Luftreise für das Klima mit Giedrė Šlekytė & Johan Dalene
Hannah Eisendle
„heliosis“ für Orchester
Tebogo Monnakgotla
Konzert für Violine und Orchester („Globe Skimmer Surfing the Somali Jet“)
Robert Schumann
Sinfonie Nr. 1 B-Dur op. 38 („Frühlingssinfonie“)
Giedre Šlekyte
Dirigentin
Giedre Šlekyte - Dirigentin
Die in Österreich lebende litauische Dirigentin Giedrė Šlekytė begann ihre musikalische Ausbildung an der Nationalen M. K. Čiurlionis Kunstschule in Vilnius. Anschließend studierte sie Dirigieren an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Graz, an der Hochschule für Musik und Theater in Leipzig und an der Zürcher Hochschule der Künste. Außerdem besuchte sie Meisterkurse von B. Haitink und R. Muti.
In der Spielzeit 2024/25 wird Šlekytė ihr Debüt an der Wiener Staatsoper („Bohème“) und am Royal Opera House in London („Hänsel und Gretel“) geben sowie mit einer Neuproduktion von „Das Paradies und die Peri“ an das Musiktheater an der Wien und mit „Die Perlenfischer“ und „Sacre“ an die Staatsoper Berlin zurückkehren.
Zu den kommenden symphonischen Projekten gehören Debüts beim Dallas Symphony (gleichzeitig ihr Debüt in den USA), Philharmonia London und Tokyo NHK Symphony sowie die Rückkehr zu den Münchner Philharmonikern, beim Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, SWR Symphonieorchester und dem Lithuanian State Symphony Orchestra.
2016 wurde Šlekytė zur Ersten Kapellmeisterin des Stadttheaters Klagenfurt ernannt, wo sie ihre erste eigene Produktion – Mozarts „Entführung aus dem Serail“ – leitete. Seither loben Publikum und Presse die junge litauische Maestra für die Frische, Präzision und Dynamik ihrer Interpretationen. Nach ihrem Engagement in Klagenfurt im Jahr 2018 entschied sich Šlekytė für eine freischaffende Karriere als Dirigentin und kombiniert seitdem erfolgreich Opern- und Symphonieprojekte.
Als Gastdirigentin hat sie mit den Wiener Symphonikern, Münchner Philharmonikern, dem Lithuanian National Symphony Orchestra, hr-Sinfonieorchester, Tokyo Yomiuri Nippon Orchestra, Orchestre Philharmonique de Radio France, der Sächsischen Staatskapelle Dresden, dem Netherlands Philharmonic, Swedish Radio und vielen anderen
zusammengearbeitet.
Im November 2023 dirigierte sie als Einspringerin für Daniel Barenboim den hochgelobten Sinfoniezyklus von Brahms in Toronto mit der Staatskapelle Berlin und gab damit sowohl ihr kanadisches als auch ihr nordamerikanisches Debüt.
Opernengagements führten sie an die Bayerische Staatsoper, Oper Zürich, Staatsoper Berlin, Lithuanian National Opera and Ballet Theatre und die Semperoper Dresden. Zu den bemerkenswertesten Neuproduktionen zählen Leoš Janáčeks „Das Schlaue Füchslein“ am Musiktheater an der Wien und „Káťa Kabanová“ an der Komischen Oper Berlin, Richard Strauss‘ „Ariadne auf Naxos“ an der Royal Danish Opera, Antonín Dvořáks „Rusalka“ an der Opera Ballett Vlaanderen und Francis Poulencs „Dialogues des Carmélites“ an der Oper Frankfurt.
Im Jahr 2015 war sie Finalistin des Salzburger Festspiele Young Conductors Award und Preisträgerin der Malko International Young Conductors Competition in Kopenhagen. Im Jahr 2018 wurde sie in der Kategorie „Newcomer“ der International Opera Awards nominiert.
