Digitales Programm

Sa 25.11. Mensch, Musik #6.1.

Heimkehr in die Fremde –
eine Erkundung durch Text, Tanz, sinfonische und elektronische Musik

19:30 Haus des Rundfunks

Felix Mendelssohn Bartholdy

„Heimkehr aus der Fremde“ – Ouvertüre op. 89

Bohuslav Martinů

Toccata e Due Canzoni für Kammerorchester H 311

Ursula Mamlok

Concertino für Holzbläserquintett, Schlagzeug und Streichorchester
3. Satz: Elegie

George Walker

Konzert für Posaune und Orchester
1. Satz: Allegro

Dai Fujikura

„Entwine“ für Orchester

Felix Mendelssohn Bartholdy

Ausschnitte aus „Oder soll es Tod bedeuten“ – Acht Lieder und ein Fragment nach Gedichten von Heinrich Heine

Richard Scott

Elektronische Klänge

Die Veranstaltung findet ohne Pause statt.

Besetzung

Ruth Reinhardt, Dirigentin

Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin

Victoria Randem, Sopran

David Nebel, Violine

Nadine Contini, Violine

Alejandro Regueira Caumel, Viola

Hans-Jakob Eschenburg, Violoncello

Mohamed Gamal, Posaune

Richard Scott, Modular Synthesizer

Gustavo Llano, Choreographie und Tanz

Inka Löwendorf, Stimme

tauchgold, Text, Konzept und szenische Einrichtung

Connor Oman & Joshua Mellard, Multimedia Installation im Foyer

Catalyst – Institute for Creative Arts and Technology, Kooperationspartner

Mensch, Musik! #6.1 Heimkehr in die Fremde

Wer bin ich, wo komme ich her, wo gehöre ich hin?

Fragen nach Herkunft, Heimat und Identität verbinden die Komponist:innen des Abends, die aus ihrer Heimat vertrieben wurden (Bohuslav Martinů, Ursula Mamlok), nicht mehr in ihrem Herkunftsland leben (Dai Fujikura) oder sich künstlerisch mit der Versklavung ihrer Vorfahren beschäftigen (George Walker). Deren sinfonische und kammermusikalische Werke begegnen im Haus des Rundfunks elektronischen Kompositionen des Briten Richard Scott.

Mit einer interdisziplinären Performance aus Gesang, Tanz, Sprache, sinfonischer und elektronischer Musik setzt das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin unter der Leitung von Ruth Reinhardt seine Reihe „Mensch, Musik!“ fort.

Im Foyer im Haus des Rundfunks widmen sich Künstler:innen von Catalyst in einer Installtion mit dem Titel „Who do you think you are?“ dem Thema „Heimat“.

Kann der Begriff der Heimat aus der Perspektive von Mikroorganismen erforscht werden? Who do you think you are?“ ist eine Multimedia-Installation, die eine posthumane Sichtweise auf das Konzept der Heimat präsentiert.
Durch die Vergrößerung der mikrobiellen Aktivität zeigt diese Installation das komplexe und reiche Leben der Organismen, das der Mensch oft übersieht.
Diese Darstellung stellt die humanistische Doktrin, dass wir diesen anderen Organismen überlegen sind, direkt in Frage und ermöglicht es uns so, Fragen zu menschlichen Konzepten aus deren Perspektive zu stellen.
Auf das Konzept der Heimat angewandt, könnten solche Fragen lauten: Was ist Heimat für mikrobielles Leben? Was sind Grenzen? Erleben sie Heimweh oder Patriotismus? Und wie ist ihre Beziehung zu unserem Verständnis von Heimat?

Who do you think you are?“ wurde von Connor Oman & Joshua Mellard entworfen und mit Hilfe von Maria Vélez Gallo, Simón Guevara Wells & ShySam produziert.

Programm

„El camino” (Der Weg) –
„El instrumento es mi casa.“ (Das Instrument ist mein Zuhause.)
Tanz

Felix Mendelssohn Bartholdy
(1809 – 1947)
„Heimkehr aus der Fremde“ – Ouvertüre op. 89
Andante – Allegro di molto – Andante come I.

