Vladimir Jurowski & Arditti Quartet
Moderierte Probe 06.06.2024 19 Uhr Haus des Rundfunks. In Kooperation mit der SZ. Hier anmelden!
Morton Feldman
„String Quartet and Orchestra“
Anton Bruckner
Sinfonie Nr. 7 E-Dur WAB 107
Vladimir Jurowski
Dirigent
Vladimir Jurowski - Dirigent

Vladimir Jurowski ist seit 2017 Chefdirigent und Künstlerischer Leiter des RundfunkSinfonieorchesters Berlin (RSB). 2023/2024 setzten seine Konzerte, Tourneen und Aufnahmen die Glanzpunkte der Jubiläumssaison „RSB100“. Sein aktueller Vertrag in Berlin läuft bis 2027. Parallel dazu ist er seit 2021 Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper in München.
Vladimir Jurowski, einer der gefragtesten Dirigenten unserer Zeit, der weltweit für seine innovativen musikalischen Interpretationen und ebenso für sein mutiges künstlerisches Engagement gefeiert wird, wurde 1972 in Moskau geboren und absolvierte den ersten Teil seines Musikstudiums am Music College des Moskauer Konservatoriums. 1990 siedelte er mit seiner Familie nach Deutschland über und setzte seine Studien an den Musikhochschulen in Dresden und Berlin fort. 1995 debütierte er beim irischen Wexford Festival mit Rimski-Korsakows „Mainacht“ und 1996 am Royal Opera House Covent Garden mit „Nabucco“. Anschließend war er Erster Kapellmeister der Komischen Oper Berlin (1997-2001).
Bis 2021 arbeitete Vladimir Jurowski fünfzehn Jahre lang als Chefdirigent des London Philharmonic Orchestra (LPO) und wurde inzwischen zu dessen „Conductor Emeritus“ ernannt. In Großbritannien leitete er von 2001 bis 2013 als Musikdirektor der Glyndebourne Festival Opera eine breite Palette von hochgelobten Produktionen. Seine enge Verbindung zum britische Musikleben wurde im Frühjahr 2024 von König Charles III. dadurch gewürdigt, dass er Vladimir Jurowski zum Honorary Knight Commander of the Most Excellent Order of the British Empire (KBE) ernannte. Im April 2024 kehrte Vladimir Jurowski als Gast nach London zurück, um mit dem LPO in der Royal Festival Hall den konzertanten Aufführungszyklus von Wagners „Ring“ mit der „Götterdämmerung“ zu vollenden.
Ebenfalls bis 2021 war er Künstlerischer Leiter des Staatlichen Akademischen Sinfonieorchesters „Jewgeni Swetlanow“ der Russischen Föderation und Principal Artist des Orchestra of the Age of Enlightenment in Großbritannien, außerdem Künstlerischer Leiter des Internationalen GeorgeEnescu-Festivals in Bukarest. Darüber hinaus arbeitet er seit vielen Jahren mit dem Ensemble unitedberlin zusammen. Die Auftritte in Russland hat Vladimir Jurowski seit Februar 2022 ausgesetzt. Ukrainische Werke sind und bleiben Bestandteil seines Repertoires ebenso wie die Werke russischer Komponisten.
Vladimir Jurowski hat Konzerte der bedeutendsten Orchester Europas und Nordamerikas geleitet, darunter die Berliner, Wiener und New Yorker Philharmoniker, das königliche Concertgebouworchester Amsterdam, das Cleveland und das Philadelphia Orchestra, die Sinfonieorchester Boston und Chicago, das Tonhalle-Orchester Zürich, die Sächsische Staatskapelle Dresden und das Gewandhausorchester Leipzig. Er gastiert regelmäßig bei den Musikfestivals in London, Berlin, Dresden, Luzern, Schleswig-Holstein und Grafenegg. Obwohl Vladimir Jurowski von Spitzenorchestern aus der ganzen Welt als Gastdirigent eingeladen wird, konzentriert er seine Aktivitäten inzwischen auf jenen geographischen Raum, den er unter ökologischem Aspekt mit vertretbarem Aufwand gut erreichen kann.
Die gemeinsamen CD-Aufnahmen von Vladimir Jurowski und dem RSB begannen 2015 mit Alfred Schnittkes Sinfonie Nr. 3. Es folgten Werke von Britten, Hindemith, Strauss, Mahler und erneut Schnittke. Vladimir Jurowski wurde vielfach für seine Leistungen ausgezeichnet, darunter mit zahlreichen internationalen Schallplattenpreisen. 2016 erhielt er aus den Händen des heutigen Königs Charles III. die Ehrendoktorwürde der Royal Philharmonic Society. 2020 wurde Vladimir Jurowskis Tätigkeit als Künstlerischer Leiter des George-Enescu-Festivals vom Rumänischen Präsidenten mit dem Kulturverdienstorden gewürdigt.
Arditti Quartet
Ensemble
Arditti Quartet - Ensemble

Das Arditti Quartet genießt weltweit einen herausragenden Ruf für seine lebendige und differenzierte Interpretation von Kompositionen der Gegenwart und des 20. Jahrhunderts. Seit seiner Gründung 1974 durch den Geiger Irvine Arditti sind mehrere hundert Streichquartette für das Ensemble komponiert worden. Viele dieser Werke sind aus dem Repertoire der zeitgenössischen Musik nicht mehr wegzudenken und geben dem Arditti Quartet einen festen Platz in der Musikgeschichte.
