

Digitales Programm
Fr 07.03.2025
Erzählkonzert
19:30 Haus des Rundfunks
Virginia Woolf, „Orlando“ – erzählt von Meike Rötzer
Susanne Blumenthal, Dirigentin
Meike Rötzer, Erzählfassung und Erzählerin
Michael Taylor, Altus
Steffen Georgi, Musikauswahl und Dramaturgie
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Konzert mit radio 3 des RBB, in Kooperation mit radioeins.
Übertragung am 21. April 2025, 14.03 Uhr auf radio 3 des RBB.
Too smart’n’slender for specific gender?
Virginia Woolfs „Orlando“ lebt mehr als vier Jahrhunderte. Zuerst als Mann, dann als Frau mischt er/sie historische Genderrollen auf und ist dabei doch immer dicht beim alten Shakespeare. Die lustvoll kommentierende Orchestermusik grätscht munter dazwischen, vollzieht einen nicht minder leidenschaftlichen Ritt durch die Orlando-Jahrhunderte. Orlando, das ist Verführung pur. Musikalisch und wörtlich.

Programmablauf
Erzählkonzert am Vorabend des Internationalen Frauentages
Virginia Woolf
(1882 – 1941)
„Orlando“ – erzählt von Meike Rötzer
Benjamin Britten (1913 – 1976)
“Gloriana” – The Courtly Dances aus der Opernsuite op. 53 a
> March
> Corante
> Pavan
> Morris Dance
> Galliard
> La Volta
> March
Antonio Vivaldi (1678 – 1741)
Sinfonia aus der Oper „Orlando furioso“
> 2. Andante
> 3. Allegro
Richard Wagner (1813 – 1883)
„Im Treibhaus“ – Lied Nr. 3 auf ein Gedicht von Mathilde Wesendonck
(Studie zu „Tristan und Isolde“, instrumentiert von Felix Mottl)
> Langsam und schwer
Benjamin Britten
“Welcome wanderer ... I know a bank...” –
Arie des Oberon aus “A midsummer night’s dream”
Antonio Vivaldi
„Sorge l’irato nembo“ – Arie des Orlando aus der Oper “Orlando furioso”
> Allegro
Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791)
Ouvertüre zum Singspiel „Die Entführung aus dem Serail“ KV 384 (Beginn)
> Presto
Kurt Weill (1900 – 1950)
Ouvertüre zu „Die Dreigroschenoper“ – Orchesterbearbeitung von Max Schönherr
> Maestoso


Pause
Fanny Hensel (1805 – 1847)
Ouvertüre C-Dur für Orchester
> Andante – Allegro di molto – Con fuoco
Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 – 1847)
„Hochzeitsmarsch“ aus „Ein Sommernachtstraum“ –
Nr. 9 der Bühnenmusik zu Shakespeares gleichnamiger Komödie (Ausschnitt)
> Allegro vivace
Maria Herz (1878 – 1950)
Suite für Orchester op. 13
> Nr. 6 Sostenuto
> Nr. 7 Allegro
Paul Hindemith (1895 – 1963)
„Neues vom Tage“ – Ouvertüre (Beginn)
> Mäßig schnell, sehr frisch und knapp
Pjotr Tschaikowsky (1840 – 1893)
„Romeo und Julia“ – Fantasie-Ouvertüre nach William Shakespeare (Ausschnitt)
> Allegro giusto
πάντα ῥεῖ - alles fließt
Virginia Woolfs „Orlando“ geistert durch vier Jahrhunderte. Zuerst als Mann, dann als Frau mischt er/sie historische Genderrollen auf, ist nacheinander Geliebter der Königin, Gesandter des Sultans in Konstantinopel, Poetin, Prinzessin, freischaffende Künstlerin und schließlich alleinerziehende Mutter im 20. Jahrhundert. Der Roman über die niemals alternde, fantastisch-imaginäre Person, von Virginia Woolf als „Biografie“ bezeichnet, feiert ein Plädoyer für grenzenlose Metamorphose, freie Selbstentfaltung und fluide Identität.

