

Digitales Programm
Sa 12.4.2025
Ruth Reinhardt &
Vivi Vassileva
20 Uhr Konzerthaus Berlin
John Corigliano
Konzert für Schlagzeug und Orchester („Conjurer“)
Pause
Antonín Dvořák
„Die Mittagshexe“ – Sinfonische Dichtung C-Dur op. 108
Bohuslav Martinů
Sinfonie Nr. 4
Besetzung
Ruth Reinhardt, Dirigentin
Vivi Vassileva, Schlagzeug
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Konzertübertragung: Das Konzert wird am 25.04.2025 um 20:00 Uhr bei Deutschlandfunk Kultur übertragen.
Konzerteinführung: 19.10 Uhr, Ludwig-van-Beethoven-Saal, Steffen Georgi
Texte © Steffen Georgi
Seien wir so frei
Geziert und gewunden hat er sich, John Corigliano, als Evelyn Glennie ihn in den 1990ern bat, ein Schlagzeugkonzert zu komponieren. Irgendwann ist es dann doch zustande gekommen – und sorgt seitdem weltweit für Furore. Die besten Schlagzeugerinnen und ihre männlichen Kollegen widmen sich nacheinander Holz, Blech und Fellen – so sind die drei Sätze überschrieben –, den drei magischen Materialien, aus denen die meisten Idiophone („Selbstklinger“) bestehen, zu denen die Schlaginstrumente überwiegend gehören. Die großartige Vivi Vassileva, ein Wirbelwind zwischen den Instrumenten, wird demonstrieren, wieviel virtuosen Zutuns es bedarf, um die Selbstklinger zu unwiderstehlicher Wirkung zu domestizieren.
Zwei faszinierende Meisterwerke aus Tschechien umrahmen im Konzert unter der Leitung der charismatischen Ruth Reinhardt das Trommelfeuerwerk: Dvořáks ergreifende sinfonische Dichtung „Die Mittagshexe“ und die jubelnde und singende Sinfonie Nr. 4 von Martinů – komponiert 1945 just unter dem Eindruck der Nachricht vom Ende des Zweiten Weltkrieges.

Podcast "Muss es sein?"
John Corigliano
Konzert für Schlagzeug und Orchester („Conjurer“)


Wie komponiert man ein Schlagzeugkonzert?

Holz
„Die gestimmten Holzinstrumente sind das Xylophon und die Marimba. Ergänzend dazu konstruierte ich eine ‚Klaviatur‘ aus ungestimmten Holzinstrumenten (Woodblock, Claves, Log Drum usw.) von hoch bis tief und platzierte sie vor der Marimba. Der Solist konnte gestimmte Töne auf der Marimba spielen und anschließend ungestimmte Töne auf der Holztastatur anschlagen.
Die Kadenz beginnt mit ungestimmten Tönen, doch nach und nach setzen gestimmte Töne ein, und verschiedene Motive sowie Ideen, die auf dem Intervall einer Quinte basieren, werden enthüllt. Dieses Intervall zieht sich als verbindende Kraft durch das gesamte Konzert. Nach einem Höhepunkt setzt das Orchester ein und entwickelt das Quintintervall zu einem eher schelmischen Thema. Solist und Orchester entwickeln das Material weiter und steigern sich zu einem Höhepunkt, einem Xylophonsolo, und kehren schließlich zum Eröffnungsthema zurück.“ (John Corigliano)
Metall
„Die Kadenz ist für Glockenspiele (Röhrenglocken), begleitet von Tamtams und hängenden Becken. Sie ist laut und klangvoll, wobei die motivischen Quinten aufeinanderprallen. Der Satz selbst ist hingegen sanft und langgezogen. Die Melodie, die den Satz beendet, wird im tiefen Register des Vibraphons eingeleitet. Der Satz baut einen dynamischen Höhepunkt auf, in dem die Glockenspiele wiederkehren, und klingt dann zu einer sanften Textur in den tiefen Streichinstrumenten ab, während das angeschlagene und mit Kontrabassbogen gestrichene Vibraphon seine Melodie spielt.“
Fell
„Die ‚Skin‘-Kadenz beinhaltet eine ‚Talking Drum‘, begleitet von einer ‚Kick Drum‘. Die Talking Drum wird mit den Händen gespielt und kann durch Druck ihre Tonhöhe verändern. Saiten verbinden die oberen und unteren Felle, und durch Drücken werden sie straffer gespannt – und erhöhen so den Ton. Eine lebhafte Konversation entsteht so mit der Kick Drum: einer sehr trocken klingenden, kleinen Basstrommel, die mit einem Fußpedal gespielt wird und sonst fast ausschließlich als Teil eines Jazz-Schlagzeugs verwendet wird. Die Kadenz beginnt diesmal langsam, steigert sich aber zu einem lauten und rhythmischen Höhepunkt.
Der Satz beginnt dann mit einer wilden rhythmischen Figur, gespielt von Solist und Orchester, die sich auf ein atemberaubendes Tempo beschleunigt. Ein Mittelteil bringt die Quinten in einer Pedalpauke zurück, die mit den Händen im Stil einer Talking Drum gespielt wird. Das Accelerando kehrt nochmals wieder und führt über eine wilde und improvisierte Kadenz mit allen Trommeln zu einem virtuosen Abschluss.“ (John Corigliano)





