Funkkonzert mit Vladimir Jurowski
Kirill Serebrennikov wird krankheitsbedingt nicht das Konzert moderieren! Stefan Lang von Deutschlandfunk Kultur wird gemeinsam mit Vladimir Jurowski durch das Konzert führen.
Michail Gnessin
„Jüdisches Orchester auf dem Ball beim Bürgermeister“ – Groteske op. 41,
Musik zur Komödie "Der Revisor" von Gogol
Wissarion Schebalin
Musik zum Schauspiel „Der steinerne Gast“ von Puschkin
Dmitri Schostakowitsch
„Die Wanze“ – Suite aus der Schauspielmusik zur gleichnamigen Komödie von Majakowski op. 19
Vladimir Jurowski
Dirigent
Vladimir Jurowski - Dirigent
Vladimir Jurowski ist seit 2017 Chefdirigent und Künstlerischer Leiter des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin. Seinen Vertrag hat er mittlerweile bis 2027 verlängert. Parallel dazu ist er seit 2021 Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper in München.
Der Dirigent, Pianist und Musikwissenschaftler Vladimir Jurowski wurde zunächst an der Musikhochschule des Konservatoriums in Moskau ausgebildet. 1990 kam er nach Deutschland, wo er sein Studium an den Musikhochschulen in Dresden und Berlin fortsetzte. 1995 debütierte er beim britischen Wexford Festival mit Rimski-Korsakows „Mainacht“ und im selben Jahr am Royal Opera House Covent Garden mit „Nabucco“. Anschließend war er u.a. Erster Kapellmeister der Komischen Oper Berlin (1997– 2001) und Musikdirektor der Glyndebourne Festival Opera (2001–2013). 2003 wurde Vladimir Jurowski zum Ersten Gastdirigenten des London Philharmonic Orchestra ernannt und war von 2007 bis 2021 dessen Principal Conductor. Ebenfalls bis 2021 war er Künstlerischer Leiter des Staatlichen Akademischen Sinfonieorchesters „Jewgeni Swetlanow“ der Russischen Föderation und Principal Artist des Orchestra of the Age of Enlightenment in Großbritannien, außerdem Künstlerischer Leiter des Internationalen George-EnescuFestivals in Bukarest. Er arbeitet regelmäßig mit dem Chamber Orchestra of Europe und dem ensemble unitedberlin.
Vladimir Jurowski hat Konzerte der bedeutendsten Orchester Europas und Nordamerikas geleitet, darunter die Berliner, Wiener und New Yorker Philharmoniker, das Königliche Concertgebouworchester Amsterdam, das Cleveland und das Philadelphia Orchestra, die Sinfonieorchester von Boston und Chicago, das Tonhalle-Orchester Zürich, die Sächsische Staatskapelle Dresden und das Gewandhausorchester Leipzig. Er gastiert regelmäßig bei den Musikfestivals in London, Berlin, Dresden, Luzern, Schleswig-Holstein und Grafenegg sowie beim Rostropowitsch-Festival. Obwohl Vladimir Jurowski von Spitzenorchestern aus der ganzen Welt als Gastdirigent eingeladen wird, möchte er seine Aktivitäten zukünftig auf jenen geographischen Raum konzentrieren, der unter ökologischem Aspekt für ihn vertretbar ist.
Die gemeinsamen CD-Aufnahmen von Vladimir Jurowski und dem RSB begannen 2015 mit Alfred Schnittkes Sinfonie Nr. 3. Es folgten Werke von Britten, Hindemith, Strauss, Mahler und erneut Schnittke. Vladimir Jurowski wurde vielfach für seine Leistungen ausgezeichnet, darunter mit zahlreichen internationalen Schallplattenpreisen. 2016 erhielt er aus den Händen des heutigen Königs Charles III. die Ehrendoktorwürde der Royal Philharmonic Society. 2020 wurde Vladimir Jurowskis Tätigkeit als Künstlerischer Leiter des George-Enescu-Festivals vom Rumänischen Präsidenten mit dem Kulturverdienstorden gewürdigt.
Svetlana Mamresheva
Stimme
Svetlana Mamresheva - Stimme
Svetlana Mamresheva, 1988 in der ehemaligen UDSSR geboren, studierte von 2006 – 2008 Schauspiel bei N.N. Afonin an der Shchepin Theatre School. 2012 beendete sie ihr Studium in der Klasse von Kirill Serebrennikov und erhielt anschließend ein Engagement im Gogol-Center. Sie studierte Operngesang und machte ihren Abschluss 2020 in der Ippolitova-Ivanova-Klasse. Im Anschluss absolvierte sie 2022 an der UDK Berlin den Masterstudiengang. Bereits seit 2019 unterrichtet sie selbst Gesang.
