudolfinum Prag, dem Palau de la Música Catalana Barcelona und der Maison Symphonique Montréal.
Highlights der vergangenen Saison waren eine Europatournee mit Wagners Die Walküre unter Kent Nagano, bei der sie die Rolle der Waltraute übernahm. Sie sang das Weihnachtsoratorium unter Christoph Poppen in Hongkong sowie Mendelssohns Elias beim Rheingau Musikfestival. Des Weiteren debütierte sie beim Internationalen Musikfest Hamburg, den Dresdner Musikfestspielen, dem Lucerne Festival, dem Gstaad Menuhin Festival, uvm. Ulrike Malotta studierte Gesang an der Hochschule für Musik und Theater München sowie an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt, wo sie mit dem Master abschloss. Sie besuchte Meisterkurse bei Christa Ludwig, Christian Gerhaher, Helmut Deutsch, Andreas Scholl, Angelika Kirchschlager, Rudolf Piernay, Helmuth Rilling und Margreet Honig.
Kieran Carrel
Der deutsch-britische Tenor Kieran Carrel blickt auf eine rege und abwechslungsreiche Karriere in den Bereichen Oper, Konzert und Liederabend zurück. Als Mitglied der Deutschen Oper Berlin umfasst sein Repertoire Tamino; Don Ottavio; Walther Tannhäuser; Erik Der fliegende Holländer; Froh Das Rheingold; Narraboth Salome; Alfred Die Fledermaus; Graf Almaviva Il barbiere di Siviglia und Lysander Ein Sommernachtstraum.
Zu den Konzerthöhepunkten der laufenden Saison und darüber hinaus zählen Mendelssohns Lobgesang mit dem Netherlands Radio Philharmonic Orchestra und Diego Fasolis; eine Aufnahme und Tournee von Schumanns Das Paradies und die Peri mit Jordi Savall; Bachs Weihnachtsoratorium mit dem WDR Sinfonieorchester Köln, dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin und dem Gewandhausorchester Leipzig sowie Evangelist in der Johannespassion mit dem Netherlands Chamber Orchestra und Daniel Reuss und die Matthäuspassion mit dem Noord Nederlands Orkest und Hartmut Haenchen. Zu den jüngsten Konzerten gehören Haydns Die Schöpfung mit dem Thomanerchor Leipzig, Evangelist Bachs Johannespassion mit The English Concert und dem Antwerpener Symphonieorchester sowie Das Paradies und die Peri in Utrecht mit dem Netherlands Radio Philharmonic Orchestra.
Kieran gab sein Rezitaldebüt 2019 im Pierre Boulez Saal in Berlin im Rahmen der Heidelberger Frühling Schubert Woche mit Thomas Hampson und Hartmut Höll und war im selben Jahr Finalist beim Wigmore Hall/Independent Opera International Song Competition, zusammen mit seinem Duopartner Richard Gowers. Kürzlich spielte er ein Schubert-Programm mit Kristian Bezuidenhout beim 2024 MA Festival in Brügge und trat in der Luxemburger Philharmonie mit Graham Johnson auf. Seine Verbindung zum Pierre Boulez Saal und zur Wigmore Hall setzt sich mit Solokonzerten in beiden Sälen fort. Darüber hinaus trat er in der Wigmore Hall in einer Hugo Wolf Song Gala mit Christoph Prégardien und James Baillieu auf, sang Haydn Canzonetten mit András Schiff und Vaughan Williams Serenade to Music mit dem Nash Ensemble.
Kieran hat an einer Gesamtaufnahme von Brahms-Liedern mit Ulrich Eisenlohr bei NAXOS mitgewirkt. Zu seinen weiteren Aufnahmen gehören Mozarts Requiem mit Il Gardellino, CPE Bachs Die Auferstehung und Himmelfahrt Jesu, Wolfs Italienisches Liederbuch und Schumanns Dichterliebe mit dem Ensemble Opus und Ralf Gothoni. Kieran studierte in Köln bei Christoph Prégardien, bevor er seine Ausbildung an der Royal Academy of Music in London bei Neil Mackie fortsetzte.
Andreas Wolf
Der deutsche Bass-Bariton Andreas Wolf ist einer der gefragtesten Interpreten auf den internationalen Opern- und Konzertbühnen, insbesondere im barocken und klassischen Repertoire. Zu den Höhepunkten der Saison 2024/25 gehören Aufführungen von Bachs Messe in h-moll unter Leonardo Garcia Alarcon beim Festival Bach Montréal, beim Verbier Festival und mit dem Sao Paulo Symphony Orchestra, eine Tournee mit dem Amsterdam Baroque Orchestra und Ton Koopman mit Händels Esther in den Niederlanden, Brüssel und Budapest, Bachs Weihnachtsoratorium mit dem Rundfunksinfonieorchester Berlin unter Vladimir Jurowski sowie mit dem Gewandhausorchester Leipzig und dem Thomanerchor, Beethovens Sinfonie Nr. 9 mit dem Symfonieorkest Vlaanderen auf einer Tournee durch die Niederlande, Belgien und in Paris, Bachs Matthäuspassion mit dem Noord Nederlands Orkest sowie mehrere Projekte mit der Cappella Mediterranea und Konzerte mit Les Arts Florissants und William Christie in Paris und Berlin.