Der Komponist
Viele der weltweit renommiertesten Orchester, Solisten, Kammermusikerformationen, Festivals und Konzerthäuser schmücken sich mit Aufführungen von Werken aus der Hand von John Corigliano. Den Grawemeyer Award erhielt er für die Sinfonie Nr. 1, die mit über 300 Aufführungen weltweit zu den absoluten Spitzenreitern in der Klassikbranche zählt. Die Sinfonie Nr. 2 wurde mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet. Drei seiner insgesamt fünf Grammy Awards ehren die jeweils „beste zeitgenössische Komposition“ – Sinfonie Nr. 1, Streichquartett und „Mr. Tambourine Man“. Auch ein Oscar für die beste Filmmusik, sozusagen für die Stimme der Titelpartie, zählt zu Coriglianos Preisen: „Die rote Violine“ (1998).

Zwei Opern haben John Coriglianos Ruf auch auf diesem Gebiet begründet: „Die Geister von Versailles“ (Metropolitan Opera, 1991; Los Angeles, 2015; Versailles, 2019), „Der Herr der Schreie“ nach Bram „Stokers Dracula“ (Santa Fe Opera, 2021). Insgesamt zehn Solokonzerte – für Klavier, Oboe, Klarinette, Flöte („Pied Piper Fantasy“), Gitarre („Troubadours“), Violine („The Red Violin“), Schlagzeug („Conjurer“) und Saxophon („Triathlon“) sowie die Orchesterliedzyklen „Mr. Tambourine Man. Seven Poems of Bob Dylan“ und „One Sweet Morning“ gehören zum Konzertrepertoire weltweit ebenso wie eine umfangreiche Sammlung von Kammermusikwerken sowie seit 2005 auch die Sinfonie Nr. 3 „Circus Maximus“ für mehrere Bläserensembles.
Antonín Dvořák
"Die Mittagshexe" - Sinfonische Dichtung C-Dur


