Joseph Haydn
Sinfonie Nr. 49 f-Moll Hob I:49 („La Passione“)
Gustav Mahler
Sinfonie Nr. 5 cis-Moll
Adam Fischer
Dirigent
Adam Fischer - Dirigent
“Dabei entlockt [Adam Fischer] den Streicherinnen und Streichern des RSB eine berauschende Palette an Farben (…)” – Der Tagesspiegel
Der in Budapest geborene Adam Fischer ist einer der wichtigsten Dirigenten unserer Zeit. Er gründete 1987 die Österreich-Ungarische Haydn Philharmonie mit Musikern aus seinen beiden Heimatländern Österreich und Ungarn und zeitgleich die Haydn Festspiele Eisenstadt als internationales Zentrum der Haydn-Pflege.
Ob in Bayreuth, an der Metropolitan Opera oder Teatro alla Scala in Milan, ob bei den Wiener oder den Berliner Philharmonikern, beim Orchestra of the Age of Enlightenment oder den Salzburger Festspielen: Adam Fischer wird von Publikum und Musikern gleichermaßen als ein Mittler zwischen Musik- und Außenwelt erkannt. 2022 wurde ihm für sein Lebenswerk der International Classical Music Award verliehen.
Sein profundes Verständnis für den Opernbetrieb und sein ungewöhnlich breit gefächertes Repertoire erwarb er sich in den klassischen Karriereschritten vom Korrepetitor (Graz) bis hin zum Generalmusikdirektor (Freiburg, Kassel, Mannheim und Budapest). 1978 übernahm er an der Bayerischen Staatsoper das „Fidelio“-Dirigat für Karl Böhm und feierte damit seinen internationalen Durchbruch. Seitdem ist er ein Garant für packende Opernabende an allen großen Häusern der Welt. Am engsten verbunden ist er der Wiener Staatsoper, von der er 2017 zum Ehrenmitglied ernannt wurde.
Mit dem Danish Chamber Orchestra, dessen künstlerischer Leiter er seit 1998 ist, entwickelte er in langjähriger Zusammenarbeit einen ganz eigenen Stil. Mit der Einspielung aller Mozart Symphonien und der Beethoven Gesamtaufnahme wagte er Neuausdeutungen, die mehrfach preisgekrönt international für Aufsehen sorgen. Ihre Aufnahmen aller Brahms Symphonien (Naxos 2022) wurden von der Fachpresse gefeiert. Das aktuelle Projekt ist die Aufnahme von Haydns Pariser und Londoner Sinfonien für Naxos.
Einen ebenso neuen Weg beschritt Adam Fischer 2006 mit der Gründung der Budapester Wagner Tage: gemeinsam mit Gábor Zoboki, dem Architekten des Palace of Arts (MÜPA), setzte er seine Idee um, Wagners Werk in einem Konzertsaal unter Einbeziehung des ganzen Raumes aufzuführen. Hier wuchsen unter seiner künstlerischen Leitung Wagner-Festspiele von Weltrang heran, die von der New York Times als „Bayreuth an der Donau“ bezeichnet werden.
Als Principal Conductor der Düsseldorfer Symphoniker hat Adam Fischer 2015 mit einem Haydn-Mahler-Zyklus begonnen, der internationale Begeisterung auslöst. Neben erstklassigen Besprechungen in allen relevanten Medien wurden ihre Mahler Aufnahmen 2019 mit dem BBC Music Magazine Award und dem OPUS KLASSIK ausgezeichnet.
Adam Fischer nutzt seine Erfolge und die internationale Öffentlichkeit regelmäßig für wichtige Botschaften zu Humanität und Demokratie. Er erhielt für dieses Engagement unter anderem den renommierten Wolff-Prize der gleichnamigen Stiftung in Jerusalem und die Gold Medal in the Arts vom John F. Kennedy Center for the Performing Arts, Washington. Seit mehr als 20 Jahren ist er Mitglied des Helsinki Committee für Menschenrechte, und seit 2016 vergibt er alljährlich den Menschenrechtspreis der Tonhalle Düsseldorf. Adam Fischer ist Ehrenmitglied des Grazer Musikvereins für Steiermark, und trägt den österreichischen Professoren- Titel und den von der dänischen Königin verliehenen Orden von Dannebrog.
Ausgewählte Höhepunkte der Spielzeit 2024/25 umfassen – neben seinen regelmäßigen Projekten mit den Düsseldorfer Symphonikern, dem Danish Chamber Orchestra und bei den Budapester Wagner Tagen – Konzerte mit dem Mozarteumorchester Salzburg (Salzburger Festspiele), den Wiener Philharmonikern (Mozartwoche Salzburg), dem Orchestra of the Age of Enlightenment (Brucknerfest Linz) und den Wiener Symphonikern (Musikverein Wien), sowie „Parsifal“ an der Bayerischen Staatsoper, „Cosi fan tutte“, „Zauberflöte“ und „Rosenkavalier“ an der Wiener Staatsoper und „Mitridate“ an der Hamburger Staatsoper.
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Haydn und Mahler – durch Schuberts Brille
„Dritte Abtheilung“, Adagietto: herbeigesehnt von Publikum und Musikern, aber leider viel zu kurz. Für diesen langsamen Satz – wenn er denn ewig andauern würde – könnten viele Musikfreunde wohl auf einen Großteil der übrigen Musikgeschichte verzichten. Aber das Adagietto ist der kürzeste langsame Satz, den Gustav Mahler je einer Sinfonie beigegeben hat.
Ansonsten ist die Fünfte ein Koloss, der erste vor den Sinfonien Nr. 6, 7, 8, 9 und dem Fragment der Zehnten, gewaltig allesamt. Die Fünfte ist ein Kind der Liebe des frischvermählten Paares Alma und Gustav Mahler. Und doch ist sie Schmerzenskind, wie alle Musik von Mahler, entrungen einer seismographischen Seele im Zeitalter des Anbruchs der Moderne am Anfang des unheilvollen 20. Jahrhunderts.
Vier Kreuze machen das cis-Moll der Mahler-Sinfonie aus. Vier „b“ prägen das f-Moll der von Adam Fischer eigens ausgewählten Haydn-Sinfonie. Die Nummer 49 präsentiert einen bisweilen schmerzhaft gegen die Norm ankomponierenden Haydn, gar nicht klassisch rein oder etwa obligatorisch positiv.
In der Mitte aber zwischen den beiden Komponisten, als unsichtbares und dennoch unüberhörbares Verbindungsglied, steht Franz Schubert. Dessen Lied „Der Tod und das Mädchen“ (und das daraus entwickelte Streichquartett) scheinen 50 Jahre nach Haydn unmittelbar auf der melodischen und harmonischen Struktur des ersten Adagios der f-Moll-Sinfonie zu fußen. An kontrapunktischer Dichte, schmerzhaft gedehnter f-Moll-Klage nimmt Haydns Adagio-Thema das berühmte „Nachbild“ in beeindruckender Weise voraus.
Mahler wiederum denkt den Schubertschen Antagonismus aus Schmerz und Liebe in seinem ganzen Lebenswerk konsequent weiter. Dem Streichquartett „Der Tod und das Mädchen“ hat er übrigens 1894 eine Bearbeitung für Streichorchester an die Seite gestellt, 70 Jahre nach Schuberts Komposition und acht Jahre vor der Sinfonie Nr. 5.
Konzerteinführung: 19.10 Uhr, Ludwig-van-Beethoven-Saal, Steffen Georgi