Orlandos epische Zeit- und Weltreise, kongenial nacherzählt von Meike Rötzer, nimmt uns am Vorabend des Internationalen Frauentages anno 2025 mit auf eine furiose Achterbahnfahrt der Gefühle. So wild die Kapriolen und so amüsant die Hakenschläge auch sein mögen, sind sie doch unerschütterlich durchtränkt von bewundernder Nähe zum alten Shakespeare und – von echt britischem Humor. Die verschmitzt-intelligente, erfrischend unaggressive Verspottung gesellschaftlicher Gesetze und Regeln, Konventionen und Automatismen, vorgetragen so witzig wie boshaft, so schillernd wie provokativ, ist bei aller kritischen Unbotmäßigkeit vor allem eines: höchst lustbar.
Den gefühlsrauschenden Roman, der zugleich eine scharfe Reflexion des Denkens darstellt, hat Virginia Woolf 1928 ihrer Geliebten Victoria Sackville-West gewidmet. Gemeinsam mit ihr unterlief sie die so bieder-starren wie noch heute erstaunlich allgegenwärtigen gesellschaftlichen Arthrosen: Stand, Status, Geschlecht, Gewohnheitsrecht, Machtallüren und Posendünkel. Mit künstlerischer Leichtigkeit und Freiheit krempelte sie die alten Werte um und lud sie neu mit Bedeutung auf. Und schon erweisen sie sich als überraschend fluide, Leben und Kunst, Realität und Fiktion spielerisch miteinander verwebend.

… und klingt
Die heute Abend den furiosen Orlando kommentierende Orchestermusik von Vivaldi und Wagner über die Geschwister Mendelssohn bis hin zu Paul Hindemith oder Maria Herz grätscht munter dazwischen, vollzieht einen nicht minder leidenschaftlichen Ritt durch die Orlando-Jahrhunderte, kokettiert mit den Genres der Orchestermusik, taucht ein in den Zauber der rapide wechselnden Klangfarben, Rhythmen und Harmonien.

Zahlreiche Opern der Musikgeschichte haben sich bereits mit Orlando beschäftigt, zwei davon tragen ihn sogar im Namen: eine von dem Wahl-Engländer Georg Friedrich Händel. Die andere, wildere, wahnsinnigere – „Orlando furioso“ – von dem italienischen Barockmeister Antonio Vivaldi. Vivaldi kommt im heutigen Programm zweimal zu Ehren, instrumental in einem Zwischenspiel aus dem „Rasenden Roland“, vokal in der entgrenzten Arie des um Fassung ringenden Titelhelden: „Sorge l’irato nembo…“
Aus musikhistorischer Sicht der nächste im Bunde ist Wolfgang Amadeus Mozart. Das Singspiel „Die Entführung aus dem Serail“ plustert eine orientalische Liebesgeschichte zu einem veritablen Politikum auf. Wird es Belmonte gelingen, seine Konstanze den Fängen des Haremswächters Osmin zu entreißen und damit dessen Herrn, Bassa Selim, das Nachsehen zu geben? Die Entführung geht schief, aber der großmütige Sultan verzeiht und verzichtet und gewährt dem Paar die Freiheit. Mozarts Musik jubelt schon vorab in der mitreißenden Ouvertüre.
Fanny und Felix


Chronologisch betrachtet, folgen auf Mozart Fanny und Felix Mendelssohn Bartholdy. Das Geschwisterpaar aus Berlin lebte im 19. Jahrhundert geradezu symbiotisch die gemeinsame Freude an der Musik, wobei der berühmte Bruder seiner Schwester Fanny zwar die Epoche machende Idee der „Lieder ohne Worte“ lassen musste, ihr aber weiteres Komponieren auszureden versuchte. Selber im Jugendalter von gar mädchenhafter Gestalt und Anmutung, überlebte Felix die Schwester 1847 nur um wenige Monate, nicht ohne seine verzweifelte Trauer noch in eines seiner tiefsten Werke gegossen zu haben, das Streichquartett Nr. 6 f-Moll op. 80.
In unserem heutigen Konzert erklingt eben nicht die Ouvertüre zu Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ von Felix, wohl aber die andere Seite derselben Medaille: die Orchesterouvertüre C-Dur von Fanny Hensel, geb. Mendelssohn. Mit neun Minuten Spieldauer nimmt sie einen würdigen Platz in unserem Programm ein, gefolgt vom Hochzeitsmarsch dann doch aus der „Sommernachtstraum“-Musik ihres Bruders. Hochzeit feierte einst Fanny, ohne die enge Beziehung zu Felix aufzugeben. Hochzeit feiert auch Orlando, die Frau, ohne die früheren Leidenschaften als Mann zu vergessen. Die Musik der Ouvertüre zerstiebt am Ende wie Sternenstaub gen Himmel – bei beiden Mendelssohns. Das „lieto fine“, das glückliche Ende ist ein Gebot der Musikdramaturgie in der Epoche der Klassik und Frühromantik.
Wagner und Tschaikowsky