Balladen ohne Worte




Die Mittagshexe
Alle Eltern kennen das. Man möchte eine Arbeit zu Ende bringen, da quengelt das Kind, verlangt Aufmerksamkeit und Zuspruch. Die Mutter in Karel Jaromir Erbens Märchen stöhnt: „Möge Dich doch eine Hornisse stechen.“ Der dadurch nicht wirklich getröstete Sohn beansprucht die mütterliche Zuwendung mit größerem Nachdruck. Darauf droht sie ihm mit der Mittagshexe, wie anderswo mit Knecht Ruprecht, dem Schwarzen Mann oder einfach mit dem Teufel gedroht wird. Das Kind bleibt jedenfalls dabei, lautstark seinen Willen zu äußern. Darauf die Mutter, in vollem Ernst: „Mittagshexe, komm und nimm mir diese Nervensäge!“ Da dreht sich der Schlüssel im Schloss und herein tritt die Mittagshexe. Die beiden Frauen kämpfen um das Kind. Mit dem zwölften Glockenschlag bricht die gedemütigte Mutter erschöpft zusammen. Der heimkehrende Vater hilft ihr wieder auf die Beine. Doch die Geschichte endet wie beim Erlkönig: In ihren Armen, das Kind, war tot – erstickt von Angst, Besitzanspruch und erdrückender Fürsorge.
All diese dramatischen Vorgänge lassen sich in Dvořáks Musik minutiös verfolgen. Man hört die anfängliche Idylle zu Hause, dann den kleinen Zeigefinger im Rücken der Mutter – verkörpert von drei Oboen-Pieksern. Plötzlich dreht die eben noch geduldige Mutter orchestral auf und äfft das Kind nach (Beethovens „Schicksals“-Motiv!). Noch einmal beruhigt sich die Lage, dann beginnt die Szene von vorn. Jetzt fliegt das Spielzeug durch die Gegend, die drohende Mutter steigert sich in ihre Wut hinein. Da saust scharf das Damoklesschwert der Anrufung der Mittagshexe herab. Im Moment ihres Auftretens ist es fast ganz still, tödlich still. Wer wollte wagen, jetzt zu scherzen! In beängstigend vollem Ernst verleiht Dvořák dem flehentlichen Bemühen der Mutter, der kalten Hartnäckigkeit der Hexe und dem verlorenen Klagen des Kindes jeweils eine Stimme – die drei Ebenen greifen musikalisch auf unentrinnbar faszinierende Weise ineinander. Dann die silbernen Glockenschläge der Flöten-Uhr. Ist nun alles überstanden? Eine vage entspannte Holzbläser-Idylle suggeriert das Ende des bösen Traumes. Da schlägt das Schicksal mit größter Wucht zu – und alles nieder.

