20:00 Konzerthaus Berlin

Adam Fischer dirigiert Haydn & Mahler

Joseph Haydn

Sinfonie Nr. 49 f-Moll Hob I:49 („La Passione“)

Gustav Mahler

Sinfonie Nr. 5 cis-Moll

Adam Fischer

Dirigent

Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin

Haydn und Mahler – durch Schuberts Brille

„Dritte Abtheilung“, Adagietto: herbeigesehnt von Publikum und Musikern, aber leider viel zu kurz. Für diesen langsamen Satz – wenn er denn ewig andauern würde – könnten viele Musikfreunde wohl auf einen Großteil der übrigen Musikgeschichte verzichten. Aber das Adagietto ist der kürzeste langsame Satz, den Gustav Mahler je einer Sinfonie beigegeben hat.
Ansonsten ist die Fünfte ein Koloss, der erste vor den Sinfonien Nr. 6, 7, 8, 9 und dem Fragment der Zehnten, gewaltig allesamt. Die Fünfte ist ein Kind der Liebe des frischvermählten Paares Alma und Gustav Mahler. Und doch ist sie Schmerzenskind, wie alle Musik von Mahler, entrungen einer seismographischen Seele im Zeitalter des Anbruchs der Moderne am Anfang des unheilvollen 20. Jahrhunderts.
Vier Kreuze machen das cis-Moll der Mahler-Sinfonie aus. Vier „b“ prägen das f-Moll der von Adam Fischer eigens ausgewählten Haydn-Sinfonie. Die Nummer 49 präsentiert einen bisweilen schmerzhaft gegen die Norm ankomponierenden Haydn, gar nicht klassisch rein oder etwa obligatorisch positiv.

In der Mitte aber zwischen den beiden Komponisten, als unsichtbares und dennoch unüberhörbares Verbindungsglied, steht Franz Schubert. Dessen Lied „Der Tod und das Mädchen“ (und das daraus entwickelte Streichquartett) scheinen 50 Jahre nach Haydn unmittelbar auf der melodischen und harmonischen Struktur des ersten Adagios der f-Moll-Sinfonie zu fußen. An kontrapunktischer Dichte, schmerzhaft gedehnter f-Moll-Klage nimmt Haydns Adagio-Thema das berühmte „Nachbild“ in beeindruckender Weise voraus.
Mahler wiederum denkt den Schubertschen Antagonismus aus Schmerz und Liebe in seinem ganzen Lebenswerk konsequent weiter. Dem Streichquartett „Der Tod und das Mädchen“ hat er übrigens 1894 eine Bearbeitung für Streichorchester an die Seite gestellt, 70 Jahre nach Schuberts Komposition und acht Jahre vor der Sinfonie Nr. 5.

Konzerteinführung: 19.10 Uhr, Ludwig-van-Beethoven-Saal, Steffen Georgi

Konzert mit

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