Richard Scott
Elektroakustisches Zwischenspiel

Ursula Mamlok
(1923 – 2016)
Concertino für Holzbläserquintett, Schlagzeug und Streichorchester
3. Satz: Elegie

Richard Scott
Elektroakustisches Zwischenspiel

„El viento mueve mi cuerpo.“ (Der Wind rüttelt meinen Körper.)
Tanz

Felix Mendelssohn Bartholdy / Aribert Reimann (geb. 1936)
„... oder soll es Tod bedeuten? Acht Lieder und ein Fragment von Felix Mendelssohn Bartholdy auf Gedichte von Heinrich Heine, für Sopran und Streichquartett bearbeitet und verbunden mit sechs Intermezzi von Aribert Reimann“
„Leise zieht durch mein Gemüt“
Intermezzo I
„Der Herbstwind rüttelt die Bäume“

Richard Scott
Elektroakustisches Zwischenspiel

George Walker
(1922 – 2018)
Konzert für Posaune und Orchester
1. Satz: Allegro

tauchgold
„Heimkehr in die Fremde“ Teil 1
Gedicht

„La Luz es mi camino.“ (Das Licht ist mein Weg.)
Tanz

Felix Mendelssohn Bartholdy / Aribert Reimann
„Auf Flügeln des Gesanges“ und Intermezzo IV

Bohuslav Martinů
(1890 – 1959)
Toccata e Due Canzoni für Kammerorchester H 311
Toccata. Allegro moderato

Richard Scott
Elektroakustisches Zwischenspiel

„De regresso a la tierra“ (Zurück zur Erde)
Tanz

Bohuslav Martinů
Toccata e Due Canzoni
Canzona I. Andante moderato

tauchgold
„Heimkehr in die Fremde“ Teil 2
Gedicht

Richard Scott
Elektroakustisches Zwischenspiel

Dai Fujikura
(geb. 1977)
„Entwine“ (Umschlingen) für Orchester

„Silencio anda en mi.“ (Die Stille wandert in mir.)
Tanz

Felix Mendelssohn Bartholdy / Aribert Reimann
Intermezzo VI und „Warum sind denn die Rosen so blass?“

Bohuslav Martinů
Toccata e Due Canzoni
Canzona II. Allegro (poco)

„De regreso en tierra extranjera“ (Heimkehr in die Fremde)
Tanz

Background

Heimkehr in die Fremde

Berlin 1743

Ha-katan Mausche mi-Dessau – der kleine Moses aus Dessau – betritt die Stadt durch das Hallesche Tor. Nichts deutet darauf hin, dass aus dem schüchternen, kleinwüchsigen Talmudschüler einmal der berühmte Aufklärer Moses Mendelssohn werden wird. Mit seiner „Heimkehr in die Fremde“ Berlins beginnt für Deutschland, ja für Europa, eine Entwicklung, die bis heute nicht abgeschlossen ist – einerseits im Sinne der Emanzipation so genannter Minderheiten, längst nicht nur der jüdischen. Andererseits als Anspruch der Einzelnen an sich selbst, ihr eigenes Leben und Denken nicht länger von religiösen oder gesellschaftlichen Vorurteilen bestimmen zu lassen.

Berlin 1829

Der zum Protestantismus konvertierte Felix Mendelssohn Bartholdy, ein Enkelsohn von Moses, bringt das Singspiel „Heimkehr aus der Fremde“ zu Gehör. Ein heiteres, leichtes Stück, ohne allzu viele Hintergedanken zur silbernen Hochzeit der Eltern komponiert. Gleichwohl wirkt der Titel wie eine Metapher für den Optimismus seiner Zeit: Deutschland öffnet sich. Nie zuvor schien der Weg in die Mitte der Gesellschaft so frei. Man will und kann das Fremdsein hinter sich lassen!

Berlin 1933

Die Geschwister Francesco und Eleonora von Mendelssohn, beide erfolgreiche Künstler und direkte Nachfahren von Moses Mendelssohn, verlassen Deutschland für immer. Obwohl selbst in dritter Generation keine Juden mehr, ist ihnen die Heimat gerade auch geistig zur Fremde geworden: Philosophische Aufklärung und gesellschaftliche Öffnung, für die sich ihr Urahn Moses Mendelssohn so erfolgreich eingesetzt hatte, sind auf unbegreifliche Weise gescheitert.