Die Mittagshexe
von Karel Jaromír Erben
Neben dem Tisch steht ein Kind
Schreiend, schreiend, laut und wild;
„Kannst du nicht einen Augenblick still sein?
Sei still, du böser Schreihals!
Nun ist es Mittag, oder kurz davor,
Vater kommt zum Mittagessen nach Hause:
Während ich koche, ist das Feuer erloschen –
alles dein Fehler, du kleiner Sünder!
Sei doch endlich ruhig! Hier ist dein Wagen und dein Husar –
Schau, dort ist dein junger Hahn! – Spiel doch weiter!“
Wieder kracht es, Soldat, Hahn und Wagen fliegen in die Ecke.
Nochmals gibt es schrecklichen Lärm –
„Soll doch eine Hornisse kommen und dich stechen!
Sei doch still, du nichtsnutziger kleiner Kerl,
oder ich hole die Mittagshexe! -
Mittagshexe komm zu ihm!
Komm und nimm mir diese Nervensäge!“
In der Türe zur Küche dreht jemand vorsichtig den Schlüssel um.
Klein, mit runzliger Haut und fremdem Aussehen,
ihren Kopf von einem Tuch umhüllt;
Gestützt auf einen Stock – eine humpelnde Kreatur,
mit einer Stimme, die wie der Wind pfeift!
„Gib mir das Kind!“
„Herrgott, mein lieber Erlöser, vergib den Sündern ihre Sünden!
Ist es nicht ein Wunder, dass er noch lebt?
Schau – die Mittagshexe ist hier!"
Ruhig, wie von einem Schatten umhüllt,
Schwebt die Hexe zum Tisch:
Die Mutter, angstvoll und kaum atmend,
umklammert das Kind auf ihrem Schoß.
Sie dreht sich um und schaut hinter sich -
Oh du armes Kind - was für ein Schicksal!
Noch näher schleicht die Hexe an die beiden heran,
noch näher - nun ist sie da - zu spät!
Sie streckt habgierig ihre Hand aus -
Noch enger umschließt die Mutter ihr Kind:
„Um Christi Jesu Willen!“ keucht sie und wird vor Aufregung bewusstlos.
Horch - eins, zwei, drei und noch öfter:
Die Mittagsglocke ist deutlich zu vernehmen.
Die Klinke knackt und die Tür öffnet sich weit,
Vater steht da.
Er findet die Mutter in Ohnmacht liegend,
das Kind fest umklammernd;
Nur schwer kann er die Mutter
wieder zu Bewusstsein bringen,
Aber der Kleine ist - erstickt.
Bohuslav Martinů
Sinfonie Nr. 4 H. 305
Er komponierte, las, besuchte Konzerte, übte nur wenig. 1910 wurde Martinů wegen „unverbesserlicher Nachlässigkeit“ aus dem Konservatorium ausgeschlossen. Im Dezember 1911 unterzog er sich einer Examensprüfung, fiel jedoch durch – und dies in nahezu allen Fächern: Pädagogik, Harmonielehre, Musikgeschichte und Violine. Mit Mühe und Not bestand der ambitionierte Komponist im darauffolgenden Jahr, erhielt sein Violindiplom und spielte mehrere Jahre als Geiger in der berühmten Tschechischen Philharmonie in Prag. Obwohl er bereits im Alter von zwölf Jahren zu komponieren begonnen hatte, nahm er erst 1922 – Martinů war da bereits über 30 Jahre alt – ein Kompositionsstudium am Prager Konservatorium bei Josef Suk auf. Wenig später ging er nach Paris, wo er 1923/1924 bei Albert Roussel Kompositionsunterricht erhielt. „Was ich bei ihm suchte, war Ordnung, Klarheit, Maß, Geschmack, genauen, empfindsamen, unmittelbaren Ausdruck, kurzum: die Vorzüge der französischen Kunst, die ich stets bewundert habe ...“ In Paris, wo er, zunächst ohne französische Sprachkenntnisse, die nächsten 17 Jahre bleiben sollte, machte er die Bekanntschaft Strawinskys, traf auf die Komponistengruppe „Les Six“, verkehrte mit führenden Vertretern der Surrealisten und ließ sich vom Jazz inspirieren.
Sehnsucht im Exil
Wie Bartók war Martinů als Angehöriger eines osteuropäischen Volkes stark in der Heimat verwurzelt, sah aber 1938 mit Entsetzen den erstarkenden Faschismus, die Okkupation, den Krieg und die Gefahr des Kulturverfalls und der Verrohung auf Europa zukommen. 1940 verließ er wegen des Einmarsches der Deutschen in Frankreich Paris gen Amerika. In New York, der englischen Sprache unkundig, fühlte er sich verloren, er vermisste „den Wald und die Wiesen um Polička, die Hänge, die mit Löwenzahn und Gänseblümchen, mit Quendel und Salbei nur so übersät waren“ (Charlotte Martinů). Wie Dvořák ein halbes Jahrhundert früher, fand Martinů in der Neuen Welt Hilfe bei einflussreichen Freunden, vornehmlich Exiltschechen wie er. Zum ersten Mal in seinem Leben brachte er einige Ordnung in sein Arbeitsleben und begann im Alter von 52 Jahren mit der Serie jener Sinfonien, deren vierte heute Abend erklingt. Martinů hat den größten Teil seiner heute noch bekannten Musik im Exil komponiert. Man hört den Sinfonien und ihrem dezidiert tschechischen Tonfall das starke Heimweh unmittelbar an.
Nach dem Krieg kam er 1953 nach Europa zurück, immer auf der Suche nach einer passenden Gelegenheit, wieder in seiner geliebten tschechischen Heimat leben und arbeiten zu können. Die Gelegenheit bot sich nicht, so dass Martinů sich zuerst in Nizza niederließ, wo er zwei seiner wichtigsten Werke schrieb (das Oratorium „Gilgamesch“ und das Musikdrama „Griechische Passion“), dann in Rom und schließlich 1956 in der Schweiz. Auf dem Schönenberg bei Basel, dem Entstehungsort seines Konzertes für zwei Streichorchester, Klavier und Pauken, fand er 1959 seine letzte Ruhestätte.
Die Sinfonie ist tot, es lebe die Sinfonie
„Die Form der Sinfonie ist eines der großen Probleme der zeitgenössischen Komponisten. Das vergangene Jahrhundert hat uns eine vollendete Form hinterlassen, die nicht nur in Struktur, sondern auch dem Inhalt nach – voll Größe und erhabenen Ausdrucks – einzig dasteht.“ (Bohuslav Martinů) Dennoch wagte er sich von Mai bis September 1942 erstmals an die Gattung heran. Auf Anhieb brachte die Erste Martinů den Durchbruch im amerikanischen Musikleben. Jahr für Jahr folgte nun Sinfonie auf Sinfonie. 1946, „kurz nachdem Martinů die fünfte Sinfonie beendet hatte, fiel er kopfüber aus dem zweiten Stock. Als Folge davon wurde er schwerhörig und verlor das Gedächtnis. Nach einer sehr langen Zeit der Rekonvaleszenz begann er wieder zu schreiben, wobei seine Schaffenskraft in keiner Weise beeinträchtigt war.“ (Stig Jacobsson) In der Folge des Unfalls setzte sich Bohuslav Martinů erst 1951 in New York wieder und nun zum letzten Mal mit der sinfonischen Form auseinander. Der leidenschaftliche Erzählcharakter der Sechsten – ein so sympathischer wie anachronistischer Ansatz anno 1953 – blinzelte zurück auf Hector Berlioz’ Symphonie fantastique.
Frieden, sei willkommen
Die Sinfonie Nr. 4 entstand im Frühjahr 1945 binnen zehn Wochen. Vom 1. bis 17. April komponierte Bohuslav Martinů den ersten Satz. Am 2. Mai war der zweite Satz beendet, am 22. Mai schloss er den dritten Satz in New York ab. Für den vierten Satz benötigte er noch die Zeit bis 14. Juni. Diese Daten sind insofern bedeutsam, weil sie unmittelbar zusammenfallen mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges – und damit der Möglichkeit für Martinů, alsbald in ein friedliches Nachkriegseuropa zurückkehren zu können. Denn „ich kann nicht behaupten, dass meine Erinnerungen an New York nur glückliche sind.“
Gleichwohl wurde auch diese Sinfonie sofort nach ihrer Uraufführung am 30. November 1945 durch das Philadelphia Orchestra unter der Leitung von Eugène Ormandy sofort vom amerikanischen Publikum gefeiert. „Sie ist viersätzig und brachte Unglaubliches zustande: dass es nämlich einer sinfonischen Konzeption auch in unserem Jahrhundert mit modernen Mitteln möglich ist, die Zuhörer zu einer solchen Resonanz mitzureißen, wie wir sie sonst nur etwa einem Dvořák oder Brahms zuzuerkennen gewillt sind. Es ist, als wäre der unwiederbringliche Geist der Jugendlichkeit und Energie, den diese Sinfonie ausstrahlt, gerade durch jenen einmaligen historischen Augenblick – das Kriegsende – bedingt, der den Menschen den Frieden und das Vertrauen in die Zukunft zurückbrachte. In solcher Intensität trat dieser Geist in den späteren Werken Martinůs nie wieder hervor.“ (Václav Neumann)
Das unverbesserliche Jubeln und Singen des sympathischen tschechischen Komponisten sorgen für ein musikalisches Wohlbefinden, wie es andernorts anno 1945 fast völlig abhanden gekommen zu sein scheint. Bohuslav Martinů, willkommen im Tempel der Beethovens, Brahms’, Bruckners, Mahlers, Dvořáks, Schostakowitschs!
Texte © Steffen Georgi
Kurzbiographien
Ruth Reinhardt

