20:00 Konzerthaus Berlin

Matthias Pintscher & Cédric Tiberghien

Toru Takemitsu

„Twill by Twilight – im Gedenken an Morton Feldman“ für Orchester

Béla Bartók

Konzert für Klavier und Orchester Nr. 3

Matthias Pintscher

„neharot“ für Orchester

Maurice Ravel

„La valse“ – Poème chorégraphique für Orchester

Matthias Pintscher

Dirigent

Cédric Tiberghien

Klavier

Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin

Fragil, fraktal, fragend

Wie verletzlich unsere individuelle Existenz ist, wie sehr sie auch kollektiven Bedrohungen gegenüber hilflos sein kann, das haben nicht nur die Verwerfungen der Corona-Pandemie der Menschheit vor Augen geführt. Gespiegelt in Musik, lassen sich faszinierendste An- und Einsichten daraus gewinnen. Werke aus den Randbereichen der Wahrnehmung, subtile Musik des Übergangs, hat der Komponist und Dirigent Matthias Pintscher für sein drittes Gastspiel am Pult des RSB ausgesucht.
Béla Bartóks drittes Klavierkonzert, komponiert für Ditta Pasztory, die junge Ehefrau des ungarischen Meisters, ist ein lebenssprühendes, diesseitiges Werk. Bartók schrieb es 1945, schwer an Leukämie erkrankt und im Bewusstsein seines nahen Todes.
Matthias Pintschers „Neharot“ (hebräisch für Flüsse, Tränen, Klage) entstand „in der schlimmsten Zeit der vielen täglichen Todesfälle im Frühjahr 2020 und ist ein deutliches Echo der Trostlosigkeit und der Angst, aber auch der Hoffnung auf Licht.“ Extrem tiefe Töne der Bassinstrumente drängen in den Vordergrund des Orchesterklanges.
Völlig andere Seiten des Unbeherrschbaren, des Nichtkontrollierten schlagen Toru Takemitsus „Twill by Twilight“ (Gewebe aus Zwielicht, 1988) und Maurice Ravels „La Valse“ (1906, 1920) auf. Mit sanft schwebenden, impressionistisch pastellartigen Klängen spürt Takemitsu jenem Moment nach, in dem nach dem Sonnenuntergang das Zwielicht zur Dunkelheit wird. Das Werk ist eine Hommage an seinen Freund, den 1987 verstorbenen Komponisten Morton Feldman.
Ravel hingegen, dessen 150. Geburtstag die Musikwelt 2025 feiert, begann 1906 mit einer Paraphrase über den Wiener Walzer. 1920 kehrte er zu dem Fragment zurück. Aber er war nach den Erfahrungen als Soldat im Ersten Weltkrieg nicht mehr derselbe. „La Valse“ wurde ein betörend schönes Sinnbild dafür, wie sehr die allgegenwärtige Hybris des Menschen die gesamte Welt in den Abgrund zu stürzen droht.

Konzerteinführung: 19.10 Uhr, Ludwig-van-Beethoven-Saal, Steffen Georgi

Konzert mit

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