Darf auch Wagner sein, wo Mendelssohn ist? Der infame Antisemit Richard Wagner hat kein gutes Haar an dem Juden Mendelssohn gelassen, obwohl (oder weil?) er ihm so viel zu verdanken hat.
Dessen ungeachtet bleibt Wagner einer der genialsten Komponisten des 19. Jahrhunderts. Die Lieder auf Gedichte von Mathilde Wesendonck sind 1858 entstanden auf dem Landsitz von Otto und Mathilde Wesendonck am Ufer des Zürichsees. Richard Wagner hatte dort gemeinsam mit seiner Frau Minna in für ihn schwierigen Zeiten Unterschlupf gefunden. All das hinderte ihn nicht, Mathilde Wesendonck als seine Geliebte zu beanspruchen. Die Frau fühlte eine tiefe Seelenverwandtschaft mit dem Komponisten, trug mit ihren Gedichten zum Werden von „Tristan und Isolde“ bei. Minna Wagner drängte verzweifelt auf Abreise, Otto Wesendonck finanzierte weiterhin großzügig den Schwerenöter, der ihm die Frau auszuspannen trachtete. Was für ein respektloser Lebenswandel Wagners. Was für großartige Musik schon in diesen Liedern, die eine Vorstudie zu „Tristan und Isolde“ geworden sind.
Orlando, noch als Mann, verliebt sich unsterblich in die geheimnisvolle russische Gräfin Sascha, wird abrupt von ihr verlassen, fällt in ohnmächtige Trance – aus der er als Frau erwacht. Der russische Komponist Pjotr Tschaikowsky darf lebenslang seine Neigungen nicht öffentlich leben. Irgendwann heiratet er eine Frau und unternimmt kurz darauf einen Selbstmordversuch. Vielleicht markiert sein früher Tod im Alter von 53 Jahren das matt hingenommene Ende eines quälenden Leidensweges? Gar nicht matt, sondern berstend vor fataler Leidenschaft gebärdet sich seine Fantasie-Ouvertüre zu Shakespeares „Romeo und Julia“. Bedarf es eines Künstlers mit derart unterdrückter Libido, um ein solch hellloderndes Feuer der bedingungslosen Liebe zu entfachen?


