

Digitales Programm
Do 22.02. Kammerkonzert
19:30 Ballhaus Wedding
Besetzung
Christine Lichtenberg, Gesang, Konzeption und Moderation
Judith Simonis, Gesang
Enrico Palascino, Violine und Arrangements
Juliane Färber-Rambo, Violine
Lydia Rinecker, Viola
Romane Montoux-Mie, Violoncello
Das Programm findet aus inhaltlichen Gründen ohne Pause statt. Im Anschluss stehen die Mitwirkenden gerne für Fragen und Gespräche im wunderbaren Ambiente des Ballhauses zur Verfügung.
In Kooperation mit dem Ballhaus Wedding
Von Dessau nach Youkali
Das Konzert mit Mitgliedern des Rundfunk-Sinfonieorchesters und des Rundfunkchores Berlin beleuchtet einen gleichermaßen faszinierenden wie betroffen machenden Ausschnitt jüdischer Musik, jüdischer Kultur in der Ära der 1920er-Jahre in Berlin. Betroffen machend deswegen, weil Antisemitismus und nationale Überheblichkeit die jüdischen Anteile in der deutschen Kultur bereits damals systematisch auszugrenzen begannen.
Bis 1933, bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten, hatte Berlin für etwa eine Dekade als eine der kulturell spannendsten Städte der Welt gegolten. Mittenmang zum Beispiel: Kurt Weill, Bertolt Brecht und ihre Dreigroschenoper. Aber auch weniger bekannte jüdische Komponisten wie Arno Nadel, Mark Warschawski und Joseph Achron schrieben Berliner Musikgeschichte. Es ist ein großes Anliegen des Konzertes, dieses, unser verschüttetes Erbe wiederzubeleben, zumal Brechts denkwürdiger Satz von 1941 über die wuchernde Selbstherrlichkeit des Nationalsozialismus auch 2024 verstörende Aktualität besitzt: „Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch.“
Programm
Kurt Weill
(1900 – 1950)
Streichquartett Nr. 1 op. 8
Introduktion. Sostenuto con molta espressione
Traditional
„Ssissu w‘ssimchu b‘ssimchas tauroh“ –
Alte Weise zum Torafreudenfest, Bearbeitung von Arno Nadel
Ludwig van Beethoven
(1770 – 1827)
Streichquartett F-Dur op. 18 Nr. 1
> Scherzo
Kurt Weill
„Berlin im Licht“
Text von Bertolt Brecht (1898 – 1956)
Kurt Weill
„Nannas Lied“
Text von Bertolt Brecht
Mark Warschawski
(1848 – 1907)
„Aleph-Bet“
Bearbeitung von Arno Nadel
Traditional
„A Nakht in Gan Eydn”
Kurt Weill
„Der Abschiedsbrief“
Text von Erich Kästner (1899 – 1974)
Arno Nadel
(1878 – 1943)
Lied zu Chanukkah
Joseph Achron
(1886 – 1943)
Hebräisches Wiegenlied (instrumental)
Werner Richard Heymann
(1896 – 1961)
„Irgendwo auf der Welt“
Text von Robert Gilbert (1899 – 1978)
Kurt Weill
„Seeräuber-Jenny“
aus der „Dreigroschenoper“
Text von Bertolt Brecht
Kurt Weill
„Die Moritat von Mackie Messer“
aus der „Dreigroschenoper“ (instrumental)
Joseph Achron
„Marsch der Spielzeuge“ aus „Kindersuite“
Arno Nadel
„Écho“
(in der Tradition der Klagelieder des Jeremias)
Kurt Weill
„We will never die“
Ausschnitt mit Originalton aus der Stage Performance, 1943
Text von Ben Hecht (1894 – 1964)
Kurt Weill
„Youkali“
Text von Roger Fernay (1905 – 1983)
Über das Programm
Das Fremde in uns zu eigen machen


Jüdische Kultur, jüdische Musik ist seit 1700 Jahren ein integrativer Bestandteil der Kultur in Deutschland. Wir alle wissen, wie sehr dieser Satz einerseits die Wahrheit sagt, wie er andererseits seit Jahrhunderten um seine Gültigkeit ringen muss.
