Sir Andrew Davis & Julia Hagen
Ekstase mit Understatement – Elgars großartiges Cellokonzert, Vaughan Williams wird 150 & Geheimtipp Tippett
Michael Tippett
Kleine Musik für Streichorchester
Edward Elgar
Konzert für Violoncello und Orchester e-Moll op. 85
Ralph Vaughan Williams
Sinfonie Nr. 5 D-Dur
Sir Andrew Davis
Dirigent
Sir Andrew Davis - Dirigent
Sir Andrew Davis ist einer der heute anerkanntesten und gefeiertsten Dirigenten. Die Karriere von Sir Andrew Davis erstreckt sich über mehr als fünfzig Jahre, in denen er als künstlerischer Leiter an mehreren der angesehensten Opern- und Symphonieinstitutionen der Welt tätig war, darunter an der Lyric Opera of Chicago (emeritierter Musikdirektor und Musikdirektor/ Chefdirigent von 2000–2021), das BBC Symphony Orchestra (Preisträger und Chefdirigent von 1989–2000, die längste Amtszeit seit seinem Gründer Sir Adrian Boult), Glyndebourne Festival Opera (Musikdirektor 1988–2000), Melbourne Symphony Orchestra (Preisträger und Chefdirigent von 2013 bis 2019) und des Toronto Symphony Orchestra (Preisträger und Chefdirigent von 1975 bis 1988), wo er bis 2020 auch als Interimskünstlerischer Leiter fungierte. Darüber hinaus trägt er den Ehrentitel eines Dirigenten Emeritus des Royal Liverpool Philharmonic Orchestra. Sir Andrew hat Aufführungen an vielen der bedeutendsten Opernhäuser der Welt geleitet, darunter an der Metropolitan Opera, dem Teatro alla Scala, dem Royal Opera House in Covent Garden, den Bayreuther Festspielen und den großen Ensembles in München, Paris, San Francisco und Santa Fe . Zusätzlich zu diesen Ensembles trat er mit praktisch jedem anderen international bekannten Orchester auf, darunter den Berliner Philharmonikern, dem Royal Concertgebouw Orchestra, dem Orchestre de Paris und allen großen britischen Orchestern.
In der Saison 2022/23 dirigiert Sir Andrew seine eigene Adaption von Händels Messiah mit dem Melbourne Symphony Orchestra. In dieser Saison kehrt er auch zum Toronto Symphony Orchestra und an die Lyric Opera of Chicago zurück, wo er eine Produktion von Engelbert Humperdincks Hänsel und Gretel leitet. Weitere Engagements umfassen das Minnesota Orchestra, das City of Birmingham Symphony, das Royal Philharmonic Orchestra und die Detroit Opera.
Eine umfangreiche und preisgekrönte Diskographie dokumentiert Sir Andrews künstlerisches Schaffen. 2022 erschien seine Aufnahme von Bergs Violinkonzert/Drei Stücke für Orchester mit dem BBC Symphony Orchestra, die Sir Andrews Orchestrierungen der Klaviersonate Op. 1 und Passacaglia sowie seine Aufnahme von Orchesterwerken von Carl Vine mit dem Melbourne Symphony Orchestra (Gewinner des ARIA-Preises 2022 für das beste klassische Album). Weitere aktuelle Titel sind Werke von Berlioz, Bliss, Elgar (Gewinner des Diapason d’Or de l’Année – Musique Symphonique 2018), Finzi, Goossens, Grainger, Delius, Ives, Holst, Händel (2018 für einen GRAMMY nominiert). für die beste Chordarbietung), Massenet (Gewinner des JUNO Award 2021 für das beste klassische Album: Gesang oder Chor) und York Bowen (2012 für einen GRAMMY für die beste Orchesterdarbietung nominiert). Seine gefeierten Aufnahmen mit dem BBC Symphony Orchestra and Chorus zu Ehren britischer Komponisten aus Teldecs The British Line-Reihe wurden kürzlich als Retrospektivsammlung mit 16 CDs bei Warner Classics veröffentlicht. Sir Andrew nimmt derzeit für Chandos Records auf, wo er seit 2009 exklusiver Künstler ist.
Maestro Davis wurde 1944 in Hertfordshire, England, geboren und studierte am King’s College in Cambridge, wo er Orgelwissenschaftler war, bevor er sich dem Dirigieren zuwandte. Sein vielfältiges Repertoire reicht vom Barock bis zur Gegenwart und umfasst die symphonische, Opern- und Chorwelt. Sir Andrew ist ein großer Befürworter der Werke des 20. Jahrhunderts, einschließlich der Werke von Janáček, Messiaen, Boulez, Elgar, Tippett und Britten sowie der wichtigsten symphonischen und Opernwerke. Als Chefdirigent war Sir Andrew stets an der Entstehung und Uraufführung neuer Repertoires und neuer Kompositionen beteiligt und dirigierte viele davon persönlich.
Im Jahr 1992 wurde Maestro Davis zum Commander of the British Empire ernannt und 1999 in der New Year Honours List zum Knight Bachelor ernannt. Ihm wurde vom Knox College in Galesburg, Illinois, die Ehrendoktorwürde verliehen.