Herz, Hindemith und Weill
Albert Maria Herz nennt sie sich halb ironisch, halb liebevoll, als ihr Ehemann an den Folgen seiner Verletzungen aus dem ersten Weltkrieges gestorben ist: die beherzte jüdische Komponistin Maria Herz. Ihr Leben und Werk gehören zum Faszinierendsten, was in jüngster Zeit im Zuge der Revitalisierung verdrängter und vergessener Musikerinnen und Musiker ans Licht gekommen ist. Mittendrin im zeitgenössischen Musikleben der 1920er-Jahre steht die Mutter von vier Kindern, die wie kaum eine andere Bescheid weiß über die Musikgeschichte ihrer Gegenwart und darüber Vorträge im jungen Radio hält. Zu komponieren vermag sie mit ebenso stupendem Können wie mit trockener Ironie auf absolut demselben Niveau wie ihre namhaften männlichen Kollegen – was sich hier und heute beispielhaft hören lässt.
Zum Beispiel darf sie sich messen lassen an Paul Hindemith, dem verschmitzten Bürgerschreck unter den Musikern der 1920er-Jahre. Dessen „lustige Oper ‚Neues vom Tage‘“ wühlt anno 1929 im tiefsten Morast von Klatsch und Tratsch. Der schöne Herr Hermann, ein „Scheidungsgrund“, den man gegen Geld mieten kann, mischt die vergnügungssüchtige Spaßgesellschaft gehörig auf, „oh wie schauderhaft, oh wie schauderhaft modern“. Schon in der Ouvertüre krachen Blitz und Donner diverser Ehe-Kissenschlachten, toben gewaltige Stürme im Wasserglas.
Fast zur gleichen Zeit etabliert Kurt Weill 1928 mit der „Dreigroschenoper“ in Berlin den unverwechselbaren Songstil, der ihm auf Anhieb internationale Beachtung einbringt. Zum Glück für das Funk-Orchester, den Vorgänger des heutigen Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin, hat es auch Kurt Weill bedauert, dass das Erklingen seiner Dreigroschenmusik immer an eine Aufführung der Oper gebunden ist. So löst er 1929, kurz nach der Uraufführung, die eingängigsten Songs heraus und setzt sie für Orchester, so dass Musik von Kurt Weill zu den beglückenden frühen Erfahrungen gehört, die das Berliner Funkorchester machen und weitergeben darf.
Britten spricht britisch


Fehlt noch der Jüngste im Bunde: Benjamin Britten. Betrachtet man die Lebensspannen von Vivaldi und Britten, so deckt die Musik am heutigen Abend fast 300 Jahre ab.
Obwohl, gerne noch gut 100 Jahre mehr, denn die ins Programm eingestreuten Renaissancetänze, die Britten 1953 in der Oper „Gloriana“ so köstlich stilisiert hat, nehmen Bezug auf das Elisabethanische Zeitalter, will heißen auf die Regierungszeit von Königin Elizabeth I. von Großbritannien, 1558-1603. Gewidmet hat der englische Komponist die Oper allerdings Königin Elizabeth II., die 1952 gekrönt worden ist.
Doch Britten wäre nicht Britten, wenn er sich nur mit alten Tönen zufrieden gegeben hätte. Seine avancierte Musik zu „A midsummer night’s dream“ (1960) ist selbstredend eine tiefe Verbeugung vor Shakespeare, aber auch eine bewundernde Referenz an Mendelssohn. Britten thematisiert das androgyne Wesen des Elfenkönigs Oberon, der seine streitbare Königin Titania lustvoll einzuwickeln versteht... Verführung pur, wörtlich und musikalisch. Oberon und Orlando. Und am Ende der alte Shakespeare alias Arrigo Boito, der in der Gestalt von Falstaff in Verdis gleichnamiger Oper resümiert: „Tutto nel mondo è burla. L‘uom è nato burlone.“ Alles in der Welt ist nur ein Spaß. Der Mensch wird als Narr schon geboren.
Texte © Steffen Georgi
Richard Wagner "Im Treibhaus"
Text von Mathilde Wesendonck
Im Treibhaus
Hochgewölbte Blätterkronen,
Baldachine von Smaragd,
Kinder ihr aus fernen Zonen,
Saget mir, warum ihr klagt?
Schweigend neiget ihr die Zweige,
Malet Zeichen in die Luft,
Und der Leiden stummer Zeuge
Steiget aufwärts, süßer Duft.
Weit in sehnendem Verlangen
Breitet ihr die Arme aus,
Und umschlinget wahnbefangen
Öder Leere nicht’gen Graus.
Wohl, ich weiß es, arme Pflanze;
Ein Geschicke teilen wir,
Ob umstrahlt von Licht und Glanze,
Unsre Heimat ist nicht hier!
Und wie froh die Sonne scheidet
Von des Tages leerem Schein,
Hüllet der, der wahrhaft leidet,
Sich in Schweigens Dunkel ein.
Stille wird’s, ein säuselnd Weben
Füllet bang den dunklen Raum:
Schwere Tropfen seh ich schweben
An der Blätter grünem Saum.
Antonio Vivaldi
Text von Grazio Braccioli
Arie aus „Orlando furioso“
Sorge l’irato nembo,
e la fatal tempesta
col sussurrar dell’onde,
ed agita, e confonde,
e cielo, e mar.
Ma fugge in un baleno
l’orrida nube infesta,
e’l placido sereno
in cielo appar.
Wütend steigt die Wolke auf,
und der verheerende Sturm
und das Rauschen der Wellen,
erregt und verwirrt sind
Himmel und Meer.
Doch blitzschnell entflieht sie,
die schreckliche Wolke zerfällt,
ruhige Gelassenheit ist es,
die am Himmel erscheint.


