20:00 Philharmonie Berlin

Vladimir Jurowski & Arditti Quartet

Moderierte Probe 06.06.2024 19 Uhr Haus des Rundfunks. In Kooperation mit der SZ. Hier anmelden!

Morton Feldman

„String Quartet and Orchestra“

Anton Bruckner

Sinfonie Nr. 7 E-Dur WAB 107

Vladimir Jurowski

Dirigent

Arditti Quartet

Ensemble

Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin

Irvine Arditti

Violine

Ashot Sarkissjan

Violine

Ralf Ehlers

Viola

Lucas Fels

Violoncello

Ohne Fortschrittsdenken –
Feldman und Bruckner im Konzert

„Es wäre gut, wenn man überall im Land kleine Orte einrichten könnte, wie eine kleine Kapelle, in die der Betrachter für eine Stunde kommen kann, um ein einziges Gemälde zu betrachten, das in einem kleinen Raum und für sich allein hängt.“ Dieser radikale Aufruf zur Kontemplation angesichts von Kunst stammt von dem amerikanischen Maler Mark Rothko (1903-1970). Er könnte ebenso seinem musikalischen Bruder im Geiste, Morton Feldman (1926-1987), zugeschrieben werden – bezogen auf das Hören von Musik. Nicht mehr dem Bemühen um das Verstehen, sondern dem reinen Akt des Sehens, respektive Hörens gilt das Interesse dieser postavantgardistischen Künstler des 20. Jahrhunderts. Betrachter und Zuhörer sollen von großen Farb- bzw. Klangflächen überwältigt werden, ohne dass der Verstand sich bemühen muss, die erlebten Emotionen zu identifizieren oder zu beschreiben.

Feldmans Klangwelt zeichnet eine nurmehr geringe Veränderung von melodischen, rhythmischen oder dynamischen Werten während einer langen Zeit aus. So erfüllt Feldman ein quasi schopenhauerisches Nicht-Wollen mit tiefem musikalischem Sinn. Das gilt auch für „String Quartet and Orchestra“ (1973), ein Werk, welches in der wiederholten Interpretation durch das 2024 seit 50 Jahren bestehende, für Aufführungen von zeitgenössischer Musik bis heute weltweit Maßstäbe setzende Arditti String Quartet zu einem Markenzeichen für Morton Feldman geworden ist.

Feldmans Musik strebt keinerlei didaktisches Fortschreiten, keine thematischen Entwicklungen an. Insofern widerspricht sie der deutschen Klassik und Romantik. Nicht aber widerspricht sie Anton Bruckner! Denn dessen musikalische Architektur schichtet ebenfalls beharrlich Klang auf Klang, baut in sich rotierende Flächen, zumeist ohne sie untereinander zu amalgamieren – ein spannender Sinnbezug zwischen den beiden scheinbar so unterschiedlichen Klangwelten darf sich im Konzert des RSB beim Zuhören gern einstellen.

„Auch wenn die Musik in der Kleinheit der Gesten und der unerschöpflichen Variation an Webern erinnert, ist sie in Zeitlupe und auf einer riesigen Leinwand ausgebreitet. Auf Prunk wurde zugunsten des Rothkoesken spirituellen Mysteriums verzichtet.“ (Morton Feldman)

 

Das Konzert wird am 13.06.2024 um 20:03 Uhr auf Deutschlandfunk Kultur übertragen.

Konzerteinführung: 19.10 Uhr, Südfoyer, Konzerteinführung von Steffen Georgi

Konzert mit

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