Toru Takemitsu
„Twill by Twilight – im Gedenken an Morton Feldman“ für Orchester
Béla Bartók
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 3
Matthias Pintscher
„neharot“ für Orchester
Maurice Ravel
„La valse“ – Poème chorégraphique für Orchester
Matthias Pintscher
Dirigent
Matthias Pintscher - Dirigent

Matthias Pintscher ist ab der Saison 2024-25 der neu ernannte Musikdirektor des Kansas City Symphony. Er hat gerade ein erfolgreiches Jahrzehnt als Musikdirektor des Ensemble Intercontemporain hinter sich, dem von Pierre Boulez gegründeten Pariser Kult-Ensemble für zeitgenössische Musik, das 2022 mit dem Polarpreis der Königlich Schwedischen Akademie ausgezeichnet wurde. Während seiner Amtszeit leitete Pintscher diese höchst abenteuerliche Institution bei der Schaffung von Dutzenden von Uraufführungen, nahm CDs mit Musik von Spitzenkomponisten aus der ganzen Welt auf und führte das Ensemble auf Tourneen rund um den Globus – nach Asien und Nordamerika sowie in ganz Europa zu allen wichtigen Festivals und Konzertsälen.
In der Saison 2023-24 war Pintscher in seinem vierten Jahr als Creative Partner bei der Cincinnati Symphony, wo er ein neues Werk von Inti Figgis-Vizueta sowie ein immersives Videokonzert von Olivier Messiaens Des Canyons aux étoiles dirigierte. Außerdem ging er mit der Jungen Deutschen Philharmonie auf Tournee, wo er Artist in Residence war. Als Gastdirigent gastierte er bei der RAI Milano Musica, dem Orchestre de Chambre de Paris, dem NDR Hamburg, der Indianapolis Symphony, der Milwaukee Symphony, der Barcelona Symphony, der Lahti Symphony, der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, der Scala und dem Boulez Ensemble Berlin. Pintscher dirigierte mehrere Opernproduktionen an der Berliner Staatsoper (Wagners Lohengrin und Der fliegende Holländer), der Wiener Staatsoper (Olga Neuwirths Orlando) und dem Théatre du Châtelet in Paris. An die Berliner Staatsoper kehrte er 2024 für Beat Furrers Violetter Schnee zurück.
Pintscher ist auch als Komponist bekannt, und seine Werke stehen häufig auf den Programmen der großen Symphonieorchester in aller Welt. Im August 2021 stand er im Mittelpunkt des Suntory Hall Summer Festival, einer einwöchigen Feier seiner Werke mit dem Tokyo Symphony Orchestra und einer Residency des EIC mit Aufführungen von Sinfonie- und Kammermusik. Sein drittes Violinkonzert, Assonanza, das er für Leila Josefowicz schrieb, wurde im Januar 2022 mit dem Cincinnati Symphony Orchestra uraufgeführt. Eine weitere Uraufführung 2021-22 war neharot, ein gemeinsamer Auftrag von Suntory Hall, Orchestre Philharmonique de Radio France, Orchestre de la Suisse Romande, Los Angeles Philharmonic und Staatskapelle Dresden, wo er zum Capell-Compositeur ernannt wurde. In der Saison 2016/17 war er der erste Composer-in-Residence der Elbphilharmonie Hamburg, und von 2014 bis 2017 war er Artist-in-Residence beim Danish National Symphony Orchestra sowie Composer-in-Residence bei den Salzburger Festspielen und dem Lucerne Festival.
Pintscher hatte bereits verschiedene Positionen inne, zuletzt war er neun Spielzeiten lang Artist-in-Association des BBC Scottish Symphony Orchestra. Im Jahr 2020 war er Musikdirektor beim Ojai Festival, und 2018/19 war er Creative Chair des Tonhalle-Orchesters Zürich und Artist-in-Residence beim Los Angeles Chamber Orchestra. Als begeisterter Förderer und Mentor von Studenten und jungen Musikern war Pintscher Chefdirigent des Lucerne Festival Academy Orchestra, leitete von 2005 bis 2018 das Heidelberger Atelier, eine Akademie für junge Musiker und Komponisten, und arbeitete mit der Karajan-Akademie der Berliner Philharmoniker, der Music Academy of the West, dem National Orchestral Institute und der Jungen Deutschen Philharmonie zusammen. Er tritt fast jede Saison mit dem New World Symphony in Miami auf, einem Ausbildungsorchester für postkonservatorische, nicht-professionelle Musiker. Seit 2014 ist Pintscher Mitglied des Lehrkörpers für Komposition an der Juilliard School.