Andreas Wolf gastierte an großen Opernhäusern wie dem Teatro Real Madrid, der Semperoper Dresden, La Monnaie Brüssel, der Bayrischen Staatsoper München, dem Bolschoi-Theater Moskau, der Opera national du Rhin Straßburg, dem Théâtre du Châtelet Paris, dem Grand Théâtre de Genève und der Oper Stuttgart sowie beim Festival d’Aix-en-Provence, den Bregenzer Festspielen, Innsbrucker Festwochen, Wiener Festwochen und Festival de Beaune in Rollen wie Figaro/Le Nozze di Figaro, Leporello/Don Giovanni, Papageno/Die Zauberflöte, Guglielmo/Cosi fan tutte, Jupiter/Platée, Aeneas/Dido und Aeneas, Zuniga/Carmen, Orbazzano/Tancredi, Falke/Die Fledermaus, Nanni/L’infedelta delusa und Eremit/Der Freischütz. Sein umfangreiches Konzertrepertoire umfasst die großen Werke von Bach und Händel über Haydn, Beethoven, Schubert und Berlioz bis hin zu Igor Strawinsky und Frank Martin.
Eine besonders enge Zusammenarbeit verbindet Andreas Wolf mit Leonardo Garcia Alarcon und der Cappella Mediterranea sowie mit Ton Koopman und dem Amsterdam Baroque Orchestra. Darüber hinaus arbeitete er mit Dirigenten wie René Jacobs, Andrea Marcon, Raphaël Pichon, Peter Dijkstra, Jérémie Rhorer, Ivor Bolton, Ingo Metzmacher und Vasily Petrenko sowie mit Ensembles wie der Akademie für Alte Musik Berlin, dem Orchestre National de Radio France, dem Seattle Symphony Orchestra und dem Gulbenkian Orchestra, Orquesta y Coro Nacionales de España, Stavanger Symphony Orchestra, Netherlands Radio Philharmonic, Gothenburg Symphony Orchestra, NDR Radiophilharmonie, Concerto Köln, RIAS Kammerchor, Collegium 1704, Le Concert Spirituel, La Cetra, Il Pomo d’Oro, Het Residentie Orkest, Concert de la Loge, MDR Sinfonieorchester und Hamburger Sinfoniker.
Vocalconsort Berlin
Das Vocalconsort Berlin gilt als eines der besten Vocalensembles Deutschlands. 2013 wurde der Chor mit dem ECHO Klassik ausgezeichnet. 2003 gegründet, arbeitet der Chor mit unterschiedlichen Dirigenten, aber auch mit festen künstlerischen Partnern wie Daniel Reuss, Folkert Uhde und Sasha Waltz zusammen.
Das Vocalconsort Berlin ist regelmäßig in den Musikmetropolen und auf den großen Festivals Europas präsent. Wandlungsfähig in der Besetzung reicht das Repertoire von Alter Musik bis hin zu zeitgenössischen Werken. Es feiert mit seiner beeindruckenden Homogenität Erfolge sowohl in a cappella-Aufführungen als auch in szenischen Produktionen, in denen es bewusst die Grenzen der klassischen Genres und Disziplinen überschreitet.
Das Vocalconsort Berlin arbeitete bereits mit Dirigenten wie René Jacobs, Kent Nagano, Peter Ruzicka, Sir Simon Rattle, Marcus Creed, Jos van Immerseel, Enrique Mazzola, Pablo Heras-Casado, Christophe Rousset, Ivan Fischer und Vladimir Jurowski zusammen. In den letzten Jahren intensivierte sich zudem die Zusammenarbeit mit dem Konzerthausorchester Berlin, der Staatsoper Unter den Linden, Berlin, sowie mit der Komischen Oper Berlin.
RSB-Abendbesetzung
Violine 1
Wolters, Rainer
Herzog, Susanne
Beckert, Philipp
Drechsel, Franziska
Kynast, Karin
Pflüger, Maria
Polle, Richard
Stangorra, Christa-Maria
Violine 2
Contini, Nadine
Drop, David
Bara-Rast, Ania
Buczkowski, Maciej
Draganov, Brigitte
Palascino, Enrico
Seidel, Anne-Kathrin
Bauza, Rodrigo
Viola
Rinecker, Lydia
Adrion, Gernot
Zolotova, Elizaveta
Drop, Jana
Violoncello
Eschenburg, Hans-Jakob
Riemke, Ringela
Paetsch, Raphaela
Bard, Christian
Kipp, Andreas
Kontrabass
Wagner, Marvin
Rau, Stefanie
Schwärsky, Georg
Flöte
Bogner, Magdalena
Schreiter, Markus
Oboe
Bastian, Gabriele
Jeong Hun, Neo
Grube, Florian
Vogler, Gudrun
Herzog, Thomas
Fagott
Straka, Paul-Gregor
Horn
Ember, Daniel
Mentzen, Anne
Trompete
Kupriianov, Roman
Niemand, Jörg
Gruppe, Simone
Pauke
Wahlich, Arndt
Orgel
Schneider, Arno
Cembalo
Kessler, Christine
Abendbesetzung Chor
Sopran
Büttner, Friederike
Dasch, Agnes
Kunze, Katja
Lachmann, Alexandra
Papadopoulou, Sarah
Postweiler, Angela
Alt
Buhrmann, Claudia
Hebecker, Julia
Kretschmar, Wiebke
Merkel, Dorothee
Simon, Anja
Smith, Anna
Tenor
Büttner, Friedemann
Fehr, Martin
Gillessen, Hans-Dieter
Lossy, Bartek
Matos, Pedro
Schröder, Hartmut
Bass
Heiss, Tom
Geiger, Leonhard
Lüschen, Paul
Matusch, Werner
Mirlach, Wolfgang
Wenzel, Enrico
Kooperation
Bild- und Videoquellen
Bild Vocalconsort Berlin © Hans Scherhaufer
Bilder Vladimir Jurowski © Peter Meisel
Bilder Probe © Peter Meisel
Portrait Julia Grüter © Sabine Kneidinger
Portrait Ulrike Malotta © Marc Senna
Portrait Kieran Carrel © Jessylee Photographie