Der Brüche und Anfechtungen sind viele. Je dogmatischer und unversöhnlicher sich das Christentum seit dem Mittelalter in Deutschland gebärdete, desto dreister zeigte es mit dem Finger auf die Juden. Und berief sich dabei auf eine Mär aus der Bibel: Es war einmal in Jerusalem ein einfacher Schuster, Achashverosh. Er verwehrte dem Jesus Christus eine kleine Rast auf seiner Schwelle, als der mit dem Kreuz beladen an seiner Tür vorbeikam. Jesu Jünger wiesen ihn zurecht, so dass Ahasver als Wanderer durch die Zeiten zu gehen hat, um Zeugnis für Jesus abzulegen – gegen die Juden. Ruhe finde er erst, wenn der Gekreuzigte am Ende aller Tage wiederkomme.
Die Figur des Ewigen Juden war den Antisemiten schon seit dem 17. Jahrhundert ein Werkzeug ihrer Propaganda. Es ist durchaus nicht so, dass der uralte christliche Vorwurf gegen die Juden von den Juden als Verleumdung zurückgewiesen worden wäre. Nur die furchtbaren Verbrechen, welche seit Jahrhunderten unter christlicher und anderer Flagge gegen die Juden begangen werden, haben das Täter-Opfer-Verhältnis komplett auf den Kopf gestellt. Deshalb kann nie genug getan werden, um die (Re-)Integration der Menschen jüdischer Religion und jüdischer Kultur gerade in die deutsche Gesellschaft mit unbeirrbarer Selbstverständlichkeit als jene Bereicherung zu pflegen, die sie für uns alle ist.
Das heutige Konzert beleuchtet den Anteil jüdischer Künstler, jüdischer Kultur an der faszinierenden Ära der 1920er-Jahre in Berlin. Bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 galt Berlin für etwa eine Dekade als eine der kulturell faszinierendsten Städte der Welt. Mittenmang: Kurt Weill.
Moderne in den Startlöchern


Unser Streifzug durch die jüdische Musik zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Berlin beginnt mit jenem Kurt Weill, den wir nicht vermuten würden, wenn wir an die berühmten Songspiele denken.
Das Streichquartett aus dem Jahre 1923 – es ist dem Vater von Kurt Weill gewidmet – erkundet zu Anfang mit tastenden Gesten den Klangraum. Die Bewegungen der ersten Violine können sich von den schweren Schritten der übrigen Beteiligten kaum freimachen. Schließlich münden die zaghaften Gehversuche in eine gemeinsame Abwärtsbewegung – keine optimistische Richtung nach den herkömmlichen Regeln der musikalischen Rhetorik.
„Ssissu w‘ssimchu b‘ssimchas tauroh“ – die alte Weise zum Torafreudenfest holt das jüdische Idiom ins Programm. Seit dem Mittelalter finden am Torafreudenfest „Simchat Tora“ sogenannte Hakkafot (zeremonielle Umzüge) statt. Alle Torarollen werden während des Abend- und des Morgengebetes aus dem Schrein geholt und in einer Prozession siebenmal durch die Synagoge getragen.
Der junge, wilde Beethoven, in den sechs Streichquartetten opus 18 zeigt er auf, welcher Tiger da auf dem Sprung liegt – nicht ohne sich eines gediegenen Handwerks zu versichern. Die gewagten Oktavsprünge und flinken Läufe des Scherzos, des dritten Satzes aus dem F-Dur-Quartett op. 18 Nr. 1, stürmen nach vorn, direkt in die Zukunft.
