Joseph Haydn
Sinfonie Nr. 44 e-Moll Hob I:44
Johannes Brahms
„Ein deutsches Requiem“ für Soli, Chor und Orchester
Vladimir Jurowski
Dirigent
Vladimir Jurowski - Dirigent
Vladimir Jurowski ist seit 2017 Chefdirigent und Künstlerischer Leiter des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin. Seinen Vertrag hat er mittlerweile bis 2027 verlängert. Parallel dazu ist er seit 2021 Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper in München.
Der Dirigent, Pianist und Musikwissenschaftler Vladimir Jurowski wurde zunächst an der Musikhochschule des Konservatoriums in Moskau ausgebildet. 1990 kam er nach Deutschland, wo er sein Studium an den Musikhochschulen in Dresden und Berlin fortsetzte. 1995 debütierte er beim britischen Wexford Festival mit Rimski-Korsakows „Mainacht“ und im selben Jahr am Royal Opera House Covent Garden mit „Nabucco“. Anschließend war er u.a. Erster Kapellmeister der Komischen Oper Berlin (1997– 2001) und Musikdirektor der Glyndebourne Festival Opera (2001–2013). 2003 wurde Vladimir Jurowski zum Ersten Gastdirigenten des London Philharmonic Orchestra ernannt und war von 2007 bis 2021 dessen Principal Conductor. Ebenfalls bis 2021 war er Künstlerischer Leiter des Staatlichen Akademischen Sinfonieorchesters „Jewgeni Swetlanow“ der Russischen Föderation und Principal Artist des Orchestra of the Age of Enlightenment in Großbritannien, außerdem Künstlerischer Leiter des Internationalen George-EnescuFestivals in Bukarest. Er arbeitet regelmäßig mit dem Chamber Orchestra of Europe und dem ensemble unitedberlin.
Vladimir Jurowski hat Konzerte der bedeutendsten Orchester Europas und Nordamerikas geleitet, darunter die Berliner, Wiener und New Yorker Philharmoniker, das Königliche Concertgebouworchester Amsterdam, das Cleveland und das Philadelphia Orchestra, die Sinfonieorchester von Boston und Chicago, das Tonhalle-Orchester Zürich, die Sächsische Staatskapelle Dresden und das Gewandhausorchester Leipzig. Er gastiert regelmäßig bei den Musikfestivals in London, Berlin, Dresden, Luzern, Schleswig-Holstein und Grafenegg sowie beim Rostropowitsch-Festival. Obwohl Vladimir Jurowski von Spitzenorchestern aus der ganzen Welt als Gastdirigent eingeladen wird, möchte er seine Aktivitäten zukünftig auf jenen geographischen Raum konzentrieren, der unter ökologischem Aspekt für ihn vertretbar ist.
Die gemeinsamen CD-Aufnahmen von Vladimir Jurowski und dem RSB begannen 2015 mit Alfred Schnittkes Sinfonie Nr. 3. Es folgten Werke von Britten, Hindemith, Strauss, Mahler und erneut Schnittke. Vladimir Jurowski wurde vielfach für seine Leistungen ausgezeichnet, darunter mit zahlreichen internationalen Schallplattenpreisen. 2016 erhielt er aus den Händen des heutigen Königs Charles III. die Ehrendoktorwürde der Royal Philharmonic Society. 2020 wurde Vladimir Jurowskis Tätigkeit als Künstlerischer Leiter des George-Enescu-Festivals vom Rumänischen Präsidenten mit dem Kulturverdienstorden gewürdigt.
Elsa Benoit
Sopran
Elsa Benoit - Sopran
Elsa Benoit ist eine französische Sängerin, die mit ihrem vielseitigen Repertoire von Barock bis zur Modernen weltweit gefragt und gefeiert wird. Sie absolvierte ihr Studium am Amsterdamer Konservatorium mit einem Bachelor of Music und perfektionierte ihre Ausbildung von 2011 bis 2013 an der Niederländischen Nationalen Opernakademie, wo sie ihren Master-Abschluss in Oper mit Auszeichnung erlangte. Im November 2012 wurde sie beim internationalen Gesangswettbewerb »Symphonies d’Automne« mit drei Preisen geehrt, und im März 2013 gewann sie den Brane-Cantenac-Preis beim internationalen Gesangswettbewerb MACM.