In der Saison 2024/25 wird Ruth Reinhardt Orchester auf vier Kontinenten dirigieren und ihr Debüt in Asien mit dem Seoul Philharmonic und dem Hong Philharmonic sowie in Südamerika mit dem Orquesta Sinfonica Estado Sao Paulo (OSESP) geben. Sie gibt ihr Debüt bei den Sinfonieorchestern in Bamberg, Nürnberg, der Beethovenhalle Bonn, dem Netherlands Radio Philharmonic und dem Residentie Orchestra in Den Haag und kehrt zum Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, den Stockholmer Philharmonikern und dem Malmö Symphony Orchestra zurück. In den USA dirigiert Ruth als designierte Musikdirektorin das Rhode Island Philharmonic und gibt ihr Debüt beim St. Louis Symphony und Charlotte Symphony. Außerdem kehrt sie zu den Sinfonieorchestern von Milwaukee und San Diego zurück.
In programmatischer Hinsicht haben Ruths Interessen sie zu einer eingehenden Erkundung des zeitgenössischen Repertoires geführt, mit dem sie die Welt der Sinfonie- und Orchestermusik ins 21. Sie konzentriert sich stark auf europäische Komponisten, wobei sie den Schwerpunkt auf Komponistinnen aus der zweiten Hälfte des 20. und dem frühen 21. Zu denjenigen, deren Werke häufig in ihren Programmen erscheinen, gehören Grażyna Bacewicz, Kaija Saariaho, Lotta Wennäkoski, Daniel Bjarnason, Dai Fujikura und Thomas Adès. Die parallele Programmgestaltung kann komplementär oder kontrastierend sein, von der klassischen Moderne wie Lutosławski, Bartok, Strawinsky und Hindemith bis hin zu Kernkomponisten des symphonischen Kanons – z. B. Brahms, Rachmaninow, Dvořák.
In den letzten Spielzeiten gab Ruth eine Reihe von Symphoniedebüts in Nordamerika mit dem New York Philharmonic, dem Cleveland Orchestra und den Symphonieorchestern von San Francisco, Detroit, Houston, Baltimore, Milwaukee und Seattle. In Europa waren ihre Auftritte mit dem Orchestre National de France, dem hr-Sinfonieorchester, dem Tonkünstler Orchester, dem Royal Stockholm Philharmonic und dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin nicht weniger beeindruckend.
Vivi Vassileva