Zeitgeist und technischer Fortschritt
Die Berliner Festwochen und die städtischen Gas- und Elektrizitätsunternehmen inszenierten 1928 eine damals spektakuläre Festbeleuchtung unter dem Motto „Berlin im Licht“. Nur zehn Jahre nach dem Ersten Weltkrieg demonstrierte Berlin seine ökonomische und kulturelle Lebenskraft, indem es nachdrücklich für moderne Technik und für die Moderne selbst warb.


Kurt Weill schrieb für diesen Anlass den Song „Berlin im Licht“ auf einen Text von Bertolt Brecht. Sein Konkurrent Paul Hindemith zog wenig später nach und komponierte ein Loblied auf die Warmwasserversorgung im Berliner der frühen 1930er.Zum Licht gehört der Schatten, oder wie Weill sagt: „Berlin schmeckte nach Zukunft. Und dafür nahm man den Dreck und die Kälte gern in Kauf.“ In „Nannas Lied“ schildert eine Prostituierte ihr Schicksal seit sie siebzehn war.
Dem russisch-jüdischen Autor Mark Warschawski („der Warschauer“), gelang mit dem Kinderlied „Aleph-Bet“, welches das hebräische Alphabet lehrt (אָלֶף־בֵּית עִבְרִי alef-bet iwri), ein eingängiges, berührendes Kleinod. Verglichen mit dem deutschen „ABC“-Lied, kommt die jüdische Version dieses vermeintlich unbeschwerten Liedes anno 1900 nicht umhin, auf die Tränen hinter den Buchstaben zu verweisen: „Solltet ihr Kinder die Verbannung ertragen müssen, am Boden zerstört sein, dann werdet ihr durch Buchstaben Kraft schöpfen, schaut sie euch an!“ Die Geschichte der Juden wurde mit Tränen und Blut geschrieben.
Ausgegrenztsein und Einsamkeit
„Auch du bist einer von die feinen Herrn. / Der Alte kommt, er nimmt mich zu sich mit! / Rutsch mir den Buckel lang! Und hab‘ mich gern! / Von ganzem Herzen, deine Erna Schmidt.“ Erich Kästners „Abschiedsbrief“, ein lapidar trotziges Loslassen, das die Tränen nur mühsam verbirgt, greift „Dreck und Kälte“ wieder auf, die Weill wohl oft zu spüren bekam während seiner Berliner Jahre. In diesem Kontext erhellt sich der Sinn des jüdischen Traditionals „Eine Nacht im Garten Eden“ ebenso wie die Sehnsucht nach Licht und Geborgenheit in Arno Nadels Chanukkah-Lied. Besonders zu berühren vermag die liebevolle musikalische Zuwendung zur Welt des jüdischen Lebensalltages, jene klingende Mischung aus Sentiment, Groteske und Melancholie. Trauer und Witz gehören allemal zusammen, trotzen erstaunlich den gemeinsamen Feinden: Gewalt, Kälte und Entfremdung.
Arno Nadel, im heutigen Programm neben Kurt Weill am häufigsten präsent (auch als einfühlsamer Bearbeiter), wurde am 5. Oktober 1878 in Vilnius geboren. Sein Lebenswerk, eine Anthologie der in Berlin gepflegten Synagogalmusik, übergab er an Käthe Kollwitz, bevor er 1943 nach Auschwitz deportiert und unmittelbar nach der Ankunft dort ermordet wurde. Die Dokumente aus dem Besitz von Käthe Kollwitz gingen im Krieg verloren.
Joseph Achron, wie Arno Nadel im Baltikum geboren und wie dieser am Anfang des 20. Jahrhunderts maßgeblich in Berlin tätig, starb ebenfalls 1943, jedoch in Hollywood. Seit 1925 hatte Joseph Achron in den USA die Synagogalmusik mitgeprägt. Das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin trug 1998 mit der CD-Aufnahme des Violinkonzertes von Joseph Achron zur Reihe des Milken Archive mit jüdischer Musik bei.