Könnte eine solche Umkehr freiheitlicher Entwicklung heute, nach weiteren knapp einhundert Jahren, erneut geschehen?

Spurensuche

Ideengeber des Abends ist Felix Mendelssohn Bartholdy mit seiner Ouvertüre zum Singspiel „Heimkehr aus die Fremde“. Ebenso ist es Mendelssohn Bartholdy, der mit seinen Liedern auf Gedichte von Heinrich Heine einen Kontrapunkt setzt. Mit Arrangements für Gesangsstimme und Streichquartett und namentlich mit verstörenden Kommentaren für das Streichquartett hat Aribert Reimann die Lieder um Vor- und Nachspiele erweitert.

Eine jüdische Komponistin, rechtzeitig emigriert vor dem Zugriff der Nationalsozialisten, hat ihre Rückkehr nach Europa schmerzvoll erlebt. Ursula Mamloks „Elegie“ (1987) kündet davon in vorwurfsfreier Stille. Erst 2006 kehrte sie nach fast 70 Jahren in den USA nach Berlin zurück.

Als der tschechische Flüchtling Bohuslav Martinů 1946 in Massachusetts die Arbeit an dem Orchesterwerk „Toccata e Due canzoni“ aufnimmt, denkt er an ein leichtes, optimistisches Stück. Der Krieg ist vorbei. Eine neue Zeit beginnt. Doch gesundheitliche Probleme lassen für Martinů die Wiedererlangung der eigenen Schaffenskraft, des eigenen Ausdrucksvermögens zu einer besonderen Form von „Heimkehr in die Fremde“ werden. Überdies bleibt ihm die ersehnte Heimkehr in sein Heimatland verwehrt. Man will den Rückkehrer nicht, weil er nicht bereit ist, sich den neuen politischen Machthabern zu beugen.

Der US-amerikanische Komponist George Walker – mit fast der gleichen Lebensspanne wie Ursula Mamlok –  komponiert als später Nachfahre versklavter Afrikaner 1957 eine Musik, die den Verlust ihrer genuinen Herkunft und den ermüdenden Kampf um gleiche Rechte in einen neuen, selbstbewussten Ton verwandelt. Sein von der abendländischen Klassik wie vom Jazz inspiriertes „Concerto for Trombone and Orchestra“ gilt als eines der ersten, das ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Ausdrucksmöglichkeiten der modernen Posaune ins Zentrum rückt.

Wiederum anders gestaltet sich die Spurensuche nach Herkunft und Heimat für den in Japan geborenen und seit seinem 15. Lebensjahr in Großbritannien lebenden Komponisten Dai Fujikura. Weder hier noch dort fühlt er sich wirklich beheimatet oder wirklich fremd. Und doch greift alles ineinander. Sein unter dem Eindruck der sozialen Entbehrungen der Pandemie entstandenes Orchesterwerk „Entwine“ (2021) reicht das musikalische Material von einem Instrument zum anderen weiter – wie von einer Hand zur anderen.

Der in Kolumbien geborene Tänzer Gustavo Llano verlässt Ende der 90er wegen der dort anhaltenden Gewalt sein Heimatland. „Heimkehr in die Fremde“ – das ist die Verbindung der musikalischen Werke mit seiner Lebensgeschichte, eine Spurensuche nach seinem früheren Ich.

Das Werk des britischen Komponisten und elektroakustischen Musikers Richard Scott bewegt sich seit jeher in den Grenzbereichen verschiedener musikalischer Genres von Jazz, freier Improvisation bis hin zu neuer Musik. Die Interaktion mit groß besetztem sinfonischen Orchester sowie mit Kammerensemble, Tanz und Stimme folgt daher seinem künstlerischen Anliegen, unerwartete Begegnungen zwischen unterschiedlichen musikalischen Welten und Kunstdisziplinen zu herbeizuführen.

© tauchgold und Steffen Georgi

Gesungene Texte

Heinrich Heine (1797 - 1856)

1
Leise zieht durch mein Gemüt
Liebliches Geläute;
Klinge, kleines Frühlingslied,
Kling hinaus ins Weite.

Kling hinaus bin an das Haus,
Wo die Veilchen sprießen.
Wenn du eine Rose schaust,
Sag, ich lass sie grüßen.