Als „eine Künstlerin, die das Publikum mitnimmt und die Grenzen der Percussionwelt erkundet und verschiebt“ wird Vivi Vassileva nicht nur für ihre brillante Technik, sondern auch für ihre herausragende Virtuosität und ihre athletische Performance gefeiert. An der Spitze einer neuen Generation von Schlagzeugern stehend, bringt sie das Schlagzeug als Instrument des 21. Jahrhunderts zur Geltung.
Die Saison 2024/25 hält zahlreiche Höhepunkte für Vivi Vassileva bereit, darunter die Uraufführung eines neuen Schlagzeugkonzerts von Sauli Zinovjev gemeinsam mit dem Beethoven Orchester Bonn. Ihr äußerst erfolgreiches Debüt mit der Philharmonie
Luxemburg in der letzten Saison, resultiert diese Saison in einer europaweiten Tour, welche unter anderem in Wien Halt macht. Vivi Vassileva wird außerdem zwei sehr renommierte Schlagzeugkonzerte aufnehmen, zum einen Daníel Bjarnassons Inferno, zusammen mit dem Iceland Symphony Orchestra, und zum anderen Gregor A. Mayrhofers Recycling Concerto mit dem SWR Symphonieorchester. Außerdem steht sie, wie schon in der vorherigen Saison, abermals an der Spitze der The Percussive Planet Reihe des Wiener Konzerthauses. Ihre Kammermusik Projekte führen sie unter anderem in die Tonhalle Zürich, zum Brucknerhaus Linz, und ins Wiener Konzerthaus. Vivi Vassileva wird auch zu angesehen Festivals, wie dem Schleswig-Holstein Musik Festival, dem Gstaad Menuhin Festival oder auch dem Beethoven Fest in Bonn zurückkehren.
Seit 2019 ist sie bei Outhere Music France für deren Label Alpha Classics unter Vertrag. Auf ihrem Debütalbum Singin‘ Rhythm sind Werke von Guillo Espel, Eric Sammut, Oriol Cruixent und Keiko Abe zu hören, die meisten davon Ersteinspielungen, daneben aber auch einige selten zu hörende oder uraufgeführte Arrangements und Kompositionen von Vassileva selbst.
Vassileva begann ihre Ausbildung im Alter von zehn Jahren bei Claudio Estay und wurde später als jüngstes Mitglied in das Bundesjugendorchester Deutschlands aufgenommen. Es folgten weitere Erfolge, darunter Preise bei internationalen Wettbewerben und Sonderpreise beim renommierten ARD-Musikwettbewerb 2014. Für ihre eigene Komposition und Bearbeitung des bulgarischen Volkslieds Kalino Mome erhielt sie den Kulturkreis Gasteig Musikpreis 2016. Im Jahr 2017 erhielt sie den Bayerischen Kunstförderpreis und in 2023 den Leonard-Bernstein Preis. Vivi Vassileva ist Absolventin der Universität Mozarteum Salzburg wo sie unter der Leitung von Martin Grubinger studierte.