Giedrė Šlekytė ist eine aktive Botschafterin der litauischen Musik und hat Werke von Raminta Šerkšnytė, Bronius Kutavičius, Osvaldas Balakauskas, Justė Janulytė, Mikalojus Konstantinas Čiurlionis und anderen litauischen Komponisten in Österreich, Schweden, Tschechien, Deutschland und Israel aufgeführt. Mit der Dirigentin Mirga Gražinyte-Tyla nahm sie ein Album mit der Musik von Raminta Šerkšnytė auf, das bei der Deutschen Grammophon erschien, sowie das hochgelobte Žibuoklė Martinaitytė Album für Ondine.
Johan Dalene
Violine
Johan Dalene - Violine
Der schwedisch-norwegische Geiger Johan Dalene, Gewinner des prestigeträchtigen Carl-Nielsen-Wettbewerbs 2019, „ist nicht nur ein Virtuose wie viele andere, er ist eine Stimme. Er hat einen Ton, eine Präsenz“ (Diapason). Im Alter von 24 Jahren ist er bereits mit führenden Orchestern und in berühmten Konzertsälen im In- und Ausland aufgetreten. Seine Fähigkeit, „seine Stradivari wie ein Meister zum Singen zu bringen“ (Le Monde), gepaart mit seiner erfrischend ehrlichen Musikalität und seinem Engagement für Musiker und Publikum gleichermaßen, hat ihm unzählige Bewunderer eingebracht. Im Jahr 2022 wurde er von Gramophone zum „Young Artist of the Year“ ernannt.
Nach gleichzeitigen Aufenthalten beim Royal Liverpool Philharmonic Orchestra und dem Gavle Symphony Orchestra nimmt Johan eine neue Zusammenarbeit mit dem Royal Philharmonic Orchestra auf und arbeitet mit Dirigenten wie Antonello Manacorda und Robert Trevino zusammen. Als Verfechter neuer Musik führt er weiterhin das für ihn geschriebene Konzert von Tebogo Monnakgotla auf, vor allem mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin und Giedrė Slekyte, und wird es im April 2023 mit dem Royal Stockholm Philharmonic und John Storgards uraufführen. Zu Johans weiteren aktuellen und bevorstehenden Höhepunkten gehören Debütauftritte mit dem Minnesota Orchestra und Thomas Sondergaard, dem Gewandhausorchester Leipzig und Sakari Oramo sowie dem San Francisco Symphony und Esa-Pekka Salonen; außerdem tritt er erneut mit dem Bergen Philharmonic, dem Swedish Radio Symphony, dem London Philharmonic und dem Warsaw Philharmonic auf.
Johan widmet sich ebenso leidenschaftlich der Kammermusik und wird nach Nordamerika zurückkehren, um Konzerte zu geben, insbesondere im Rahmen der Vancouver Recital Series, der San Francisco Performances und bei Gardner Music in Boston, sowie seine erste Tournee in Australien zu absolvieren. Darüber hinaus tritt er erneut bei den Festivals in Verbier und Rosendal sowie in der Londoner Wigmore Hall auf, wo er inzwischen regelmäßig zu Gast ist.
Im Oktober 2023 veröffentlichte Johan sein viertes Album bei BIS, ein Konzertalbum mit Ravels Sonate und Prokofjews zweiter Sonate sowie kurzen Stücken von Arvo Part, Lili Boulanger und Grazyna Bacewicz. The Strad lobte dieses Album als „interessant durch sein Repertoire und wunderbar durch seine Qualität“. Seine vorherige Einspielung der Nielsen- und Sibelius-Konzerte mit den Königlichen Stockholmer Philharmonikern unter John Storgards brachte Johan zum dritten Mal den begehrten „Editor’s Choice“ des Gramophone Magazine sowie den renommierten schwedischen Grammis Award ein.
Johan begann im Alter von vier Jahren mit dem Geigenspiel und gab drei Jahre später sein professionelles Konzertdebüt. Im Sommer 2016 war er Gaststudent beim Verbier Festival in der Schweiz (wo er 2021 sein Konzertdebüt gab) und wurde 2018 in das norwegische Crescendo-Programm aufgenommen, wo er eng mit seinen Mentoren Janine Jansen, Leif Ove Andsnes und Gidon Kremer zusammenarbeitete. Andsnes lud Johan anschließend ein, beim Rosendal Chamber Music Festival zu spielen, und im Mai 2019 traten sie erneut gemeinsam beim Bergen International Festival auf. 2019 trat er zusammen mit Janine Jansen und anderen Mitgliedern des Crescendo-Programms in der Wigmore Hall in London und beim Internationalen Kammermusikfestival in Utrecht auf.