2
Der Herbstwind rüttelt die Bäume,
Die Nacht ist feucht und kalt;
Gehüllt im grauen Mantel
Reite ich einsam, einsam im Wald.

Und wie ich reite, so reiten
Mir die Gedanken voraus;
Sie tragen mich leicht und luftig
Nach meiner Liebsten Haus.

Die Hunde bellen, die Diener
Erscheinen mit Kerzengeflirr;
Die Wendeltreppe stürm‘ ich
Hinauf mit Sporengeklirr.

Im leuchtenden Teppich gemache,
Da ist es so duftig und warm,
Da harret meiner die Holde,
Ich fliege in ihren Arm!

Es säuselt der Wind in den Blättern,
Es spricht der Eichenbaum:
„Was willst Du, törichter Reiter,
Mit Deinem törichten Traum?“

4
Auf Flügeln des Gesanges,
Herzliebchen, trag ich dich fort,
Fort nach den Fluten des Ganges,
Dort weiß ich den schönsten Ort;

Dort liegt ein rotblühender Garten
Im stillen Mondenschein,
Die Lotosblumen erwarten
Ihr trautes Schwesterlein.

Die Veilchen kichern und kosen,
Und schaun nach den Sternen empor,
Heimlich erzählen die Rosen
Sich duftende Märchen ins Ohr.

Es hüpfen herbei und lauschen
Die frommen, klugen Gazell‘n,
Und in der Ferne rauschen
Des heil‘gen Stromes Well‘n.

Dort wollen wir niedersinken
Unter dem Palmenbaum,
Und Liebe und Ruhe trinken,
Und träumen seligen Traum.

8
Warum sind denn die Rosen so blass?
O sprich, mein Lieb, warum?
Warum sind denn im grünen Gras
die blauen Veilchen so stumm?

Warum singt denn mit so kläglichem Laut,
die Lerche in der Luft?
Warum steigt denn aus dem Balsamkraut
Hervor ein Leichen…?

Kurzbiographien

Ruth Reinhardt

Die in Saarbrücken geborene Dirigentin Ruth Reinhardt komponierte und dirigierte schon mit 17 Jahren eine Kinderoper in ihrer Heimatstadt. Sie studierte Dirigieren in Zürich bei Constantin Trinks und Johannes Schlaefli. Zusätzlich nahm sie an Meisterkursen unter anderem bei Bernard Haitink, Michael Tilson Thomas, David Zinman und James Ross teil. Nach ihrem Masterabschluss in Dirigieren an der New Yorker Juilliard School bei Alan Gilbert erwarb Ruth Reinhardt Dirigierstipendien für Orchesterarbeit in Boston/ Tanglewood und Seattle. Von 2015 bis 2017 war sie Associate Conducting Fellow des Programmes “Taki Concordia”, anschließend Dudamel Fellow des Los Angeles Philharmonic. 2018 und 2019 assistierte sie beim Lucern Festival Academy Orchestra sowie beim Dallas Symphony Orchestra.

Zu den Höhepunkten der letzten Spielzeiten zählen Debüts bei den Sinfonieorchestern von Cleveland, San Francisco, Dallas, Detroit, Houston, Orlando, Milwaukee und Portland, bei den Sommerfestivals im Blossom Music Center und im Wolf Trap in Virginia. In Europa gab sie Debüts beim Sinfonieorchester des HR in Frankfurt, dem Wiener Tonkünstler-Orchester, in Graz, Gävle und Kristiansand, bei den Stockholmer Philharmonikern, in Berlin, Leipzig und Paris. Das RSB dirigierte sie im Feburar 2023 zum ersten Mal.

tauchgold

Seit 2007 realisieren tauchgold (Heike Tauch und Florian Goldberg) Stücke auf der Schnittstelle von Hörfunk und Bühne. Zu ihren Werken zählen Gesellschaftssatiren, Geschichtsdramen und philosophische Stoffe. Immer jedoch spielt eigens komponierte Musik eine zentrale Rolle. 2019 hatte in München ihr Bühnenwerk „Das Gläserne Meer – Ein Narratorium für Streicher und Stimmen“ Premiere, das mit einer Komposition von Cathy Milliken auf Grundlage des Hörstücks „Metamorphosen“ entstand. Für „Geborgte Landschaft – Ein Narratorium für Klaviertrio und Stimmen“ schrieb der Komponist Dai Fujikura die Musik (2022). Im Juni 2022 realisierte tauchgold bereits das „Mensch, Musik!“#4-Projekt des RSB unter dem Titel „Wanderungen“. Auch die beiden im Februar und im April 2023 folgenden „Mensch, Musik!“-Projekte („Heimkehr in die Fremde“ und „Statt Land Meer“) entstehen gemeinsam mit tauchgold.