Kinderchor der Komischen Oper Berlin
Kinderchor der Komischen Oper Berlin
Seit vielen Jahren ist der Kinderchor der Komischen Oper Berlin ein wichtiger Bestandteil in der Tradition des Hauses als Musiktheater. Die 100 jungen Sänger*innen im Alter von 6 bis 16 Jahren singen alle Kinderchorparts im laufenden Opernrepertoire, gestalten pro Spielzeit ein Konzert für Kinder, treten mit eigenen Konzerten außerhalb des Opernhauses auf und singen regelmäßig beim Spielzeitfest.
Dagmar Fiebach
Choreinstudierung
Vocalconsort Berlin
Vocalconsort Berlin
Das Vocalconsort Berlin gilt als einer der besten und flexibelsten Chöre Deutschlands, 2013 wurde es mit dem ECHO Klassik ausgezeichnet. 2003 gegründet und damit der jüngste der drei Profichöre Berlins, hat das Vocalconsort keinen Chefdirigenten, sondern arbeitet projektweise mit unterschiedlichen Dirigenten, aber vor allem mit festen künstlerischen Partnern wie Daniel Reuss, Folkert Uhde und Sasha Waltz zusammen. Es ist
neben der Compagnie Sasha Waltz & Guests und der Akademie für Alte Musik Berlin eines der drei „Residenzensembles“ des innovativen Konzertorts Radialsystem V in Berlin.
Wandlungsfähig in Besetzung und Repertoire, dabei aber stets stilsicher und von beeindruckender Homogenität, konnte das Vocalconsort Berlin Erfolge auf ganz unterschiedlichen Gebieten feiern: von Monteverdis „L’Orfeo“ unter René Jacobs bei den Innsbrucker Festwochen über Haydns „Vier Jahreszeiten“ unter Christopher Moulds in Rotterdam und Bernsteins „A Quiet Place“ unter Kent Nagano bis hin zu Peter Ruzickas „Inseln, Randlos“ unter Leitung des Komponisten selbst. Bei Schönbergs „Moses und Aron“ unter Vladimir Jurowski verstärkte das Vocalconsort Berlin in der Inszenierung von Barrie Kosky den Opernchor auf der Bühne. Und auch an vielen erfolgreichen szenischen Produktionen von Sasha Waltz & Guests war das Vocalconsort Berlin maßgeblich beteiligt, etwa an „Dido & Aenes „von Purcell, „L’Orfeo“ von Monteverdi, „Medea“ von Dusapin und „Matsukaze“ von Hosokawa.
Aus seinen CD-Einspielungen ragen Händels „Ode für Queen Ann“ und „Dixit Dominus“ mit Andreas Scholl und der Akademie für Alte Musik Berlin, Händels „Athalia“ mit Nuria Real und dem Kammerorchester Basel sowie die Motetten von Bach unter Marcus Creed heraus. Für die Aufnahme des zweiten Buchs von Gesualdos „Sacrae Cantiones“ unter James Wood erhielt das Vocalconsort Berlin 2013 den ECHO Klassik.
In seinen eigenen Projekten überschreitet das Vocalconsort Berlin gern die Grenzen der klassischen Genres und Disziplinen: „Allegory of Desire“ entstand in Zusammenarbeit mit dem belgischen Ensemble Zefiro Torna und der tunesischen Sängerin Ghalia Benali; „From Inside“ kombinierte in einem von Hans-Werner Kroesinger inszenierten Konzert Werke von Gesualdo und Giacinto Scelsi; „Libera Me“ führt Musik von Lobo, Desprez und Gesualdo mit zeitgenössischem Tanz zusammen.
In den letzten Jahren verstärkte sich auch die Zusammenarbeit mit dem Konzerthausorchester unter der Leitung von Iván Fischer etwa mit Aufführungen der Matthäuspassion und der h-moll Messe von Bach oder dem Requiem von W.A. Mozart. In der Saison 2017/18 gab das Vocalconsort Berlin sein Debüt bei den Berliner Philharmonikern unter Sir Simon Rattle in einer halbszenischen Inszenierung des „Schlauen Füchslein“ von Janacek (Regie: Peter Sellars).
Das Vocalconsort Berlin ist regelmäßig in den Musikmetropolen und auf den großen Festivals Europas präsent, von Amsterdam bis Barcelona, von London bis Wien, von Paris bis Salzburg. Es arbeitete bereits mit Dirigenten wie Marcus Creed, Jos van Immerseel, Ottavio Dantone, Christoph Rousset, Pablo Heras-Casado und Peter Ruzicka zusammen.