Julia Hagen
Violoncello
Julia Hagen - Violoncello
Natürlichkeit und Wärme, Vitalität und der Mut zum Risiko: solche Vorzüge werden regelmäßig genannt, wenn von Julia Hagens Spiel die Rede ist. Die junge Cellistin aus Salzburg, Spross einer musikalischen Familie, überzeugt als Solistin mit Orchester ebenso wie im Rezital mit Klavier oder in zahlreichen Kammermusikkonstellationen an der Seite prominenter Partner. Die 27-Jährige, die inzwischen in Wien lebt, verbindet Souveränität im Technischen mit hohem gestalterischen Anspruch und einer unmittelbar kommunikativen Musizierhaltung.
Zu den Höhepunkten der Saison 2022/23 zählen Julia Hagens Rückkehr zum City of Birmingham Symphony Orchestra unter Mirga Gražinytė-Tyla mit dem Zweiten Cellokonzert von Schostakowitsch im Concertgebouw Amsterdam, Aufführungen des Dvořák-Cellokonzerts mit dem ORF-Radiosymphonieorchester Wien, dem Orchestra della Svizzera italiana und den Prager Symphonikern, sowie Gastspiele beim Copenhagen Philharmonic, dem Brucknerorchester Linz oder dem Sofia Philharmonic. Beim Vancouver Symphony Orchestra steht überdies das Nordamerika-Debüt an. Im Rahmen der Ouverture spirituelle wird Julia Hagen bei den Salzburger Festspielen 2023 mit dem „Sonnengesang“ von Sofia Gubaidulina zu hören sein.
Unter den vielfältigen Kammermusikaktivitäten sind Konzerte im Trio mit Igor Levit und Johan Dalene in der Londoner Wigmore Hall sowie beim Heidelberger Frühling zu nennen, Auftritte mit dem Quatuor Arod und dem Hagen Quartett sowie eine Japan-Tournee im Celloduo mit Clemens Hagen. Längere Aufenthalte legt die junge Cellistin beim Festspielfrühling Rügen, dem Kammermusikfestival von Aix-en-Provence, dem Risør Festival sowie bei Leif Ove Andsnes‘ Rosendal Festival in Norwegen ein. Eine regelmäßige Zusammenarbeit verbindet Julia Hagen zudem mit den Gebrüdern Capuçon. Renaud Capuçon ist Dirigent und Violinsolist des Orchestre de Chambre Nouvelle-Aquitaine auf einer Tournee mit dem Tripelkonzert von Beethoven; auf Gautier trifft sie bei Konzerten mit dessen „Capucelli“-Ensemble in Dortmund und Genf.
Julia Hagen begann im Alter von fünf Jahren mit dem Cellospiel. Der Ausbildung bei Enrico Bronzi in Salzburg sowie bei Reinhard Latzko in Wien folgten 2013 bis 2015 prägende Jahre in der Wiener Klasse von Heinrich Schiff und schließlich ein Studium bei Jens Peter Maintz an der Universität der Künste in Berlin. Als Stipendiatin der Kronberg Academy studierte Hagen darüber hinaus bis 2022 bei Wolfgang Emanuel Schmidt. Sie war Preisträgerin des internationalen Cellowettbewerbs in Liezen und des Mazzacurati Cellowettbewerbs und wurde u.a. mit dem Hajek-Boss-Wagner Kulturpreis sowie dem Nicolas-Firmenich Preis der Verbier-Festival-Academy als beste Nachwuchscellistin ausgezeichnet.
2019 veröffentlichte sie gemeinsam Annika Treutler ihr erstes Album mit den beiden Cellosonaten von Johannes Brahms bei Hänssler Classic. Julia Hagen spielt ein Instrument von Francesco Ruggieri (Cremona, 1684), das ihr privat zur Verfügung gestellt wird.
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Zwei- oder sogar dreimal mag der gut informierte Musikfreund angesichts dieses Programmes seufzen: endlich! Natürlich wird das Violoncellokonzert von Edward Elgar spätestens seit der legendären Interpretation durch Jaqueline du Pré in der olympischen Klasse der Musik wahrgenommen. Doch was ist mit der Sinfonie Nr. 5 (1938-1943) des englischen Gentlemans Ralph Vaughan Williams? Verrät die Angabe der Tonart D-Dur bei einem ausladenden Werk aus der Mitte des 20. Jahrhunderts etwas über den „Fortschrittsgrad“ dieser Musik? Einer ihrer besten Anwälte, Sir Andrew Davis, präsentiert das Werk des Landsmannes bei seinem ersten Dirigat am Pult des RSB. Festzuhalten ist, dass auf den britischen Inseln die Moderne immer schon weniger spektakulär vorangetrieben worden ist als auf dem europäischen Festland. Das gilt auch für den Benjamin Britten im Geiste (nicht nur des Pazifismus) verwandten Komponisten Michael Tippett. Die Kleine Musik für Streichorchester (1946) will keinen Umsturz auslösen. Umso glasklarer spielt sie mit Versatzstücken der barocken Streicherkunst, die sie in phantasievoll verträumtes Sonnenlicht taucht.
Konzerteinführung: 19.10 Uhr, Ludwig-van-Beethoven-Saal, Konzerteinführung von Steffen Georgi
Konzerteinführung: 19.10 Uhr, Südfoyer, Konzerteinführung von Steffen Georgi