Victoria Randem

Die norwegisch-nicaraguanische Sopranistin Victoria Randem, beschrieben als mit „schmelzend schönen Spitzentönen“ (Financial Times), hat sich hat sich als vielseitiges junges Operntalent hervorgetan, das in Repertoire von Mozart bis hin zu zeitgenössischen Werken.
Im Konzertbereich trat Victoria Randem mit den Stuttgarter Philharmonikern unter Dan Ettinger im Rahmen der Opera for Peace an der Seite von Thomas Hampson, sie kehrte zum Oslo Oratoriekor für das Brahms-Requiem zurück und wird in einem Solo-Liederabend an der Staatsoper Berlin mit Mathias Samuil auftreten.
Randems professionelle Karriere begann in ihrer Heimatstadt Oslo, wo sie an der Norwegischen Nationaloper als Barbarina in Le nozze di Figaro debütierte Figaro debütierte und als Gretel Hänsel und Gretel zurückkehrte, neben Auftritten mit dem Norwegischen Rundfunkorchester (KORK) und einem Galakonzert „Ønskekonserten“, das vom norwegischen öffentlichen Rundfunk NRK ausgestrahlt wurde.

Mohamed Gamal

Mohamed Gamal ist ein ägyptischer Posaunist. Er ist Absolvent des Konservatoriums von Kairo und der Barenboim-Said-Akademie in Berlin. Bereits im Alter von 17 Jahren wurde er Mitglied des Kairoer Sinfonieorchesters als stellvertretender Soloposaunist. 2010 gewann er den ersten Preis beim 9. Internationalen Sommerfestival in Ägypten. Er unternahm ausgedehnte Tourneen durch den Nahen Osten, Südamerika, Europa, Afrika und Asien. Von 2011 bis 2015 spielte er mehrere Solokonzerte mit dem Kairoer Sinfonieorchester. 2013 wurde ihm die Ehre zuteil, Mitglied des West-Eastern Divan Orchestra unter der Leitung von Daniel Barenboim zu werden, und seitdem spielt er mit dem West-Eastern Divan Orchestra auf der ganzen Welt. Seit 2015 war er Mitglied der Barenboim-Said-Academie in Berlin, wo er bei Stefan Schulz und Filipe Alves studierte.

Gustavo Llano

Gustavo Llano wurde in Medellín, Kolumbien, geboren. Er studierte Theater an der Escuela Popular de Arte de Medellín (heute ITM) und Bildende Kunst an der Universität von Antioquia, bevor er sich endgültig dem Tanz zuwendete. Zu seinen Tanzlehrern zählten Jorge Holguín, Álvaro Restrepo, Beatriz Gutiérrez, Peter Palacio, Silvia Rolz.

Seit 1998 lebt Gustavo Llano in Berlin im Selbstexil, wie er es nennt. Wie viele andere Tänzer seiner Generation verließ er das Land aufgrund der Gewalt. Den letzten Ausschlag gab die Ermordung seines Freundes und Lehrers José Manuel Freidel, eines Visionärs des sozialkritischen, kolumbianischen Theaters.

In Deutschland tanzte Gustavo Llano zunächst in der Kompanie von Ismael Ivo. Durch ihn lernte er Johann Kresnik kennen, mit dem er mehrere Jahre erst als Tänzer und später als künstlerischer Assistent zusammenarbeitete. Mit Kresnik inszenierte er u.a. in Bogotá „Plan Vía“, eine choreografische Reflexion über die Gegenwart Kolumbiens und „Die Fledermaus“ für die Wuppertaler Oper. Zu seinen eigenen choreographischen Arbeiten gehören Tschaikowskys „Pique Dame“ für die Los Angeles Opera sowie zahlreiche Stücke, die er in Europa, den USA und Lateinamerika auf die Bühne brachte. Gustavo Llanos Arbeit orientiert sich an der Idee des choreographischen Theaters, das sich vom Tanztheater durch seine politischen Motive sowie den sozialkritischen Inhalt unterscheidet und mit den einfachsten, alltäglichsten Mitteln nach größtmöglichem Ausdruck sucht.