Benjamin Britten
Text von William Shakespeare
Arie des Oberon aus „A midsummer night’s dream“
Welcome wanderer!
Hast thou the flower there?
I know a bank where the wild thyme blows,
Where oxlips and the nodding violet grows,
Quite over-canopied with luscious woodbine,
With sweet musk-roses and with eglantine:
There sleeps Titania sometime of the night,
Lull’d in these flowers with dances and delight;
And there the snake throws her enamell’d skin,
Weed wide enough to wrap a fairy in:
And with the juice of this I’ll streak her eyes,
And make her full of hateful fantasies.
Take thou some of it, and seek through this grove:
A sweet Athenian lady is in love
With a disdainful youth: anoint his eyes;
But do it when the next thing he espies
May be the lady: thou shalt know the man
By the Athenian garments he hath on.
Willkommen, Wanderer.
Hast du die Blume?
Ich kenne einen Hang, wo wilder Thymian blüht,
Wo Schlüsselblumen und nickende Veilchen wachsen,
Ganz überdeckt von üppigen Waldreben,
Mit süßen Moschusrosen und mit Hagebutten.
Dort schläft, irgendwann in der Nacht, Titania,
In diesen Blumen, eingelullt von Tänzen und Wonne,
Im Kraut, wo die Schlange ihre schillernde Haut abstreift,
Breit genug, damit eine Fee einzuhüllen:
Den Sud von all dem will ich ihr in die Augen träufeln,
sie trunken machen von hasserfüllten Phantasien.
Nimm etwas davon, und suche in diesem Hain:
Eine süße Athenerin ist verliebt
In einen verschmähten Jüngling: Salbe seine Augen;
Doch tue es, wenn das nächste, was er erspäht,
Die Dame sein könnte: Du sollst den Mann erkennen
An den athenischen Kleidern, die er trägt.
Susanne Blumenthal