Matthias Pintscher begann seine musikalische Ausbildung im Bereich des Dirigierens und studierte in seinen frühen Zwanzigern bei Pierre Boulez und Peter Eötvös, als das Komponieren bald eine wichtigere Rolle in seinem Leben einnahm. In beiden Bereichen erlangte er schnell die Anerkennung der Kritik und komponiert auch weiterhin neben seiner Dirigententätigkeit. Als produktiver Komponist wird Pintschers Musik von einigen der besten Interpreten, Orchestern und Dirigenten unserer Zeit geschätzt. Seine Werke wurden von Orchestern wie dem Boston Symphony, dem Chicago Symphony, dem Cleveland Orchestra, dem New York Philharmonic, dem Philadelphia Orchestra, den Berliner Philharmonikern, dem London Symphony Orchestra, dem Royal Concertgebouw Orchestra und dem Orchestre de Paris aufgeführt, um nur einige zu nennen. Er wird exklusiv von Bärenreiter verlegt, und Aufnahmen seiner Werke sind bei Kairos, EMI, Teldec, Wergo und Winter & Winter zu finden.
Cédric Tiberghien
Klavier
Cédric Tiberghien - Klavier

Cédric Tiberghien ist ein französischer Pianist, der eine wahrhaft internationale Karriere gemacht hat. Er wird vor allem für seine Vielseitigkeit gelobt, die sich in seinem breit gefächerten Repertoire, seiner interessanten Programmgestaltung, seiner Offenheit für innovative Konzertformate und seinen dynamischen Kammermusikpartnerschaften zeigt.
In der Saison 2024/25 wird Cédric Tiberghien mit dem Netherlands Radio Philharmonic, dem Detroit Symphony, dem Houston Symphony, dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, dem Hallé und dem Orchestre National de France auftreten und dabei unter anderem mit Simone Young, Matthias Pintscher und Karina Canellakis zusammenarbeiten. Außerdem schließt er seinen dreijährigen Beethoven-Zyklus in der Wigmore Hall mit den Diabelli-Variationen ab, kehrt mit seinem John-Cage-Klangskulptur“-Projekt nach Australien zurück und gibt zusammen mit der Geigerin Alina Ibragimova Rezital-Tourneen durch die USA, das Vereinigte Königreich und Japan.
Cédric hat in jüngster Zeit Liederabende und Kammermusikkonzerte im Pierre Boulez Saal in Berlin, im BOZAR in Brüssel, im Sala São Paulo, in der Philharmonie de Paris, im Auditorio Nacional de Música in Madrid, im Rudolfinum in Prag und am Place des Arts in Montreal gegeben und dabei mit dem Bratschisten Antoine Tamestit, dem Bariton Stéphane Degout und dem Chiaroscuro Quartett zusammengearbeitet. Zu seiner Diskografie gehören Ravels Klavierkonzerte mit François-Xavier Roth und Les Siècles auf historischen Instrumenten, das für den Gramophone Award 2023 nominiert wurde.
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Fragil, fraktal, fragend
Wie verletzlich unsere individuelle Existenz ist, wie sehr sie auch kollektiven Bedrohungen gegenüber hilflos sein kann, das haben nicht nur die Verwerfungen der Corona-Pandemie der Menschheit vor Augen geführt. Gespiegelt in Musik, lassen sich faszinierendste An- und Einsichten daraus gewinnen. Werke aus den Randbereichen der Wahrnehmung, subtile Musik des Übergangs, hat der Komponist und Dirigent Matthias Pintscher für sein drittes Gastspiel am Pult des RSB ausgesucht.
Béla Bartóks drittes Klavierkonzert, komponiert für Ditta Pasztory, die junge Ehefrau des ungarischen Meisters, ist ein lebenssprühendes, diesseitiges Werk. Bartók schrieb es 1945, schwer an Leukämie erkrankt und im Bewusstsein seines nahen Todes.
Matthias Pintschers „Neharot“ (hebräisch für Flüsse, Tränen, Klage) entstand „in der schlimmsten Zeit der vielen täglichen Todesfälle im Frühjahr 2020 und ist ein deutliches Echo der Trostlosigkeit und der Angst, aber auch der Hoffnung auf Licht.“ Extrem tiefe Töne der Bassinstrumente drängen in den Vordergrund des Orchesterklanges.
Völlig andere Seiten des Unbeherrschbaren, des Nichtkontrollierten schlagen Toru Takemitsus „Twill by Twilight“ (Gewebe aus Zwielicht, 1988) und Maurice Ravels „La Valse“ (1906, 1920) auf. Mit sanft schwebenden, impressionistisch pastellartigen Klängen spürt Takemitsu jenem Moment nach, in dem nach dem Sonnenuntergang das Zwielicht zur Dunkelheit wird. Das Werk ist eine Hommage an seinen Freund, den 1987 verstorbenen Komponisten Morton Feldman.
Ravel hingegen, dessen 150. Geburtstag die Musikwelt 2025 feiert, begann 1906 mit einer Paraphrase über den Wiener Walzer. 1920 kehrte er zu dem Fragment zurück. Aber er war nach den Erfahrungen als Soldat im Ersten Weltkrieg nicht mehr derselbe. „La Valse“ wurde ein betörend schönes Sinnbild dafür, wie sehr die allgegenwärtige Hybris des Menschen die gesamte Welt in den Abgrund zu stürzen droht.
Konzerteinführung: 19.10 Uhr, Ludwig-van-Beethoven-Saal, Steffen Georgi