Das kleine Glück
Wer es geschafft hatte, alles zurückzulassen, um eines der Schiffe zu erreichen und in die Freiheit auszuwandern, konnte auf einen Neubeginn ohne Gefahr für Leib und Leben hoffen. Werner Richard Heymann gehörte zu ihnen. Sein Schlager „Irgendwo auf der Welt gibt’s ein kleines bißchen Glück“ entstand 1932 freilich noch in Berlin. Von diesem Glück träumt auch die Seeräuber-Jenny in Kurt Weills und Bertolt Brechts „Dreigroschenoper“. Aber für sie ist Glück wohl nur als herbeigesehnter, böser Triumph möglich. Der Erfolg der „Dreigroschenoper“ öffnete Kurt Weill – glücklicherweise – die Augen über das Zerstörungspotential des Faschismus auch auf dem Gebiet der Kultur. Der einst Gefeierte konnte in letzter Minute emigrieren.


Wie aus dem Spiel bitterer Ernst werden kann, zeigt sich beim „Marsch der Spielzeuge“ aus der „Kindersuite“, einer Klavierkomposition von Joseph Achron, mit der er einerseits an Robert Schumanns berühmten Zyklus anknüpft, andererseits die Gegenwart ins Boot holt. Im Programm des heutigen Konzertes kippt der Spielzeug-Marsch unversehens in die Realität.
Eine tiefe Zäsur – das Recht auf die traurigste und zugleich am meisten tröstende Komposition des heutigen Abends liegt bei Arno Nadel, bei dem in der Tradition der Klagelieder des Jeremias stehenden „Écho“. In einem seiner letzten Briefe schreibt Arno Nadel: „Beschwör den Schutz der Götter über unser heiliges Deutschland, die weise Nation der Dichter und Denker. Ich bin überzeugt, dass Deutschland nach den blutigen Umwegen und Fehlern den Weg zurück in die Freiheit des Geistes und der edlen Künste finden wird.“
Zur gleichen Zeit artikuliert sich der Widerstand gegen den Völkermord der Nationalsozialisten mit großer Vehemenz in dem 1943 in den USA inszenierten Bühnenstück „We will never die“, zu dem Kurt Weill musikalisch beigetragen hat. Es ging dem Autor Ben Hecht um nichts Geringeres, als den ahnungslosen Menschen in Amerika die massenhaften Verbrechen an den Juden, die damals in Europa geschahen, vor Augen und Ohren zu führen.
Was bleibt? Ein kleiner Trost, das Land der Träume. Youkali.
Text von Steffen Georgi
Übersetzung Liedtexte
"Ssissu w'ssimchu b'ssimchas tauroh" Alte Weise zum Torafreudenfest
Freut euch und seid fröhlich an Simchat Tora!
Denn ihr Lohn ist größer als jedes Geschäft, wertvoller als Juwelen.
An Simchat Tora sollen wir uns freuen und fröhlich sein, denn sie ist für uns
Kraft und Licht.
„Der Alef-Beess“
Im Ofen brennt ein Feuer, und in der Stube ist es heiß. Und der Rabbi lehrt die
kleinen Kinder das Alphabet.
Seht es Kinder, bedenkt es, Ihr Teuren, was ihr hier lernt. Sagt es noch einmal,
wirklich noch einmal, das ABC ...
Lernt Kinder, seid nicht ängstlich, jeder Anfang ist schwer,
Glücklich ist, wer die Thora lesen lernt, was will er Mensch noch mehr?
Seht es Kinder ...
Wenn ihr Kinder älter werdet, werdet ihr es selbst verstehen, Wie viel Tränen in
den Buchstaben liegen, und wie viel Weinen.
Seht es Kinder ...
Solltet ihr Kinder die Verbannung ertragen müssen, am Boden zerstört sein,
Dann werdet ihr durch Buchstaben Kraft schöpfen, schaut sie euch an!
Seht es Kinder ...