Von 2015 bis 2016 war Benoit Ensemblemitglied des Stadttheaters in Klagenfurt, wo sie in Rollen wie Tytania in Brittens A Midsummer Night’s Dream, Giulietta in Bellinis I Capuleti e i Montecchi, Micaëla in Carmen (für die sie den Österreichischen Musiktheaterpreis erhielt) und Despina in Così fan tutte große Erfolge feierte. Anschließend wechselte sie ins feste Ensemble der Bayerischen Staatsoper, wo sie eine Vielzahl von Rollen verkörperte, darunter den Hirten im Tannhäuser, Oscar in Un Ballo in Maschera, Frasquita in Carmen, Najade in Ariadne auf Naxos, Adina in L’Elisir d’Amore, Gretel in Hänsel und Gretel, Musetta in La Bohème, Zerlina in Don Giovanni, Emilie in Rameaus Les Indes galantes und Poppea in Händels Agrippina. Letztere Rolle nahm sie 2019 für Warner Classics auf, und die Aufnahme wurde für einen Grammy als »Best Opera Recording« nominiert.
Seit 2021 ist Benoit freiberuflich tätig. Zu ihren jüngsten Auftritten gehören Rollen in Philippe Hersants Les Eclairs an der Ópera Comique in Paris, Händels Alcina (Morgana) im Palais Garnier in Paris, Carmen (Micaela) in Toulouse, The Rake’s Progress (Anne Trulove) in Rennes und Nantes, Händels Agrippina (Poppea) in München, Händels Semele (Semele) in Lille und Berlin (Komische Oper) sowie Poulencs Les Mamelles de Tirésias (Thérèse) beim Glyndebourne Festival. In der letzten Saison stand sie in Massenets Werther (Sophie) in einer Neuproduktion von Robert Carsen unter Thomas Hengelbrock sowie in der Titelrolle Poppea in Monteverdis L’incoronazione di Poppea in einer Neuproduktion des amerikanischen Regisseurs Ted Huffman unter der Leitung von George Petrou an der Oper Köln auf der Bühne.
In der Spielzeit 2024/25 wird die Sopranistin in drei wichtigen Partien erstmals zu erleben sein: als Susanna in Mozarts Die Hochzeit des Figaro an der Semperoper Dresden, als Sophie in Strauss‘ Der Rosenkavalier in Tokio unter Jonathan Nott und als Pamina in Mozarts Die Zauberflöte an den Opernhäusern in Rennes, Nantes und Angers.
Elsa Benoit ist auch im Konzertbereich sehr gefragt. Highlights der letzten Spielzeiten waren Auftritte mit den Berliner Philharmonikern in Mahlers 4. Symphonie unter Robin Ticciati und in Honeggers dramatischem Oratorium Jeanne d’Arc au bûcher unter Alan Gilbert in Berlin sowie Händels Il Trionfo del Tempo e del Disinganno (Bellezza) unter Emmanuelle Haïm. Zudem trat sie in Mendelssohns Lobgesang-Sinfonie unter Andris Nelsons mit dem Gewandhausorchester Leipzig sowie bei den Salzburger Festspielen unter Herbert Blomstedt mit den Wiener Philharmonikern auf. Weitere Auftritte umfassten Faurés Requiem unter Andrew Manze mit den Münchner Philharmonikern, Haydns Jahreszeiten unter Hans-Christoph Rademann in Stuttgart und Brahms‘ Requiem unter Manfred Honeck.
In der Spielzeit 2024/25 stehen bedeutende Konzerte an, darunter Bruckners f-moll-Messe mit dem Orchestra La Scintilla in Zürich, Brahms‘ Requiem mit dem RSB Berlin unter Vladimir Jurowski, Poulencs Gloria mit dem Orchestre de Paris unter Klaus Mäkelä und Händels Il Trionfo mit dem Los Angeles Philharmonic unter Emmanuelle Haïm.
Gerald Finley
Bariton
Gerald Finley - Bariton
Der aus Kanada stammende Bassbariton und Grammy-Preisträger Gerald Finley ist einer der führenden Sänger und dramatischen Darsteller seiner Generation. Er ist an den wichtigsten Opern- und Konzertorten der Welt zu hören und ist mit preisgekrönten CDs und DVDs in einem breit gefächerten Repertoire bei bedeutenden Labels vertreten. Gerald Finley widmet sich mit Oper, Konzert und Lied einem breiten Spektrum der Gesangskunst und arbeitet dabei regelmäßig mit den großen Orchestern und Dirigenten unserer Zeit zusammen.