Susanne Blumenthal gehört zu den vielseitigsten Dirigent*innen ihrer Generation: Sie studierte Architektur, Germanistik, Schulmusik (Klavier / Gesang) und Chorleitung, bevor sie sich schließlich dem Orchesterdirigieren zuwandte. Als eines von 6 Geschwistern finanzierte sie ihre Studien u.a. als Kellnerin, Verkäuferin, Altenpflegerin, als Klavier- und Gesangslehrerin, Korrepetitorin, Stimmbildnerin und Chorleiterin. Inzwischen ist sie zu einer der gefragtesten Fachfrauen im Bereich Neuer Musik avanciert.
Sie arbeitete zusammen mit Komponist*innen wie Isabel Mundry, Manos Tsangaris, Rebecca Saunders, Helmut Lachenmann, Hans Zender, Nicolaus A. Huber, Friedrich Cerha, Johannes Kalitzke, Mark Andre, Simon Steen-Andersen, Beat Furrer, Oxana Omelchuk, Gordon Kampe, Ying Wang, Vito Zuraj und v.a.m. Engagements führten sie wiederholt u.a. zum Rundfunksinfonieorchester Berlin, dem SWR Vokalensemble, dem Ensemble Modern, dem Ensemble PHACE, dem Ensemble Musikfabrik, den Bochumer Symphonikern, dem Talea Ensemble New York, dem Staatstheater Braunschweig, der Münchner Biennale, dem Klavier-Festival Ruhr, dem Schauspiel Frankfurt, der Oper Münster und mehr.
Ihr Debüt beim SWR Symphonieorchester wird sie im Rahmen der diesjährigen Eröffnung der Donaueschinger Musiktage geben. Gefolgt von ihrem Debüt beim ORF Radio-Symphonieorchester im November bei Wien Modern. Mit ihrem eigenem Ensemble „MAM.manufaktur für aktuelle musik“ konzertiert sie ebenfalls auf zahlreichen Festivals, wie Ultraschall Berlin, den Donaueschinger Musiktagen, Acht Brücken Köln, bei ECLAT, den Darmstädter Ferienkursen, dem pgnm Festival Bremen, klub katarakt Hamburg, sowie international beim Mixtur Festival Barcelona, Festival de música contemporánea Oviedo, Society for contemporary music Seoul und in zahlreichen Ländern Südostasiens.
Sie ist Gründerin und künstlerische Leiterin des eos chamber orchestra, mit dem sie den Grenzbereich von Neuer und Improvisierter Musik / Jazz auslotet und Gast auf zahlreichen Festivals, wie dem Moers Festival, dem Bonner Jazzfest und der Monheim Triennale ist. Ursprünglich Chorleitung studiert, begaben sich zudem zahlreiche Chöre unter ihre Leitung, darunter mehrere Jahre der Philharmonische Chor Bochum. Sie war sowohl Stipendiatin der Internationalen Ensemble Modern Akademie als auch der Bergischen Symphoniker. Susanne Blumenthal war 7 Jahre Dozentin für Orchesterdirigieren an der HMT Leipzig, bevor sie 2021 zur Professorin für Neue Musik an die HfMT Köln berufen wurde. Sie ist Mitglied sowohl des Beirats „Forum Dirigieren“ als auch des Beirats „Podium Gegenwart“ des Deutschen Musikrats und Vorstandsmitglied von ON – Neue Musik Köln e.V.
Meike Rötzer

Die Schauspielerin und Verlegerin Meike Rötzer, geboren 1971 in Bünde, absolvierte ihre Schauspielausbildung an der Otto-Falckenberg-Schule in München. 1996 debütierte sie am Badischen Staatstheater in Karlsruhe und spielte ab 2000 auf den Städtischen Bühnen Kiel. Weitere freie Produktionen wie u.a. an dem Berliner Theater Berliner Sophiensæle folgten. Ihr Debüt vor der Kamera begann direkt auf großer Leinwand in Kinofilmen wie ‹Einer meiner ältesten Freunde› (1994) und ‹Ab nach Tibet!› (1994). Meike Rötzer spricht seit 2007 für Hörspiele und Hörbücher ein, wie z. B. ‹Wir müssen die Liebe neu erfinden› (2023) von Mona Chollet oder ‹Eva› (2023) von Verena Keßler. Für ihre Arbeit an Katja Petrowskajas ‹Vielleicht Esther› wurde sie im Jahr 2023 für den Deutschen Hörbuchpreis als beste Interpretin nominiert. In dem von ihr produzierten Podcast ‹NATURerKUNDEN› bespricht sie seit 2021 die Themen Natur und Tiere mit wechselnden Gesprächspartner:innen. Von 2008 bis 2022 wirkte sie als Lektorin für Belletristik im Verlag Matthes & Seitz Berlin. Rötzer gründete 2022 den Erzählbuchverlag, über den sie Hörbücher publiziert. Die Dramen und Romane der Weltliteratur werden verdichtet und in gegenwärtiger Sprache erzählt. Sie tritt mit den Erzählsoli u. a. am Deutschen Theater Berlin, Literaturhaus Frankfurt auf, radioeins strahlt seit 2022 die von ihr mitbegründete Erzähllounge »Richtig gutes Zeug!« aus.
Michael Taylor