"Moaus zur j'schuossi"
Lied zum Chanukka-Fest, nach dem Entzünden der Kerzen
Schirm und Schutz in Sturm und Graus,
Dir erschallt ein Jubellied.
Schütz', o Herr, Dein heilig Haus,
drin Dir Lob und Preis erblüht.
Doch wenn einst verstummt der Feind,
dem Dein Volk ein Spott erscheint,
dann erschallt all überall
der Sang, der uns, o Herr, vereint.
„Écho“
Wehe, wie einsam ist die einst so volkreiche Stadt. Einer Witwe gleich wurde die
Große unter den Völkern. Die Fürstin über die Länder ist zur Fron
erniedrigt.
Sie klagt und weint des Nachts, Tränen sind auf ihren Wangen. Keinen hat sie
als Tröster von all ihren Geliebten.
Ich seufze ohne Ende und mein Herz ist krank.
„Youkali“
Beinah‘ ans Ende der Welt führt mich mein schaukelnder Kahn.
Die Insel ist ganz klein, doch die Fee,
die dort wohnt, lädt uns freundlich zu einer Runde ein.
Youkali, das ist das Land unserer Sehnsucht,
Land des Glücks und der Freude, wo man alle Sorgen vergisst,
der Stern, der unser Dunkel erhellt.
Youkali, das ist das Land, wo man sich mit Respekt und Liebe begegnet,
Youkali, Land der Hoffnung, die im Herzen eines Jeden wohnt und der Erlösung,
die wir alle für das Morgen erwarten.
Und das Leben zieht uns mit sich, ermüdend und alltäglich.
Aber die arme menschliche Seele, die überall zu vergessen sucht, hat es
vermocht, sich von der Erde zu lösen und den geheimen Ort unserer Träume
irgendwo in einem Youkali zu finden.
Youkali, das ist das Land unserer Sehnsucht...
Aber das ist nur ein Traum, ein verrückter Einfall - es gibt gar kein Youkali.
Besetzung
Christine Lichtenberg

Christine Lichtenberg wurde in Würzburg geboren. Ihren ersten Gesangsunterricht erhielt sie bei der Hamburger Altistin Brigitte Teichert. Zunächst studierte sie Romanistik, dann Gesang bei Tuula Nienstedt in Hamburg. Prägend waren für sie außerdem die Zusammenarbeit mit Jutta Schlegel und Ruthild Engert in Berlin sowie Meisterkurse bei Michel Piquemal in Frankreich.
Christine Lichtenberg sang in namhaften Ensembles wie dem RIAS-Kammerchor, dem Collegium Vocale Gent, dem Vocalkonsort Berlin sowie den Chören des NDR und des MDR, bis sie 2004 festes Mitglied des Rundfunkchores Berlin wurde. Seither übernahm sie regelmäßig Solopartien bei Konzerten mit den Berliner Philharmonikern, dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin (DSO), dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin (RSB) oder der Akademie für Alte Musik.
Liederabende im In- und Ausland (u.a. Los Angeles, Wien, Berlin, Hamburg), Kirchenmusik, Uraufführungen, szenische Produktionen, Education-Projekte für Kinder sowie CD- und Rundfunkaufnahmen sind Teil ihrer vielseitigen solistischen Tätigkeit. Im Dezember 2020 arbeitete sie als Solistin im „Virtual Messiah“ des Bangkok Combined Choir erstmals mit thailändischen Musikern zusammen. Mit ihrem Ensemble „triunúri“ widmet sie sich sephardischer, jiddischer und südeuropäischer Musik. Opernerfahrung sammelte sie u.a. an der Staatsoper Unter den Linden in Berlin, am Tiroler Landestheater Innsbruck und beim Festival d’Art lyrique in Aix-en-Provence.