RSB-Abendbesetzung

Violine 1
Ofer, Erez
Herzog, Susanne
Yoshikawa, Kosuke
Beckert, Philipp
Bondas, Marina
Feltz, Anne
Kynast, Karin
Morgunowa, Anna
Polle, Richard
Ries, Ferdinand
Stangorra, Christa-Maria
Tast, Steffen
Yamada, Misa
Shalyha, Bohdan
Bernsdorf, Romina
Hagiwara, Arisa

Violine 2
Kurochkin, Oleh
Simon, Maximilian
Petzold, Sylvia
Draganov, Brigitte
Eßmann, Martin
Färber-Rambo, Julinane
Hetzel de Fonseka, Neela
Manyak, Juliane
Palascino, Enrico
Seidel, Anne-Kathrin
Fen, Yu-Chen
Sak, Muge
Khachatryan, Davit

Viola
Adrion, Gernot
Silber, Christiane
Doubovikov, Alexey
Drop, Jana
Inoue, Yugo
Kantas, Dilhan
Montes, Carolina
Sullivan, Nancy
Olgun, Berkay
Vozovik, Mariana
Shin, Hyeri
Zappa, Francesca

Violoncello
Eschenburg, Hans-Jakob
Riemke, Ringela
Breuninger, Jörg
Weiche, Volkmar
Albrecht, Peter
Bard, Christian
Boge, Georg
Kipp, Andreas
Weigle, Andreas
Meiser, Oliwia

Kontrabass
Wagner, Marvin
Figueiredo, Pedro
Ahrens, Iris
Gazale, Nhassim
Rau, Stefanie
Schwärsky, Georg
Zon, Jakub
Kostić, Dušan

Flöte
Steininger, Lilja
Kronbügel, Annelie
Schreiter, Markus
Dallmann, Franziska

Oboe
Hecker, Thomas
Grube, Florian
Vogler, Gudrun
Herzog, Thomas

Klarinette
Link, Oliver
Pfeifer, Peter
Korn, Christoph

Fagott
You, Sung Kwon
Königstedt, Clemens

Horn
Ember, Daniel
Holjewilken, Uwe
Stephan, Frank
Hetzel de Fonseka, Felix

Trompete
Kupriianov, Roman
Ranch, Lars
Niemand, Jörg

Posaune
Pollock, Louise
Hauer, Dominik
Lehmann, Jörg

Tuba
Neckermann, Fabian

Percussion
Tackmann, Frank
Thiersch, Konstantin
Barth, Martin

Pauke
Eschenburg, Jakob

Klavier
Inagawa, Yuki
Kooperation

Bildrechte
Orchesterbilder und Probe © Peter Meisel
Ruth Reinhardt © Peter Meisel