20:00 Philharmonie Berlin

Ein Absolutum von Dvořák – dirigiert von Philippe Herreweghe

Antonín Dvorák

Stabat mater für Soli, Chor und Orchester op. 58

Philippe Herreweghe

Dirigent

Eleanor Lyons

Sopran

Sophie Harmsen

Alt

Mauro Peter

Tenor

Krešimir Stražanac

Bass

Collegium Vocale Gent

Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin

Von beispielloser Intensität

Der Stabat-Mater-Vertonungen sind unzählige, von Josquin Desprez im 15. Jahrhundert bis hin ins 20. Jahrhundert u.a. von Francis Poulenc, Karol Szymanowski und Krzysztof Penderecki. Unter all jenen ragt Antonín Dvořáks „Stabat mater“-Komposition einsam heraus. Wer einmal Gelegenheit hatte, das Dvořáksche Stabat Mater im Chor oder im Orchester zu musizieren – technisch möglich ist dies auch für qualifizierte nichtprofessionelle Musikliebhaber –, wird nie wieder die betörend schönen Kantilenen vergessen, die das Werk emportragen, wird für immer schwelgen in den ebenso leidenschaftlichen wie sanften Nuancen des Schmerzes, die der tschechische Komponist in Töne zu setzen imstande war. Persönliche Leiderfahrung befähigte ihn dazu, in letzte Dimensionen vorzudringen und eine Musik zu finden, die über alle Wechsel der Epochen, Zeitstile und künstlerischen Auffassungen hinweg unmittelbar anrührt.

Fern aller Bitterkeit sucht Dvořák einen Weg aus dem Dunkel zum Licht, von Angst und Verzweiflung hin zu Frieden und Zuversicht. Mehr als 90 Minuten lang vermag er bei dem Themenkreis Schmerz, Leid, Qual, Marter, Angst, Trost und Hoffnung zu verweilen, ohne dass ihm seine Musik ins Leere läuft. In unerreichter musikalischer Größe gelingen ihm immer neue Facetten der emotionalen Ausdeutung, nie verlässt ihn seine künstlerische Fantasie. Vielleicht stärker als in allen anderen Werken stellt er hier unter Beweis, was Brahms ihm bewundernd-derb nachsagte: „Der Kerl steckt so voller Ideen, dass unsereiner von seinen Abfällen gut leben könnte“.

Keine nennenswerten Tempowechsel, keine Unterhaltung durch Volksmelodien, kein böhmischer Temperamentsausbruch. Nur gemessenes Schreiten, asketische Faktur, verhaltene Dynamik. Und dennoch: Spannung pur.

Konzerteinführung: 19.10 Uhr, Südfoyer, Steffen Georgi

Konzert mit