Die Bandbreite seines Repertoires beweisen Uraufführungen von Komponist*innen wie Thomas Adès, Georges Aperghis, Harrison Birtwistle, John Cage, Elliott Carter, Hugues Dufourt, Pascal Dusapin, Brian Ferneyhough, Luca Francesconi, Ashley Fure, Sofia Gubaidulina, Jonathan Harvey, Toshio Hosokawa, Mauricio Kagel, György Kurtág, Helmut Lachenmann, György Ligeti, Conlon Nancarrow, Younghi Pagh-Paan, Wolfgang Rihm, Giacinto Scelsi, Salvatore Sciarrino, Karlheinz Stockhausen, Jennifer Walshe oder Iannis Xenakis.
Das Ensemble sucht bei der Erarbeitung von Werken einen engen Austausch mit den Komponist*innen, da dies seiner Überzeugung nach wesentlich für die Interpretation moderner Musik ist. In Meisterkursen für junge Interpret*innen und Komponist*innen engagieren sich die vier Spieler weltweit als Pädagogen.
Die Diskografie des Arditti Quartets umfasst über 200 CDs. Allein bei Montaigne Naïve sind mehr als 40 Aufnahmen erschienen, die zahlreiche zeitgenössische Komponist*innen porträtieren und erstmals die Streichquartette der Zweiten Wiener Schule in Gesamtheit präsentieren. Viele Werke wurden in Anwesenheit der Komponist*innen eingespielt, wie zum Beispiel die Quartette Luciano Berios. Auch legendäre Ereignisse der jüngsten Musikgeschichte wie Stockhausens spektakuläres Helikopter-Quartett wurden vom Ensemble auf CD festgehalten.
Im Laufe der letzten 40 Jahre erhielt das Arditti Quartet zahlreiche Preise, darunter mehrfach den Deutschen Schallplattenpreis. 1999 wurde ihm der Ernst-von-Siemens-Musikpreis für sein musikalisches Lebenswerk verliehen. 2004 verlieh ihm die Académie Charles Cros den «Coup de Cœur» für seinen «Beitrag zur Verbreitung der Musik unserer Zeit». Für die Einspielung von Werken Elliot Carters (1999), Harrison Birtwistles (2002) und Pascal Dusapins (2018) gewann es dreimal den Gramophone Award für die «beste Aufnahme zeitgenössischer Musik». Das Archiv des Arditti Quartets befindet sich in der Paul-Sacher-Stiftung in Basel.
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Irvine Arditti
Violine
Ashot Sarkissjan
Violine
Ralf Ehlers
Viola
Lucas Fels
Violoncello
Ohne Fortschrittsdenken –
Feldman und Bruckner im Konzert
„Es wäre gut, wenn man überall im Land kleine Orte einrichten könnte, wie eine kleine Kapelle, in die der Betrachter für eine Stunde kommen kann, um ein einziges Gemälde zu betrachten, das in einem kleinen Raum und für sich allein hängt.“ Dieser radikale Aufruf zur Kontemplation angesichts von Kunst stammt von dem amerikanischen Maler Mark Rothko (1903-1970). Er könnte ebenso seinem musikalischen Bruder im Geiste, Morton Feldman (1926-1987), zugeschrieben werden – bezogen auf das Hören von Musik. Nicht mehr dem Bemühen um das Verstehen, sondern dem reinen Akt des Sehens, respektive Hörens gilt das Interesse dieser postavantgardistischen Künstler des 20. Jahrhunderts. Betrachter und Zuhörer sollen von großen Farb- bzw. Klangflächen überwältigt werden, ohne dass der Verstand sich bemühen muss, die erlebten Emotionen zu identifizieren oder zu beschreiben.
Feldmans Klangwelt zeichnet eine nurmehr geringe Veränderung von melodischen, rhythmischen oder dynamischen Werten während einer langen Zeit aus. So erfüllt Feldman ein quasi schopenhauerisches Nicht-Wollen mit tiefem musikalischem Sinn. Das gilt auch für „String Quartet and Orchestra“ (1973), ein Werk, welches in der wiederholten Interpretation durch das 2024 seit 50 Jahren bestehende, für Aufführungen von zeitgenössischer Musik bis heute weltweit Maßstäbe setzende Arditti String Quartet zu einem Markenzeichen für Morton Feldman geworden ist.
Feldmans Musik strebt keinerlei didaktisches Fortschreiten, keine thematischen Entwicklungen an. Insofern widerspricht sie der deutschen Klassik und Romantik. Nicht aber widerspricht sie Anton Bruckner! Denn dessen musikalische Architektur schichtet ebenfalls beharrlich Klang auf Klang, baut in sich rotierende Flächen, zumeist ohne sie untereinander zu amalgamieren – ein spannender Sinnbezug zwischen den beiden scheinbar so unterschiedlichen Klangwelten darf sich im Konzert des RSB beim Zuhören gern einstellen.
„Auch wenn die Musik in der Kleinheit der Gesten und der unerschöpflichen Variation an Webern erinnert, ist sie in Zeitlupe und auf einer riesigen Leinwand ausgebreitet. Auf Prunk wurde zugunsten des Rothkoesken spirituellen Mysteriums verzichtet.“ (Morton Feldman)
Das Konzert wird am 13.06.2024 um 20:03 Uhr auf Deutschlandfunk Kultur übertragen.
Konzerteinführung: 19.10 Uhr, Südfoyer, Konzerteinführung von Steffen Georgi
Luftreise für das Klima mit Giedrė Šlekytė & Johan Dalene
Im Rahmen der Biennale der Berliner Philharmoniker 2025
Vasily Petrenko dirigiert Britten, Ravel & Rimski-Korsakow
Britten, Ravel, Rimski-Korsakow