Judith Simonis

Die in Thüringen geborene Altistin Judith Simonis begann im Alter von fünf Jahren, Klavier zu spielen. Nach dem Abitur studierte sie zunächst an der Musikhochschule Trossingen in Baden-Württemberg Gesang, um dann an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ in Berlin ihr Studium als Opern- und Konzertsängerin abzuschließen. Schon während des Studiums erhielt sie mehrere Stipendien, unter anderem jenes des Richard-Wagner-Verbandes Berlin. 2004 wurde sie Preisträgerin des internationalen Gesangswettbewerbes der Kammeroper Schloss Rheinsberg. Gastverträge führten sie an das Theater am Ring Villingen und das Theater Magdeburg. Neben ihrer Tätigkeit im Rundfunkchor Berlin, dem sie seit 2004 angehört, ist sie auch als Solistin zu hören – so zum Beispiel unter namenhaften Dirigenten wie Sir Simon Rattle, Marek Janowski und Ingo Metzmacher. Engagements führten sie zu den Festspielen in Avignon und Edinburgh, nach Paris, Lille, Turin, Venedig, Antwerpen, Moskau und an die Brooklyn Academy of Music in New York.
Enrico Palascino

Enrico Palascino, 1982 in Turin geboren, ist seit 2011 Mitglied im Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin. Er tritt regelmäßig als Kammermusiker und Solist auf und spielt als Gast beim Hessischen Rundfunk, dem Bayerischen Rundfunk, dem Westdeutschen Rundfunk und dem Konzerthausorchester Berlin. Er bekam seinen ersten Geigenunterricht mit acht Jahren, studierte später bei Giacomo Agazzini am Conservatorio Giuseppe Verdi di Torino und setzte dann, dank der Claudio-Abbado-Musikstiftung DESONO, sein Studium bei Valeri Gradow in Mannheim und bei Stephan Picard in Berlin fort. Ein Zusatzstudium der Kammermusik bei Susanne Rabenschlag absolvierte er in Mannheim. Mit dem Yuval-Quartett wurde er Bundespreisträger bei „Jugend musiziert“. Es folgten Auftritte u.a. bei den Schwetzinger Festspielen, Live-Aufnahmen mit Deutschlandradio sowie Tourneen in Spanien und Italien.
2016 folgte er seiner Familie nach Namibia. Dort gründete er mit der Sängerin Gretel Coetzee eine Musikschule für benachteiligte Kinder in Windhoek (YONA). Er half bei der Neugründung des Namibian National Symphony Orchestra (NNSO), veranstaltete Konzerte, komponierte und arrangierte namibische Volkslieder und setzte sich in die Öffentlichkeit dafür ein, ein besseres Verständnis der klassischen Musik in Namibia zu ermöglichen.
Seit August 2018 wieder in Berlin, hat er sich seitdem weiterhin für YONA und das NNSO engagiert, woraus u.a. die erste Oper Namibias „Chief Hijangua“ hervorging, die 2023 im Humboldt Forum Berlin aufgeführt wurde. In seiner freien Zeit trainiert Enrico leidenschaftlich Triathlon.
Juliane Färber-Rambo

Juliane Färber-Rambo wurde 1989 in Hamburg geboren und erhielt ihren ersten Geigenunterricht im Alter von sechs Jahren. Sie studierte in Lübeck bei Heime Müller und Elisabeth Weber. Weitere Anregungen erhielt sie in Meisterkursen von Thomas Brandis, Elisabeth Kufferath, Ulf Hoelscher, Simon Fordham und Christine Busch.
Orchestererfahrungen sammelte sie schon früh in zahlreichen Jugend- und Studentenorchestern, mit denen sie an internationalen Konzertreisen teilnahm. Als Solistin war sie unter anderem in der Laeiszhalle Hamburg zu hören. Sie spielte in den Reihen der Jungen Deutschen Philharmonie und war Akademistin im Theater Lübeck sowie beim Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, dessen Mitglied in der Gruppe der Zweiten Violinen sie seit 2015 ist.