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Kirill Serebrennikov
Text
Kirill Serebrennikov - Text
Kirill Serebrennikov wurde in Rostov-on-Don geboren und schloss hier 1992 sein Physikstudium ab. Während des Studiums nahm er autodidaktisch seine Arbeit als Theater-, Opern-, Film-, und Fernsehregisseur sowie Kostümbildner auf.
Salome an der Oper Stuttgart sowie Il Barbiere di Siviglia an der Komischen Oper Berlin waren erste viel beachtete Arbeiten, die Kirill Serebrennikov einem Publikum außerhalb Russlands präsentieren konnte.
Zusammen mit Teodor Currentzis erarbeitete Kirill Serebrennikov Mysterion (nach Carl Orffs De Temporum Fine Comedia) und das Benefiz-Projekt Requiem (von Alexei Sioumak), bei dem er auch als Autor verantwortlich zeichnete. Weitere Opernproduktionen waren Falstaff am Mariinsky Theater St. Petersburg, Le coq d´or am Bolschoi Moskau und American Lulu bei den Wiener Festwochen.
Seine Interpretation von Cosi fan tutte an der Oper Zürich im Herbst 2018 wurde als Sensationserfolg gefeiert, ebenso wie seine Nabucco-Produktion an der Staatsoper Hamburg im Frühjahr 2019 und seine Il Barbiere di Siviglia-Produktion am Theater Basel im Herbst 2019. Im März 2020 debütierte Kirill Serebrennikov mit seinem ersten Schauspiel in Deutschland, wo er am Deutschen Theater Berlin seine Bearbeitung von Giovanni Boccaccios Decamerone inszenierte. Seine Interpretation von Parsifal in einer Neuproduktion an der Wiener Staatsoper im April 2021 wurde ebenso von Publikum und Medien gefeiert. Weitere Erfolge waren im Herbst 2021 Die Nase an der Bayerischen Staatsoper und im Juni 2022 Der Freischütz an der De Nederlandse Opera Amsterdam.
An der Komischen Oper Berlin inszeniert er in den nächsten drei Jahren den Mozart Da Ponte Zyklus.
Für sein Filmschaffen wie The Student wurde Kirill Serebrennikov beim Filmfestival in Cannes 2016 ausgezeichnet. Weitere Filme wie The Swallow, Mysteries of the Storm, Playing the Victim, The Diary of a Murderer wurden bei den Filmfestivals in Rom, Locarno und Venedig gezeigt und für den Goldenen Löwen sowie für den Grand Prix of Kinotavr in Sochi nominiert.
Kirill Serebrennikov brachte nicht nur zahlreiche Klassiker der russischen Literatur auf die Bühne, sondern auch Werke von Shakespeare über Brecht bis hin zum irischen Dramatiker Martin McDonagh. Seine Inszenierung Plastilin von Wassilij Sigarew wurde von arte aufgezeichnet und zu zahlreichen europäischen Theaterfestivals eingeladen.
2011 gründete er in Moskau ein experimentelles Werkstatt-Projekt „Plattform“.
Als Künstlerischer Direktor des Studio Seven, ein Kollektiv junger Künstler, inszenierte er u.a. Ein Sommernachtstraum und Carrolls Die Jagd nach dem Schnark. Das Studio Seven wurde Teil des Gogol Center´s, dessen künstlerischer Leiter Kirill Serebrennikov von 2012 bis 2021 war.
Das Gogol Center in Moskau ist ein genreübergreifendes Theaterlabor und Solitär in der russischen Kulturlandschaft. Hier inszenierte er u.a Tote Seelen von Gogol, eine Musicaladaption von Duncan Sheik dem Frühlings Erwachen von Frank Wedekind zugrunde liegt sowie Machine Müller, in Anlehnung an Heiner Müller´s Hamletmaschine in Zusammenarbeit mit dem Goethe Institut.
Kirill Serebrennikov wurde im April 2019 mit der Goldenen Maske für seine Inszenierung des Balletts Nureyew am Bolschoi Theater und für die Inszenierung von Puschkins Kleine Tragödien am Gogol Center ausgezeichnet.
Das Format der Funkkonzerte wurde speziell für das Jubiläumsjahr 2023 entwickelt und präsentiert oft in Vergessenheit geratene Werke, die für das neue Medium Radio konzipiert oder eingerichtet wurden. Diesmal dirigiert Vladimir Jurowski russische Schauspielmusiken, die in den 1920er Jahren vom von Stalin ermordeten Regisseur Wsewolod Meyerhold für den Rundfunk eingerichtet wurden. Kirill Serebrennikov liest dazu erklärende Texte, Stefan Lang kommentiert live für Deutschlandfunk Kultur.
Das Konzert wird am 03.10.2023 um 20.03 Uhr auf Deutschlandfunk Kultur übertragen.