Den Beginn machten die Mozart-Partien seines Fachs; sein Don Giovanni und sein Graf in Le nozze di Figaro sind weltweit auf der Opernbühne und auf DVD zu hören. Zu den Schlüsselpartien in jüngster Vergangenheit gehören Guillaume Tell, J. Robert Oppenheimer in John Adams Dr. Atomic und Jaufré Rudel in Saariahos L’amour de loin. Er sang bei der Uraufführung von Mark Anthony Turnages The Silver Tassie die Rolle des Harry Heegan.
Zu den Höhepunkten der Saison 2024/2025 gehören Scarpia in Puccinis Tosca an der Staatsoper Unter den Linden in Berlin, die Titelpartie in Verdis Macbeth an der Wiener Staatsoper und an der Bayerischen Staatsoper, die Partie des Helge in Marc-Anthony Turnages neuer Oper Festen, Wagners Fliegender Holländer an der Bayerischen Staatsoper, John Adams‘ Antony and Cleopatra an der Metropolitan Opera in New York und die Partie des Don Alfonso in einer Neuproduktion von Mozarts Cosí fan tutte an der Mailänder Scala. Liederabende bringen ihn an das Liceu in Barcelona und an die Bayerische Staatsoper.
Zuletzt war Finley als Hans Sachs in Laurent Pellys Neuinszenierung von Die Meistersinger von Nürnberg in Madrid, als Antonius in der Weltpremiere von John Adams‘ Antony and Cleopatra an der San Francisco Opera, als Scarpia in Puccinis Tosca und Graf in Netia Jones‘ Neuproduktion von Le Nozze di Figaro an der Opéra national de Paris zu erleben. Er debütierte in der Titelrolle von Wagners Der fliegende Holländer an der Staatsoper Berlin, und wurde von den Kritikern als Wolfram in Wagners Tannhäuser am Royal Opera House gefeiert. Des Weiteren sang er Jago in einer Neuproduktion von Otello an der Bayerischen Staatsoper und der Canadian Opera Company, die Titelrolle in Blaubart’s Burg und Graf Almaviva in Le Nozze di Figaro an der Metropolitan Opera, als Graf Almaviva an der Bayerischen Staatsoper, in der Titelpartie in Verdis Falstaff.
Die letzten Jahre brachten wichtige Erfolge im Wagner-Repertoire: als Hans Sachs beim Glyndebourne Festival und an der Opéra de Paris, als Amfortas in Parsifal an der Royal Opera Covent Garden und als Wolfram an der Lyric Opera in Chicago. Zu seinem erweiterten Repertoire gehören Verdis Falstaff an der Canadian Opera (für den er einen DORA Award gewann), ein „unvergleichlicher“ Iago in Otello mit Sir Colin Davis und dem LSO (LSO Live) in Japan, der Bayerischen Staatsoper und der kanadischen Oper, sowie die Titelrolle in Rossinis Guillaume Tell mit der Accademia di Santa Cecilia und Sir Antonio Pappano (EMI), unter anderem auch in der Royal Opera Covent Garden. Zu seinen weiteren wichtigen Rollen zählen Golaud, Eugene Onegin und Nick Shadow.
In der zeitgenössischen Oper hat sich Gerald Finley durch die Uraufführung von zahlreichen Hauptrollen ausgezeichnet, insbesondere durch J. Robert Oppenheimer in John Adams‘ Doktor Atomic (New York Met, ENO London, San Francisco, Chicago und Amsterdam), als Harry Heegan in Turnages The Silver Tassie bei ENO, Howard K. Stern in Turnages Anna Nicole am Londoner Covent Garden und Jaufré Rudel in Kaija Saariahos L’amour de loin für die vielbeachteten Premieren in Santa Fe, Paris und Helsinki. Er sang bei der Weltpremiere die Rolle des Mr. Fox in Tobias Pickers Fantastic Mr Fox an der L.A. Opera. Konzertauftritte umfassen die Titelrolle in Dallapiccolas Il prigioniero (New York Phil mit Alan Gilbert und dem BRSO) und Chou en Lai in Adams‘ Nixon in China mit dem BBC Symphony bei den Proms unter der Leitung des Komponisten.
