20:00 Philharmonie Berlin

Gedenkkonzert am 80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz

Abokonzert

Berthold Tuercke

„Aus Geigen Stimmen“ für 53 Geigen, 1 Viola, 1 Violoncello und gemischten Chor mit den aus der Shoah geretteten „Violins of Hope“ des Amnon Weinstein
Texte von Amnon Weinstein, Yankev Glatstein, Abraham Sutzkever und aus dem Tanach (Buber/Rosenzweig), Übertragungen ins Jiddische von Lia Martyn (Auftragswerk des RSB, Uraufführung)

Gideon Klein

Trio für Violine, Viola und Violoncello, bearbeitet als Partita für Streichorchester von Vojtech Saudek

Mieczyslaw Weinberg

Streichquartett Nr. 5 B-Dur op. 27
(Eingerichtet für Streichorchester von Vladimir Jurowski und Steffen Georgi, Erstaufführung)

Vladimir Jurowski

Dirigent

RIAS Kammerchor

Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin

Ralf Sochaczewsky

Assistent des Chefdirigenten

Gregor Meyer

Choreinstudierung

Wo Worte nicht hinreichen

An diesem denkwürdigen Tag besteht das Konzertprogramm aus drei Kompositionen, die in besonderer Weise die Musik im Holocaust reflektieren.

Zum ersten Mal erklingt das neue Werk „Aus Geigen Stimmen“ von Berthold Tuercke. Dessen Untertitel „für 53 Geigen, 1 Viola, 1 Violoncello und gemischten Chor mit den aus der Shoah geretteten ‚Violins of Hope‘ des Amnon Weinstein“ bezieht sich auf die geretteten Instrumente, die die israelische Geigenbauerfamilie Weinstein von Holocaust-Opfern zusammengetragen hat. Es sind genau diese Originalinstrumente, die in unserem Konzert von den Musikerinnen und Musikern des RSB und Studierenden der Universität der Künste tatsächlich zum Klingen gebracht werden, während der RIAS Kammerchor mit gesprochenen und gesungenen Texten auf das Schicksal der Instrumente eingeht.

Es folgt das Streichtrio des so hochbegabten wie gezwungenermaßen frühreifen, tschechischen Komponisten Gideon Klein, zu Papier gebracht im September 1944 im Ghetto Theresienstadt, neun Tage vor dem Abtransport des 25-Jährigen nach Auschwitz, wo er im Außenlager Fürstengrube noch am 27. Januar 1945, dem Tag der Befreiung des KZ, sterben musste.

Das Streichquartett Nr. 5 des polnisch-jüdischen Komponisten Mieczysław Weinberg aus dem Jahre 1945 spiegelt nicht die Situation eines Todgeweihten, wohl aber die eines von gewaltsamen Toden in seinem unmittelbaren Umfeld vielfach Gezeichneten. Auf der Flucht Richtung Osten musste der im selben Jahr wie Gideon Klein geborene Musiker 1939 seine jüngere Schwester zurücklassen, weil ihre Schuhe das Weitergehen verhinderten. Sie starb wie Weinbergs Eltern schon bald durch die Nazi-Schergen, ohne dass der Bruder davon Kenntnis erhielt. Das Streichquartett Nr. 5 des engen Mitarbeiters von Dmitri Schostakowitsch, der sich im sicheren Hinterland der Sowjetunion grausam schuldig fühlte vor den unmittelbar vom Krieg Betroffenen, spiegelte all die fürchterlichen Ahnungen und bitteren Gewissheiten. Ein verzweifeltes Hoffen auf eine bessere Welt ist Weinberg bis zu seinem Tod 1996 dennoch nie abhanden gekommen.

 

Konzertübertragung: Das Konzert wird am 27.01. live auf Deutschlandfunk Kultur übertragen.

Konzerteinführung: 19.10 Uhr, Südfoyer, Steffen Georgi

Konzert mit

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