Außerdem interessiert sie sich für andere Musikstile und ist Gründungsmitglied des Klezmer-Ensembles „Yxalag“, mit dem sie bereits mehrere CDs aufgenommen hat und international auftritt.
Lydia Rinecker

Lydia Rinecker ist seit 2016 Solobratscherin im Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin. Von 2014 bis 2015 spielte sie auf gleicher Position in der Staatskapelle Weimar. Die 1989 in Meiningen geborene Musikerin besuchte das Musikgymnasium Schloss Belvedere in Weimar und studierte anschließend an den Musikhochschulen in Weimar und Berlin im Hauptfach Viola bei Erich Krüger und Ditte Leser. Sie ist Preisträgerin verschiedener nationaler und internationaler Wettbewerbe. So erhielt sie neben mehrfachen 1. Preisen beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ den 1. Preis beim 17. Internationalen Johannes-Brahms-Wettbewerb, einen 3. Preis beim Walter-Witte-Violawettbewerb 2011 sowie den Sonderpreis für „eine herausragende Begabung“ beim 62. Internationalen Musikwettbewerb der ARD, gestiftet von der Talentförderung Henning Tögel. 2011 war sie Stipendiatin der „Hans und Eugenia Jütting“-Stiftung Stendal. Orchestererfahrungen sammelte sie während ihrer Studienzeit als Substitutin im Gewandhausorchester Leipzig sowie der Staatskapelle Weimar. Als Solistin gastierte Lydia Rinecker u.a. bei der Staatskapelle Schwerin, dem Orchester des Theaters Vorpommern, der Mitteldeutschen Kammerphilharmonie, dem tschechischen Orchester „Virtuosi Brunensis“ und dem Jungen Sinfonieorchester Berlin. Sie spielt eine um1860 in Pest gebaute Viola des Geigenbauers Karl Brandl.
Romane Montoux-Mie

Romane Montoux-Mie wurde 1992 in Paris geboren und begann im Alter von sechs Jahren mit dem Cellospiel. Nachdem sie in Frankreich von Philippe Muller, Ophélie Gaillard und Xavier Gagnepain unterrichtet wurde, setzte sie ihre Ausbildung in Berlin an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“, zunächst in den Klassen von Damien Ventula und Hans-Jakob Eschenburg fort.
Sie ergänzte ihre Ausbildung in diversen Kammermusikformationen unter der Anleitung u.a. von Vineta Sareika und Eckart Runge, ehemaligen Mitgliedern des Artemis-Quartetts, in der Orchesterakademie des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin (bis 2022) und betätigt sich pädagogisch, so dass sie 2023 in Namibia mit Kindern des Youth Orchestras of Namibia (YONA) arbeitete.
Sie experimentiert auch in weniger klassischen Besetzungen, zum Beispiel für Theateraufführungen oder als Trio mit Gesang und Gitarre. Derzeit schließt sie ihr Masterstudium in der Klasse von Hans-Jakob Eschenburg an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ in Berlin ab.
Kooperation

Textquellen
Für die Textbeiträge im Konzertprogramm wurde folgende Literatur verwendet:
Lys Symonette, Jürgen Schebera (Hrsg.), „Briefe an die Familie“
Jürgen Schebera, „Kurt Weill. Eine Biographie in Texten, Bildern und Dokumenten“
„Sprich leise, wenn du Liebe sagst“, Briefwechsel Kurt Weill – Lotte Lenya
Alexander Granach, „Da geht ein Mensch“
Carl Zuckmayer, „Als wär‘s ein Stück von mir“
Max Mordechai Sinasohn, „Die Berliner Privatsynagogen und ihre Rabbiner 1671-1971“
Joseph Roth, „Juden auf Wanderschaft“
Bildquellen
Bilder Ballhaus © Peter Meisel
Christine Lichtenberg © Peter Adamik
Judith Simonis © Peter Adamik
Enrico Palascino © Bettina Stöß
Juliane Färber © Bettina Stöß
Lydia Rinecker © Bettina Stöß