19:00 Haus des Rundfunks

Ultraschall – Festival für neue Musik

Alexey Retinsky

„C-Dur“ für Streichorchester

Elnaz Seyedi

„a mark of our breath“ für Orchester

Olga Rayeva

„Auf dem Meer“ für Knopfakkordeon und großes Orchester
(Uraufführung)

Oscar Bianchi

„Exordium“ für Orchester

Farzia Fallah

„Traces of a Burning Mass“ für Orchester

Vladimir Jurowski

Dirigent

Roman Yusipey

Knopfakkordeon

Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin

Vladimir Jurowski versteht sich als ein politisch wacher Künstler, der sich einmischt und Stellung zu aktuellen Ereignissen nimmt. So ist auch das Konzert des RSB bei Ultraschall Berlin besonders durch das aktuelle Zeitgeschehen geprägt.

Olga Rayeva: Am Meer

Viele ihrer Kompositionen befassen sich mit dem Thema Meer. Das ist kein Zufall: Ihre frühe Kindheit ist nämlich mit zwei Städten tiefst verbunden: mit Moskau, wo es kein Meer gibt, und mit Mariupol, wo die Eltern ihrer Mutter damals lebten. In Mariupol war sie damals stets sehr glücklich und träumte ihr ganzes Leben davon, eines Tages wieder dort zu sein, in der Nähe des etwas trüben, grünen Asowschen Meeres. Einer Gasse dieser südlichen Stadt entlang würde sie dann zum kleinen Theater gehen…

Jetzt gibt es weder dieses Theater noch die Stadt selbst.

Für Olga ist das eine persönliche Tragödie. Die Ereignisse der letzten Jahre haben sie zu einem großen Teil innerlich zerstört. Und die einzige Möglichkeit für einen Komponisten, mit Trauma umzugehen, ist es, Musik zu schreiben.

Elnaz Seyedi: a mark of our breath

In Elnaz Seyedis Kompositionen finden sich ebenso Einflüsse von Literatur, Architektur oder der bildenden Kunst wie von ihrem Informatikstudium. Die Klänge changieren dabei vielfach zwischen Strenge und Zartheit. Ihr Werk „a mark of our breath“ wurde im Rahmen der Konzertreihe ›Miniaturen der Zeit‹ uraufgeführt – einer Reihe von zwölf kurzen Orchesterstücken, die der Westdeutsche Rundfunk bei verschiedenen Komponist:innen in Auftrag gegeben hat. Sie alle setzen sich mit Themen unserer Zeit auseinander, etwa der Nachhaltigkeit oder der Coronakrise. Elnaz Seyedi selbst schreibt zu a mark of our breath (auf Deutsch etwa »eine Spur unseres Atems«):

»Die Komposition entstand 2021 während eines Aufenthalts im Wendland. Inspiriert vom weiten Blick mit drei Viertel Himmel, der bei jedem Wetter und jeder Tageszeit unterschiedlich, aber eigentlich immer spektakulär ist, und einer Landschaft mit einem reichen Spektrum von Grün und später im Herbst von Gelb. Das Stück beginnt in dieser friedlichen Landschaft, die aber nach und nach von innen zerbricht. Die menschlichen Stimmen – als gleichzeitig gespielt und gesungen in den Blechblasinstrumenten – sind einerseits Teil dieser Landschaft, bereichern sie mit ihrer sehr besonderen Farbe. Ihre Kehrseite ist andererseits die Zerstörung des scheinbar Ursprünglichen.«

Farzia Fallah „Traces of a Burning Mass“ für Orchester 

Wie Seyedi, so ist auch Farzia Fallah in Iran geboren. Ihr Orchesterwerk, für das sie den Heidelberger Künstlerinnenpreis erhielt, entstand während der Proteste gegen den gewaltsamen Tod von Mahsa Amini im Polizeigewahrsam im Herbst 2022: musikalische Spuren einer brennenden, wütenden, freiheitsliebenden Masse.

 

Das Konzert wird an den folgenden Terminen im Radio zu hören sein:

Deutschlandfunk Kultur: 18. Januar 2024, 20:03 Uhr
rbbKultur: 12. März 2024, 23:03 Uhr

 

Über das Festival:

Das „Ultraschall – Festival für neue Musik“ präsentiert jüngst entstandene Werke in einem musikhistorischen Kontext, der bis zu den Anfängen der Nachkriegs-Avantgarde zurückreicht, also mittlerweile immerhin einen Zeitraum von mehr als 70 Jahren umfasst.

In den letzten Jahren wurden zwar immer häufiger Ur- und Erstaufführungen beim Festival präsentiert, einige der Werke werden auch vom Festival in Auftrag gegeben, dennoch bleibt der Ansatz bestehen: aktuellen Tendenzen der zeitgenössischen Musik einen Raum geben, und zugleich diese aktuellen Produktionen musikgeschichtlichen einzuordnen.

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