Der gebürtige Kanadier erhielt seinen ersten Gesangsunterricht im Alter von neun Jahren als Sopran im Knabenchor an der St. Michael’s Choir School in Toronto und studierte am dortigen Royal Conservatory of Music Violine und Klavier. Dem folgten weitere Gesangsstudien mit dem Schwerpunkt Alte Musik an der McGill University, wo er zeitgleich seinen Abschluss in Physik und Neurowissenschaften machte; anschließend zog der Sänger nach Deutschland, um sich bei Prof. Jeanne Piland in Düsseldorf fortbilden zu lassen. Michael Taylor ist Preisträger des Internationalen Gesangswettbewerbs der Kammeroper Schloss Rheinsberg sowie des Jaqueline Desmarais Wettbewerbs für junge kanadische Opernsängern und ist Mitbegründer und Künstlerischer Leiter des Barockensembles »The Dansant«, mit dem er ein Album mit Arien von Händel, Vivaldi und Graun herausbrachte. Als Mitglied des Berliner Solistenensembles “Phoenix16” fördert er auch eine besondere Leidenschaft für zeitgenössische und experimentelle Vokalmusik. Er debütierte im Lincoln Center New York als Solist in Händels MESSIAH, im Cadogan Hall London in der Titelpartie von Hasses DEMETRIO mit Opera Settecento, im Izumi Hall Osaka als Solist in Bachs MATTHÄUSPASSION und trat in den Opernhäusern von Luzern, Kiev, Toronto, Birmingham, Mainz, Halle und Hamburg auf. Zu seinem Opernrepertoire gehören u.a. die Partien des Oberon (A MIDSUMMER NIGHT’S DREAM), Goffredo (RINALDO), Tolomeo (GIULIO CESARE), Orlando (ORLANDO), Artemis (PHAEDRA), Germanico (L’AGRIPPINA), Orfeo (ORFEO ED EURIDICE), Pisandro (IL RITORNO D’ULISSE IN PATRIA), Fürst Go-Go (LE GRAND MACABRE) und L’Ospite (LUCI MIE TRADITRICI). Sein neustes Album “Cantates pour Luther” mit Reformationskantaten von Bach, ist jetzt auf dem ATMA Classique Label verfügbar.


RSB-Abendbesetzung

Violine 1
Wolters, Rainer
Neufeld, Andreas
Beckert, Philipp
Behrens, Susanne
Bondas, Marina
Feltz, Anne
Morgunowa, Anna
Pflüger, Maria
Polle, Richard
Ries, Ferdinand
Yamada, Misa
Kim, Myung Joo

Violine 2
Kurochkin, Oleh
Petzold, Sylvia
Buczkowski, Maciej
Draganov, Brigitte
Eßmann, Martin
Palascino, Enrico
Seidel, Anne-Kathrin
Shalyha, Bohgdan
Sak, Muge
Sieradzki, Kinneret

Viola
Regueira, Alejandro
Zolotova, Elizaveta
Drop, Jana
Inoue, Yugo
Montes, Carolina
Roske, Martha
Yu, Yue
Balan-Dorfman, Misha

Violoncello
Eschenburg, Hans-Jakob
Riemke, Ringela
Bard, Christian
Kipp, Andreas
Weigle, Andreas

Kontrabass
Wömmel-Stützer, Hermann
Figueiredo, Pedro
Schwärsky, Georg
Moon, Junha

Flöte
Zust, Brina
Schreiter, Markus
Kronbügel, Annelie

Oboe
Hecker, Thomas
Vogler, Gudrun
Herzog, Thomas

Klarinette
Link, Oliver
Pfeifer, Peter
Korn, Christoph

Fagott
Kofler, Miriam
Voigt, Alexander
Königstedt, Clemens

Horn
Kühner, Martin
Holjewilken, Uwe
Mentzen, Ane
Stephan, Frank

Trompete
Kupriianov, Roman
Ranch, Lars
Hofer, Patrik

Posaune
Manyak, Edgar
Hölzl, Hannes
Lehmann, Jörg

Tuba
Neckermann, Fabian

Harfe
Edenwald, Maud

Percussion
Tackmann, Frank
Thiersch, Konstantin
Vierk, Laslo
Wucherpfennig, Dirk

Pauke
Eschenburg, Jakob
Cembalo
Araki, Beni
Celesta
Von Radowitz, Florian
Kooperationspartner

Bildrechte
Portrait Meike Rötzer © Nik Konietzny
Portrait Susanne Blumenthal © Volker Beushausen
Portrait Michael Taylor © Klaudia Taday
Fotos Orchesterprobe © Peter Meisel