Als gefeierter Liedsänger arbeitet Gerald Finley regelmäßig mit dem Pianisten Julius Drake; zu seinen jüngsten Auftritten gehören Konzerte bei der Schubertiade, Liederabende in ganz Europa, eine Residenz in der Wigmore Hall sowie an der Carnegie-Zankel Hall und gefeierte Auftritte bei den Salzburger Festspielen, sowie in Edinburgh und Tanglewood. Auf der Bühne stand er unter anderem mit Sir Antonio Pappano, Malcolm Matineau, Simon Lepper und Michael McMahon. Gerald Finley gibt zudem regelmäßig Meisterkurse, u.a. an der Juillard Schol of Music, mit dem Jette Parker Programm für junge Künstler an der Royal Opera Covent Garden sowie mit dem Lindemann Program an der Met.
Seine zahlreichen CD-Veröffentlichungen widmen sich Liedern von Barber, Britten, Ives, Ravel und Schumanns Liederzyklen Dichterliebe und Liederkreis Op. 24 und 39, alle gemeinsam mit Julius Drake für Hyperion, und wurden vielfach gerühmt, darunter mit drei Gramophone Awards in der Kategorie Solo Vocal. Die Veröffentlichung von Schuberts Winterreise gewann 2015 einen kanadischen Juno-Award und die letzte Saison erschienene CD mit Schuberts Die schöne Müllerin vervollständigte ihre Hyperion Schubert Trilogie. Seine CD Great Operatic Arias in English, erschienen bei Chandos, erhielt den kanadischen Juno-Award als bestes Album in der Kategorie Vocal Performance. 2012 wurde die DVD-Veröffentlichung von Doctor Atomic, mit Gerald Finley als J. Robert Oppenheimer, mit dem Grammy für die beste Opernaufnahme ausgezeichnet.
Gerald Finley wurde in Montreal geboren und begann seine musikalische Ausbildung als Sängerknabe in Ottawa, bevor er sein Studium am Royal College of Music, King’s College, Cambridge und dem National Opera Studio abschloss. Er ist Gastprofessor am Royal College of Music. 2014 bestieg er für die Charity „Help Musicians UK“ den Kilimanjaro. 2017 wurde er zum Commander of the Order of the British Empire ernannt, nachdem er davor schon zum Officer of the Order of Canada ernannt wurde. Gerald Finley ist auch eine kanadische Briefmarke gewidmet, mit der Kanadier in der Opernwelt geehrt werden.
Rundfunkchor Berlin
Krista Audere
Choreinstudierung
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Kraftvoll, vehement, schroff
So gebärdet sich die Sinfonie Nr. 44 in e-Moll von Joseph Haydn. Einmal mehr wundert man sich über den nachträglichen Beinamen, der ihr von unberufener, oberflächlicher Hand hinzugefügt wurde: „Trauersinfonie“. So ist es auch nicht der vordergründige Bezug der nach außen gekehrten Trauer, welcher der Sinfonie den Platz vor dem Requiem von Johannes Brahms verschafft.
Sondern ihre Botschaft. Wie Haydn in der e-Moll-Sinfonie lässt Brahms im Requiem keinerlei Milde walten – wenn es um das gar nicht ängstliche Akzeptieren des Unabänderlichen geht. „Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg?“ fragt der listige Brahms mit von ihm selbst ausgewählten Bibelworten in deutscher Sprache und mit einer derart wuchtigen Musik, dass den Mächten des Himmels wie der Finsternis das Grausen kommen könnte – angesichts der sich selbst vertrauenden Menschen.
Brahms ließ sich bei der Textauswahl von Bildhaftigkeit und Stimmungsgehalt diverser Bibelstellen leiten, nicht aber von Regularien irgendeiner Kirche. Keine Zeile etwa ist die Übersetzung des lateinischen Messe-Textes oder irgendeiner anderen liturgischen Sequenz. „Was den Text betrifft, will ich betonen, daß ich recht gern auch das ‘Deutsch’ fortließe und einfach den ‘Menschen’ setzte, auch mit allem Wissen und Willen Stellen wie z.B. Evang. Joh. Kap. 3 Vers 16 („Also hat Gott die Welt geliebt“) entbehrte.“
Konzerteinführung: 19.10 Uhr, Südfoyer, Steffen Georgi