Johan studierte bei Per Enoksson, Professor an der Königlichen Hochschule für Musik in Stockholm, sowie bei Janine Jansen und nahm an Meisterkursen bei mehreren renommierten Lehrern teil, darunter Dora Schwarzberg, Pamela Frank, Gerhard Schulz und Henning Kraggerud. Er wurde mit verschiedenen Stipendien und Preisen ausgezeichnet, u. a. von der Königlich Schwedischen Musikakademie, dem Anders Wall Giresta-Stipendium, Königin Ingrids Ehrenstipendium, dem Preis der Håkan Mogren-Stiftung, dem Equinor Classical Music Award, dem Norwegischen Solistenpreis, Sixten Gemzéus Stora Musikstipendium, dem Expressen Kulturpreis Spelmannen und dem Rolf Wirténs Kulturpris. Johan spielt die Stradivari ‚Duke of Cambridge‘ von 1725, eine großzügige Leihgabe der Anders Sveaas‘ Charitable Foundation.
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Die Violine ist eine Libelle
850 km liegen zwischen den Geburtsorten von Giedrė Šlekytė und Tebogo Monnakgotla, 280 davon quer über die Ostsee. Die junge litauische Dirigentin stammt aus Vilnius, während die Komponistin des Violinkonzertes mit dem poetischen Untertitel „Die Wanderlibelle surft auf dem Somali Jet“ in Uppsala in Schweden geboren wurde. Ihr Vater hatte einst Südafrika wegen der Apartheid verlassen müssen.
The Globe Skimmer, die Wanderlibelle, „wandert in riesigen Schwärmen zwischen Afrika und Asien hin und her, um die Monsunregen zu nutzen und immer gerade dort anzukommen, wo die Wetterfronten die passenden Fortpflanzungsgewässer bereitet haben“ (NABU Deutschland). Das Fluginsekt nutzt dabei jeweils mehrere Generationen lang die Winde über der Somaliströmung, dem Pendant des Golfstroms in der östlichen Hemisphäre. Nun hat die schwedische Komponistin das kleine mobile Tier und die solistische Violine zusammengebracht und damit einmal mehr das komplexe Einssein auf unserer Erde verdeutlicht. Die Uraufführung spielte Johan Dalene am 13. April 2023 in Stockholm.
Wie aber klingt diese Musik? „Der Violinpart flattert stark, wie wenn man eine Libelle sehr schnell herumfliegen sieht. Es gibt also viele Triller und es ist sehr hoch, aber lyrisch. Und im Orchester wollte ich das Gefühl einer Reise erzeugen, mit Monsunregen und allem … Es ist ziemlich lustige Musik und sehr schnell. Ich hatte dieses Bild im Kopf, wie die Libellen weggefegt werden, fast wie ein Cartoon-Bild. Die Musik flirtet also auch ein bisschen mit alter Zeichentrickfilmmusik im Hollywood-Stil, wie ‚Tom und Jerry‘, die oft auf Zwölftonmusik basierte.“ (Tebogo Monnakgotla)
„Heliosis“, griechisch für übermäßige Sonneneinstrahlung und ihre gesundheitlichen Folgen, ein Werk der österreichischen Komponistin Hannah Eisendle (geb. 1993), eröffnet das Konzert – nicht im Sinne eines schönen Sommertages, sondern als glühende, erstickende Hitze, die uns schmutzig und klebrig von Staub sein lässt, die uns den Atem raubt.
Was kann die gute alte „Frühlingssinfonie“ von Robert Schumann nach all dem noch ausrichten?
Konzerteinführung: 19.10 Uhr, Südfoyer, Steffen Georgi