Richard Scott

Richard Scottist ein in Berlin lebender britischer Komponist und Improvisator, der sich seit etwa vier Jahrzehnten in den Grenzbereichen von freier Improvisation, Jazz und Avantgarde-Komposition bewegt. In den letzten Jahren hat er sich vor allem darauf konzentriert, einen persönlichen und sehr intuitiven Zugang zu den kompositorischen und improvisatorischen Möglichkeiten der modularen Synthese zu entwickeln.

Richard Scotts musikalischer Weg begann in den frühen 1980er-Jahren mit einem Korg MS20 Synthesizer, als er in Post-Punk-Bands in Lincolnshire spielte. Sein bevorzugtes Instrument zu dieser Zeit in London und Manchester war das Saxophon, das er bei Elton Dean und Steve Lacy studierte. Als er mit dem Schlagzeug- und Bass-Ensemble Spellbound arbeitete und feststellte, dass sein Saxophon für die Soundsysteme von Nachtclubs nicht laut genug war, beschäftigte er sich wieder mit Elektronik, was darin gipfelte, dass er sein eigenes MIDI-Instrument, das WiGI entwickelte.

Richard Scott hat zwei Doktortitel: den ersten für seine Dissertation über improvisierte Musik an der University of London (1992), den zweiten für ein Portfolio elektroakustischer Kompositionen an der University of Manchester (2020). Er ist Autor mehrerer Artikel zu den Themen freie Improvisation, modulare Synthese und post-akusmatische Musik. Derzeit leitet er den Masterstudiengang Creative Production am Catalyst Institute for Creative Arts and Technology in Berlin.

RSB-Abendbesetzung

Violine 1

Ofer, Erez
Neufeld, Andreas
Yoshikawa, Kosuke
Tast, Steffen
Kynast, Karin
Feltz, Anne
Yamada, Misa
Oleseiuk, Oleksandr
Sak, Muge

Violine 2

Kurochkin, Oleh
Simon, Maximilian
Seidel, Anne-Kathrin


Manyak, Juliane
Hetzel de Fonseka, Neela
Palascino, Enrico
Sieradzki, Kinneret
Draganov, Brigitte
Manyak, Juliane
Hetzel de Fonseka, Neela
Palascino, Enrico
Sieradzki, Kinneret

Viola

Adrion, Gernot
Silber, Christiane
Doubovikov, Alexey
Markowski, Emilia
Yoo, Hyelim
Yue, Yu

Violoncello

von Gutzeit, Konstanze
Weiche, Volkmar
Albrecht, Peter
Weigle, Andreas
Kipp, Andreas

Kontrabass

Wagner, Marvin
Buschmann, Axel
Gazale, Nhassim
Zón, Jakub

Flöte

Schaaff, Ulf-Dieter
Döbler, Rudolf
Schreiter, Markus

Oboe

Shore, Nigel
Vogler, Gudrun

Klarinette

Kern Michael
Korn, Christoph

Fagott

You, Sung Kwon
Voigt, Alexander
Königstedt, Clemens

Horn

Kühner, Martin
Klinkhammer, Ingo
Stephan, Frank
Hetzel de Fonseka, Felix

Trompete

Ranch, Lars
Gruppe, Simone

Posaune

Manyak, Edgar
Hauer, Dominik

Harfe

Edenwald, Maud

Schlagzeug

Tackmann, Frank
Thiersch, Konstantin
Grahl, Christoph

Pauke

Wahlich, Arndt

Celesta/Klavier

Inagawa, Yuki

Kooperation

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Bildrechte

Bilder Probe Solisten und Orchester © Peter Meisel

Portrait Gustavo Llano © Peter Meisel

Portrait Viktoria Randem © Caroline Olava

Portrait Mohamed Gamal © Peter Adamik

Portrait Richard Scott © Catalyst - Institute for Creative Arts and Technology

Portrait Ruth Reinhardt © Peter Meisel

Portrait Gustavo Llano © Peter Meisel